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Neu-Ulm
Vor heimischer Kulisse kämpfen die Handballerinnen um ein Olympia-Ticket
Für die deutschen Handballerinnen geht es in Neu-Ulm um einen Startplatz bei den Olympischen Spielen in Paris, für den Verband um noch viel mehr.
Stephan Schöttl
 |  aktualisiert: 16.04.2024 02:44 Uhr

Die großen Erfolge von Mutter Andrea kommen im Hause Bölk immer wieder auf den Tisch. Auch dieser Tage wird die eine oder andere Geschichte wohl erneut ausgepackt. Die Handballerin hatte 1993 die deutsche Frauen-Nationalmannschaft zum bislang einzigen WM-Titel geführt, zweimal war sie bei Olympischen Sommerspielen dabei. 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta. Das will nun auch Tochter Emily Bölk schaffen. Die 25-Jährige spielt mit der Auswahl des Deutschen Handballbundes ab Donnerstag in Neu-Ulm um einen der verbliebenen Startplätze beim Olympia-Turnier in Paris im Sommer dieses Jahres. 

„Ich bin mit den Storys von Olympia aufgewachsen. Meine Mutter hat immer wieder ihre vielen Eindrücke von den Spielen geschildert. Die Mitbringsel waren tolles Spielzeug für meine Schwester und mich. Aber ich kenne das alles eben nur aus Erzählungen. Wenn ich an Olympia denke, bekomme ich Gänsehaut. Jetzt wollen wir uns den Traum vor heimischer Kulisse erfüllen", sagt Bölk. Gegnerinnen in der Ratiopharm-Arena, die sonst sportliche Heimat des amtierenden deutschen Basketball-Meisters Ulm ist, sind Slowenien (Donnerstag, 17.45 Uhr), Montenegro (Samstag, 14.15 Uhr) und Paraguay (Sonntag, 13.30 Uhr). Letzteres Spiel gilt als Pflichtaufgabe, die anderen beiden Duelle werden wohl auf Augenhöhe ausgetragen. Mindestens Platz zwei muss in der Vierergruppe am Ende herausspringen. Den Auftakt gegen die Sloweninnen sehen die DHB-Frauen daher schon als Schlüsselspiel. "Die haben einige herausragende Spielerinnen in ihren Reihen. Ana Gros ist wahrscheinlich derzeit die gefürchtetste Rückraumschützin in Europa", warnt Bundestrainer Markus Gaugisch. Den EM-Dritten Montenegro bezeichnet er als "abgezockte Mannschaft mit wahnsinnig viel Herzblut". 

Kapitänin Emily Bölk ist Deutschlands "Handballerin des Jahres"

Die Schlüsselspielerinnen der Kontrahentinnen, deren Stärken und Schwächen kennt Bölk aus dem Effeff. In der deutschen Nationalmannschaft ist sie selbst eine derjenigen, die den Unterschied ausmachen können. Die Rückraumspielerin ist eine feste Größe beim europäischen Spitzenklub Ferencváros Budapest und wurde vor wenigen Tagen nach 2018 und 2019 zum dritten Mal als Deutschland "Handballerin des Jahres" ausgezeichnet. Nach der erfolgreichen Generalprobe am vergangenen Wochenende bei der EM-Qualifikation in Heidelberg mit deutlichen Siegen gegen die Ukraine und Israel sagt sie: "Die Stimmung im Team ist absolut positiv, alle sind sehr fokussiert und haben Bock." 

An der Unterstützung in der Arena in Neu-Ulm soll es nicht liegen. Etwas mehr 4200 Zuschauerinnen und Zuschauer haben dort bei Handballspielen Platz, für die drei Partien der deutschen Frauen sind bereits jeweils rund 4000 Tickets verkauft. Zahlreiche Jugendmannschaften aus der Region nutzen die Möglichkeit, die Stars mal hautnah zu erleben.

Für den Deutschen Handballbund ist das Quali-Turnier eine große Chance

Seit 2008 in Peking waren die deutschen Frauen bei Sommerspielen nicht mehr dabei. "Wir haben alle schon WM und EM gespielt, einige auch Champions League. Aber Olympia steht über allem. Das ist für jeden von uns ein großer Traum", sagt auch Nationalspielerin Xenia Smits. Als Vorbild sollen die Männer dienen, die ihr Olympia-Ticket bereits in der Tasche haben. 

Für den DHB hat das Vierer-Turnier auf der bayerischen Seite der Donau große Bedeutung. Da geht es auch um viel Geld, um die Förderung des Nachwuchses und um mediale Aufmerksamkeit. Für Sportvorstand Axel Kromer beispielsweise ist es bereits ein Erfolg, dass die Qualifikationsspiele Deutschlands im öffentlich-rechtlichen Fernsehen live übertragen werden. "Das ist für uns eine tolle Chance zu zeigen, dass Frauen-Handball unglaublich attraktiv geworden ist", sagt er. 

 
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