Zwei Auswärtsspiele, zwei Siege. Soweit, so gut. Doch während der deutliche 9:5-Erfolg der Haßfurter Hawks am Freitagabend in der Selber "Kältekammer" in die Kategorie "verdienter Pflichtsieg" einzustufen ist, wurde der bis zum Schluss hartumkämpfte 5:3-Erfolg im nochmals kälteren Tigers-Eisstadion in Bayreuth nur 22 Stunden später teuer erkauft.
Als "unfair" bezeichnete ESC-Trainer Petr Sikora das Auftreten der Wagnerstädter, die des Öfteren die rote Linie einer sportlich vertretbaren gesunden Härte überschritten hätten. "Das war auch bei uns schon zu sehen. Wieder versteckte Fouls. Leider hatten die Unparteiischen vieles nicht gepfiffen."
Jakub Sramek muss verletzt vom Eis genommen werden
Für den größten Aufreger bei den gut 100 mitgereisten Haßfurter Schlachtenbummlern im mit 348 Zuschauern gefüllten Rund, und der Haßfurter Spielerbank sorgte dabei Vizenz Pfleger. Mitte des zweiten Abschnitts – zu diesem Zeitpunkt war in der äußerst zerfahrenen Partie noch kein Treffer gefallen – beförderte der EHC-Verteidiger Haßfurts Goalgetter Jakub Sramek nach einem verlorenen Duell neben dem Bayreuther Gehäuse zu Boden, sodass der Tscheche mit voller Wucht noch an die Bande knallte. Trotz sofortiger Behandlungsversuche musste Sramek mit schmerzverzerrtem Gesicht die Eisfläche verlassen, während sein Kontrahent von Hauptschiedsrichter Oliver Engmann eine zweiminütige Bankstrafe erhielt.
"Ich bin sehr traurig über die Verletzung von Jakub. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist. Aber es bleibt abzuwarten. Einfach ein ganz schlechter Zeitpunkt." Srameks Landsmann Tomas Pribyl ließ sich aufgrund permanenter Provokationen derweil zu einem Stockcheck sowie einer Boxeinlage hinreißen und kassierte eine Spieldauerdisziplinarstrafe.
Jan Trübenekr trumpft gewaltig auf
Als Jean-Maurice Meixner die Bayreuther "Rumpftruppe", die von Beginn an nur zehn Feldspieler zur Verfügung hatte, wenig später in Führung brachte, war die anfänglich gute Laune der Haßfurter endgültig verflogen. Letztlich ließen sich die Hawks den Schneid aber nicht abkaufen: Nur 17 Sekunden später wurde Jan Trübenekr kurz vor dem Tor von den Beinen geholt und verwandelte den zugesprochenen Penalty selbst zum 1:1 (37.).
Im Schlussdrittel kämpften die immer kraftloser werdenden Hawks dann wie die Löwen. Der Lohn: die erstmalige Führung durch Dominik Tobola (43.). Und nach dem Bayreuther Unterzahl-Ausgleich (46.) trumpfte Jan Trübenekr so richtig auf. Mit einem Doppelpack binnen 13 (!) Sekunden brachte der 28-Jährige den Spitzenreiter mit 4:2 nach vorne (jeweils 50.).
Dominik Tobola war erschöpft, aber glücklich
Nach dem 3:4-Anschlusstreffer war es ebenso Trübenekr, der – nachdem die Tigers ihren Torhüter vom Eis genommen hatten – den Puck im eigenen Verteidigungsdrittel abfing und nach einem kurzen Sprint elf Sekunden vor der Schlusssirene mit seinem vierten Treffer zum 5:3-Endstand ins verwaiste Bayreuther Gehäuse traf (60.).
"Wir haben Charakter gezeigt und deswegen gewonnen" zeigte sich Dominik Tobola sehr erschöpft, aber "sehr glücklich. Wir waren am Ende einfach zwei Tore besser, auch wenn der Gegner mit nur zehn Leute gut gespielt hat."
In Selb setzt Trainer Petr Sikora ein Zeichen
Weniger spannend war es dagegen einen Tag zuvor beim VER Selb – zumindest am Ende. Immerhin lagen die Haßfurter nach gerade einmal 1:43 Minuten mit 3:0 in Führung ."Dann haben wir leider zu spielen aufgehört", begründete Betreuer Thomas Heinisch den weiteren torlosen Verlauf sowie vor allem die vermeintliche Aufholjagd der Gastgeber im zweiten Abschnitt.
ESC-Coach Petr Sikora nahm nach dem 3:3-Ausgleich einen Torhüterwechsel vor, "um einfach ein Zeichen" zu setzen. Mit Erfolg: Der Favorit nahm wieder das Heft in seine Hände und zog bis zum Ende des Abschnittes wieder auf 7:3 davon.
Das 2:2-Unentschieden während der letzten 20 Minuten sorgte schließlich für einen ungefährdeten 9:5-Endstand. "Gott sei Dank waren da nicht so viele Emotionen wie in Bayreuth", bilanzierte Sikora und freute sich in erster Linie über ein zumindest sportlich sehr erfolgreiches Auswärtswochenende.