
EC Bad Kissingen – ESC Haßfurt 10:9 (1:3, 6:1, 3:5)
Sie ackerten, sie rackerten, sie kämpften bis zur Erschöpfung. Sie legten trotz einer starken personellen Schwächung eine unglaubliche Moral an den Tag. Bis zum Ende. Und sie erzielten bei ihrer wohl spektakulärsten Aufholjagd der vergangenen Jahre fünf Treffer am Stück in den letzten zwölf Minuten, nachdem sie zuvor sieben in Folge kassierten. Wie bitter, dass die Haßfurter „Hawks“ ein denkwürdiges Derby beim EC Bad Kissingen trotz neun erzielter Auswärtstore kurz vor dem Ende mit 9:10 verloren und die Belohnung in Form der Verlängerung ausblieb.
Für den sichtlich geknickten ESC-Trainer Martin Reichert, der von einer „ganz bitteren Niederlage“ sprach, gab es am Freitagabend nur ein logisches Fazit: „Ich bin stolz auf die Mannschaft.“ Sie habe „genau das umgesetzt, was wir uns heute vorgenommen haben. Alles was drin war, hat sie gegeben. Und zwar von vorne bis hinten, vom Michael Tscherepanow im Tor, über unsere Abwehr, bis hin zu unseren überragenden Torjägern Michal und Jakub.“
Dabei waren die Voraussetzungen für eine Revanche zwei Wochen nach der derben 3:9-Heimklatsche im Hinspiel eigentlich von Anfang an nicht gerade rosig. Ohne die an den Schultern verletzten Angreifer Georg Lang und Jan Trübenekr, dem erkrankten David Franek sowie dem vermutlich für acht Spiele gesperrten Max Hildenbrand (ein Einspruch seitens des ESC wird noch geprüft), schien das Unternehmen „Derbysieg Nummer 2 in Bad Kissingen“ schon vor dem Eröffnungsbully nicht zu realisieren. Immerhin konnte Kissingens Spielertrainer Mikhail Nemirowksy eine Woche nach der krankheitsbedingten Absage der Partie in Moosburg alle „Stars“, darunter auch sich selbst, ins Rennen schicken.
Doch die Musik spielte zunächst der Gast aus Haßfurt, der nicht nur den ersten Abschnitt mit 3:1 für sich entschied, sondern auch am Anfang des zweiten Drittel mit 4:2 in Führung lag. Erst danach begann der Spitzenreiter der Verzahnungsrunde Gruppe C, seine individuelle Klasse immer mehr in Tore umzumünzen, wobei auch die „Hawks“ selbst eine große Rolle spielten.
„Leider hatten wir im zweiten Drittel zu viele individuelle Fehler, das war unser Problem“, wollte Martin Reichert deshalb nicht nur die Stärke des Kissinger Kaders in den Vordergrund stellen. Sieben Mal trafen der aus Haßfurt stammende EC-Kapitän Eugen Nold (er steuerte das zwischenzeitliche 8:4 bei, 41.) und überwiegend seine osteuropäischen Teamkollegen Anton Seewald, Domantas Cypas, Alexei Zaitsev sowie vor allem Nikolai Kiselev drittelübergreifend, sodass sich die Kissinger Fans bis zur 47. Minute über einen deutlichen 9:4-Vorsprung freuten.
Doch von wegen nur anständig zu Ende spielen: Plötzlich übernahmen die „Hawks“ mehr und mehr das Kommando gegen immer mehr nachlassende Hausherren. Lukas-Andreas Thebus (49.), Daniel Hora (51.), Jakub Sramek (56./57.) sowie Michael Babkovic mit seinem siebten Scorerpunkt am Freitag (59.), sorgten mit ihrem 5:0-Lauf für lautstarke Gefühlsausbrüche auf der ESC-Ersatzbank sowie vor allem im Fanblock der knapp 150 mitgereisten Haßfurter Schlachtenbummler. Nikolai Kiselev erwies sich letztlich im wahrsten Sinne des Wortes als „Spielverderber“: 33 Sekunden vor der Schlusssirene erzielte der 23-jährige Russe nicht nur sein viertes Tor, sondern sicherte seiner Mannschaft mit dem 10:9 zugleich den „Dreier“.
Natürlich war die Enttäuschung unmittelbar nach dem endgültigen „Knock out“ riesengroß. Schnell überwog aber der Stolz über die gezeigte Leistung. „Wie meine arg dezimierte Mannschaft gegen die bestbesetzte von Bad Kissingen gespielt hat, da kann ich nur ein Kompliment machen“, sagte Reichert.
Statistik des Spiels
ESC Haßfurt: Tscherepanow, Dietz – Hora, Thebus, Stahl, Marco Hildenbrand, Marx, Bates – Kurz, Kinereisch, Babkovic, Sramek, Hümmer, Dietrich, Stach, Breyer, Vollert / Schiedsrichter: Schmidt – Graf, Voigt / Zuschauer: 619 (150 aus Haßfurt) / Tore für Haßfurt: 0:1 (11.) Thebus (Breyer, Hora) 4-5, 1:2 (12.) Babkovic (Thebus), 1:3 (12.) Babkovic (Sramek), 2:4 (24.) Sramek (Babkovic), 9:5 (49.) Thebus (Babkovic) 4-5, 9:6 (51.) Hora, 9:7 (56.) Sramek (Babkovic, Hora) 5-4, 9:8 (57.) Sramek (Babkovic), 9:9 (59.) Babkovic (Hora) 4-5 / Strafzeiten: Bad Kissingen 16 / Haßfurt 12.