Mit einem eigenen Fußballschuh auf Torejagd gehen: Was für Weltstars wie Lionel Messi, Robert Lewandowski oder Cristiano Ronaldo Standard ist, gibt es nun auch für die Kicker abseits der großen Bühne. Benjamin Dorsch, ehemaliger Bezirksliga-Torhüter beim FC Augsfeld aus Ebelsbach (Lkr. Haßberge), ist dabei, seine Idee in die Tat umzusetzen.
Und die ist: ein Fußballschuh, angepasst an die persönliche Fußform und den eigenen Geschmack. Mit seiner Firma „Imotana“ – rückwärts gelesen heißt das „Anatomi(e)“ – hat er ein Start-up gegründet, das jedem Fußballer und jeder Fußballerin einen eigenen, auf sich zugeschnittenen Schuh anbietet. „Individuell statt Stangenware“, wie es Dorsch umschreibt. Und das zu einem, wie er meint, erschwinglichen Preis. Sein Produkt soll nicht wesentlich mehr kosten als ein herkömmlicher Fußballschuh.
Die Idee kam dem 39-Jährigen, der schon länger Sohlen für Fußballschuhe aus Recyclingmaterial produzieren lässt, bei einem beruflichen Aufenthalt in Asien. Im Hinterkopf hatte er sie aber schon lange: „Weil ich einen Schuh bauen wollte, der passt.“ Dorsch ist gelernter Kunststoff-Techniker, seit Jahren allerdings in der Produktentwicklung tätig, und hat in seinem Berufsleben viele Kontakte geknüpft, um seine Geschäftsidee nun auf den Markt zu bringen.
„Jeder Fuß ist anders“, weiß Dorsch, und dass die unterschiedliche Anatomie der Füße bei den großen Sportartikel-Herstellern eher eine geringe Rolle spielt. Und genau das will er ändern. „Jeder Fußballer bekommt bei uns einen perfekt sitzenden Schuh – dazu noch mit einem Design, das er selbst bestimmt“, glaubt Dorsch, eine Nische im Sportsektor besetzen zu können. Seit Anfang August können sich Interessenten über seine Website anmelden und ab kommender Woche dann das Design ihres Schuhs entwerfen. Zuvor geht es allerdings an die richtige Passform – und die liefert eine App. Mit dieser wird der Fuß von allen Seiten gescannt und als 3D-Modell an Dorschs Firma übermittelt, die dann in einem Spritzgussverfahren den Leisten herstellt, quasi einen Dummy, der die Fußform exakt abbildet.
"Wir nehmen sämtliche Eigenheiten der Füße mit auf", macht Dorsch den Unterschied zu den herkömmlichen Modellen klar. Der "Ur-Leisten", quasi das Ausgangsmodell, wurde von einem der letzten Schuhmacher in Deutschland, der noch Leisten herstellt, angefertigt. "Das ist auch einer unser Partner, der das komplette Know-how der Schuhmacherei mit einbringt."
Nach dem 3D-Modell wird dann der perfekt passende Fußballschuh in Auftrag gegeben. "Der für jeden Kunden erstellte Leisten bleibt in unserer Datenbank und steht den Fußballern damit für weitere Bestellungen zur Verfügung." Bei Farbe, Muster, Schriftzügen, Nummern gibt es dank eines Konfigurators nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. "Selbst Fotos könnten wir auf die Schuhe drucken."
Jonas Schmitt, Stürmer beim Haßberg-A-Klassisten SV Neuschleichach, war der Erste, der sich bei Benjamin Dorsch gemeldet hat. "Ich habe schon immer große Probleme mit der Passform meiner Schuhe, weil ich ein Überbein an den Fersen habe", sei das Angebot aus Ebelsbach für Schmitt "genau das Richtige. Die Idee an sich ist schon geil". Und natürlich habe er sich schon seine Gedanken gemacht, wie sein Schuh letztlich aussehen soll.
"Ich bin zwar eigentlich mehr der Typ für komplett schwarze Fußballschuhe, aber bei den vielen Möglichkeiten, die Imotana bietet, wird es wohl doch eher das dunkle Camouflage. Natürlich mit meinem Namen und meiner Nummer", freut sich Schmitt schon auf Anfang Dezember, wenn sein Modell ausgeliefert wird. Zusammen mit den knapp 1100 anderen Bestellungen der Startphase. Von der Produktion bis zur Auslieferung vergehen rund drei Wochen.
Produktion in Indonesien
Hinter dem Start-up steht aber nicht nur Benjamin Dorsch. Die im Oktober 2020 gegründete Firma besteht aus vier Partnern. Neben dem Ebelsbacher sind noch Matthias Lang, Matthias Leibitz und Manuel Meier mit an Bord, die alle jede Menge Erfahrung in Sachen Sportkleidung haben.
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Nachdem in Europa kein Hersteller – auch keiner der großen fränkischen Sportartikel-Produzenten – bei der Umsetzung des Projekts helfen wollte oder konnte, nutzte Benjamin Dorsch seine Kontakte in Asien und wurde in Djakarta, der Hauptstadt des Inselstaates Indonesien, fündig. Dort werden die Schuhe produziert. Dorsch fliegt im September wieder nach Asien und begleitet die Produktion der ersten Reihe. "Wir messen uns mit unserem Schuh mit jedem anderen auf dem Markt", ist Dorsch auch von der Qualität der Produkte überzeugt. Die sei schließlich so gut, dass "auch Profis damit spielen können".
Sein Partner in Indonesien, darauf legt Dorsch viel Wert, ist von der Idee überzeugt. Und hebe sich vom negativen Image ostasiatischer Fabriken ab: „Die Leute sind alle krankenversichert, bekommen einen anständigen Tariflohn, es gibt Kantinen. Die Belegschaft, immerhin 1500 Personen, wurde vom Arbeitgeber sogar gegen Covid-19 geimpft. Man sieht da auch, dass sich vieles in den letzten Jahren nach oben entwickelt hat“, sagt er.
Geplant seien die Schuhe auch als Vereinspaket. "Das können wir dann Vereinen anbieten, die für ihre Mannschaft komplett bestellen. Da wäre dann auch zum Beispiel das Vereinslogo machbar." Und Ideen für eine künftige Produkterweiterung gibt es mittlerweile auch abseits des Fußballs.
Das Konzept ist auch auf andere Schuhe übertragbar
"Sneakers, Laufschuhe, selbst Badelatschen werden inzwischen angefragt. Da wird sicherlich noch was kommen. Die Fuß-Daten haben wir ja schon, insofern kann unser Konzept auf alle möglichen Schuhe kopiert werden. Aktuell müssen wir aber erst einmal die Fußballschuhe zum Laufen bringen", denkt Dorsch auch schon weiter.
Die ersten richtigen Praxistests folgen in den nächsten Wochen, wenn weitere Prototypen seines eigenen Schuhs geliefert werden. "Die verteile ich dann an Leute mit meiner Schuhgröße. Wahrscheinlich werde ich die Schuhe aber auch selbst testen." Dann wohl im Trikot des SV Fatschenbrunn, bei dem der Vater von vier Kindern selbst noch ab und an aufläuft.