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Brunsbüttel
Die deutschen Handballer starten ins EM-Trainingslager
In einem 12.000-Einwohner-Ort soll der Grundstein für die Heim-EM gelegt werden. Nun stehen zwei Testspiele in einer Woche an. Die Erwartungen sind riesig.
Alfred Gislason.jpeg       -  Bundestrainer Alfred Gislason bereitet die deutschen Handballer auf die EM vor.
Foto: Arne Dedert, dpa | Bundestrainer Alfred Gislason bereitet die deutschen Handballer auf die EM vor.
Marc Stevermüer
 |  aktualisiert: 11.03.2024 09:33 Uhr

Vermutlich hat ohnehin kein deutscher Handballer ein Interesse daran: Aber Bundestrainer Alfred Gislason muss sich nun wirklich keine Sorgen machen, dass einer seiner Spieler in den nächsten Tagen in Brunsbüttel die Konzentration auf die anstehende Europameisterschaft verliert oder gar an einen nächtlichen Ausflug denkt. All das soll es ja schon gegeben haben. Übrigens auch in Schleswig-Holstein. Allerdings in Malente. Wo sich die Fußball-Nationalmannschaft 1974 auf die WM vorbereitete. Und das Turnier mit dem Titelgewinn beendete.

Seit Montag wohnen und trainieren Deutschlands beste Handballer in Brunsbüttel. Sie bezogen ein schmuckes Domizil direkt am Wasser unweit des Jachthafens, nachdem sie sich zwischen Weihnachten und Silvester bereits für einen Kurzlehrgang in Frankfurt getroffen hatten. "Diese Tage waren sehr wertvoll für uns, auch um Spieler wie Matthias Hanne einzubauen in das, was wir machen", sagt Bundestrainer Gislason, der all seinen Profis für die freien Tage rund um den Jahreswechsel Hausaufgaben in Form von Videos mitgab.

Silvester fiel für das DHB-Team ruhig aus – der Knall soll bei der EM folgen

Im Laufe des Neujahrstags trafen die Spieler im Teamhotel ein, am Abend stand bereits eine erste Einheit an. Die Silvesterfeierlichkeiten waren zuvor bei allen eher klein ausgefallen, Routinier Patrick Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen traf sich beispielsweise mit befreundeten Familien und machte sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Brunsbüttel. Dort wird nun noch einmal geschwitzt, gearbeitet, getüftelt. Und wenn man es positiv ausdrücken will, gibt es im 12.000-Seelen-Örtchen an der Elbe und den Schleusenanlagen des Nord-Ostsee-Kanals auch wenig bis gar keine Möglichkeiten zur Ablenkung. Der Deutsche Handballbund (DHB) sucht die Abgeschiedenheit, ehe der Trubel so richtig losgeht. Am 10. Januar beginnt das Turnier mit einem Zuschauerweltrekord im Düsseldorfer Fußballstadion gegen die Schweiz, mehr als 50.000 Tickets sind verkauft.

Zuvor wird die Mannschaft nach Köln umziehen und dann nach Berlin reisen, wo die beiden weiteren Vorrundenpartien gegen Nordmazedonien (14. Januar, 20.30 Uhr) und Olympiasieger Frankreich (16. Januar) anstehen. Eine Qualifikation für die Hauptrunde vorausgesetzt, folgt die Rückkehr nach Köln. Es geht also rein in die pulsierenden Metropolen. "Wir können unsere Spieler nicht von der Außenwelt abschirmen, sondern sie wollen und sollen auch spüren, dass sie eine Heim-EM spielen. Ich bin davon überzeugt, dass uns das beflügelt", sagt DHB-Sportvorstand Axel Kromer und schaut bereits auf das Auftaktspiel: "Das ist etwas Besonderes. Und wir wissen aus den Jahren 2007 und 2019, welch Mega-Euphorie solch ein Heimturnier auslösen kann."

Ex-Kapitän Gensheimer: "Schon vor dem Anwurf eine Gänsehaut"

Vor fünf Jahren führte Uwe Gensheimer die deutsche Mannschaft als Kapitän bis ins WM-Halbfinale. Im Gespräch mit dieser Redaktion erinnert er sich genau an den spezifischen Reiz eines Heimturniers: "Die Unterstützung der Fans sorgt ganz einfach für einen zusätzlichen Schub. Darauf hat jeder Spieler riesige Lust. Wenn ich an 2019 denke, da haben die Zuschauer noch einmal zusätzliche Kräfte bei uns freigesetzt. Man kommt in Köln in die Halle, da sitzen knapp 20.000 Leute, die haben fast alle Deutschlandfahnen dabei, singen die Nationalhymne mit. Da habe ich schon vorm Anwurf eine Gänsehaut bekommen. Solch ein Erlebnis ist mit nichts anderem im Handball vergleichbar."

Einen ersten Vorgeschmack auf das, was da kommt, wird die DHB-Auswahl noch in dieser Woche erleben. Am Donnerstag in Flensburg (16 Uhr) und am Samstag in Kiel (18 Uhr) stehen noch zwei Testspiele gegen Portugal an. "Das ist ein guter Gegner, auf den wir bei der Europameisterschaft nicht so schnell treffen können", sagt Bundestrainer Gislason, der sich mit Blick auf die EM, die damit verbundene große Aufmerksamkeit und die riesigen Erwartungen sicher ist, dass "die Spieler mit dem Druck sehr gut klarkommen." Es wird ja nicht weniger erwartet, als dass die Mannschaft die Handball-Nation begeistert und nach Möglichkeit auch das Halbfinale erreicht.

"Es ist klar, dass wir diesen Traum haben. Bei einer Heim-EM wollen wir eine Stimmung erzeugen, die uns durchs Turnier trägt. Dafür benötigt man einen Traum, der öffentlich als hohes Ziel wahrgenommen wird", sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann, der "Dänemark, Frankreich und Schweden stärker" als die Deutschen einschätzt: "Aber mit den dann folgenden Nationen wie zum Beispiel Spanien bewegen wir uns auf Augenhöhe." Was ab dem 10. Januar zu beweisen wäre.

 
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