Schon auf dem Flug nach Nairobi im Luftwaffen-Airbus fällt er auf: Von der Körperlänge und vom Promistatus her ist nicht Frank-Walter Steinmeier der Star an Bord des A340, sondern Dirk Nowitzki. Der Bundespräsident hat die Würzburger Basketball-Legende eingeladen, ihn bei seinem Staatsbesuch in Kenia zu begleiten. Und der hat gern zugesagt. Schließlich hält Nowitzki Steinmeier für einen ziemlich coolen Typen. „Super relaxed, super witzig, super spontan“, sind die Beschreibungen, die the great Nowitzki für das Staatsoberhaupt auf die Schnelle einfallen. Und: „Er repräsentiert Deutschland sehr, sehr gut in der Welt.“
Nowitzki sitzt am Dienstagmorgen entspannt in der Lobby des Hotels Radisson Blu Nairobi, trinkt einen Kaffee. Der kenianische Staatspräsident Uhuru Kenyatta nimmt es mit der Pünktlichkeit nicht so genau, die deutsche Delegation wartet. Nowitzki plaudert locker über Familie, soziales Engagement und das Leben nach dem Leistungssport. „Schon Wahnsinn, dass es jetzt wieder fast ein Jahr rum ist. Die schwerste Zeit war, als die neue Saison losging, Oktober, November. Die Routine fehlt, die Reiserei fehlt, die Jungs in der Umkleide fehlen. Aber ich muss echt sagen: Mir geht es gut mit der Entscheidung.“ Schließlich habe er über 20 Jahre gespielt und in dieser Zeit „alles gegeben“.
Mit den Kids seien er und seine Frau in den vergangenen Monaten viel gereist, berichtet Nowitzki. Viel Spaß habe das gemacht. Seine Frau Jessica und seine knapp sieben Jahre alte Tochter Malaika stoßen am Dienstagmittag zur Reisegruppe des Bundespräsidenten hinzu, schauen sich mit dieser am Nachmittag ein Elefanten-Waisenhaus und den Nairobi Nationalpark an. Die beiden drei und fünf Jahre alten Söhne sind zuhause geblieben. „Ich vermisse die Jungs“, gesteht Nowitzki. Schließlich habe er sie jetzt schon seit fast zwei Wochen nicht mehr gesehen.
Nur Familienvater ist Nowitzki aber nicht. Dass ihm Steinmeier im vergangenen Jahr das Bundesverdienstkreuz verlieh, hat weniger mit seinem sportlichen Erfolg und mehr mit seinem sozialen Engagement zu tun. Der gebürtige Würzburger ist Unicef-Botschafter und hat zwei Stiftungen, mit denen er seit vielen Jahren Kinder unterstützt.
Auch deswegen kam die Reise gelegen. Die Mutter seiner Frau, eine Kenianerin, sei leider früh gestorben, erzählt Nowitzki. „Wir haben ein bisschen Familienland geerbt. Und da wollen wir jetzt ein Kinderprojekt drauf starten. Erst mal anfangen mit Basketball, aber auch ein richtiges Jugendzentrum drauf bauen über die nächsten paar Jahre.“ Auch eine Bücherei soll vielleicht entstehen. Die Reise nutze er daher auch zum Aufbauen von Netzwerken. So habe er etwa schon die kenianische Sportministerin kennengelernt, die Unterstützung zugesagt habe. „Von daher ist es für mich ein toller Trip und eine große Ehre.“
Um Basketball in Kenia populär zu machen, ist noch Aufbauarbeit nötig. „Es ist natürlich schon absolutes Fußball-Land, Leichtathletik-Land.“ Für den langen Deutschen hat dies den Vorteil, dass er sich ziemlich frei bewegen kann. „Man wird hier und da mal erkannt“, sagt Nowitzki nach inzwischen vier, fünf Besuchen in dem ostafrikanischen Land. Aber: „Hier bin ich eigentlich eher der „große Mosungo“, der große weiße Mann.“
Und die berufliche Zukunft? „Ich glaube, irgendwann wird schon was Neues kommen. Ich schätze mal, dass ich schon dem Basketballsport erhalten bleibe.“ Es mache natürlich Sinn, in Dallas etwas mit den Mavericks zu machen, weil die Stadt ohnehin sein Lebenszentrum bleiben werde. „Aber ich habe gesagt, ich will erst mal Abstand gewinnen – psychisch, physisch. Und dann in ein paar Jährchen können wir mal schauen, was meine nächsten Aufgaben so sind.“