Manchmal passieren Dinge, da wird der Fußball ganz unwichtig. Damir Buric, der Trainer der SpVgg Greuther Fürth, fehlte am Montagabend beim DFB-Pokalspiel gegen Borussia Dortmund kurzfristig wegen eines Trauerfalls in der Familie. Seine Assistenten Oliver Barth und Petr Ruman vertraten den Kroaten, der möglicherweise auch beim Zweitliga-Spiel am Samstag gegen Paderborn noch nicht wieder zurückkehren wird. Dass Sportgeschäftsführer Rachid Azzouzi in einer Erklärung versicherte, der Trainer werde die Zeit bekommen, die er benötige, könnte darauf hindeuten.
Den Fürther Profis war das Fehlen ihres Cheftrainers nicht negativ anzumerken. Im Gegenteil, sie wuchsen über sich hinaus und waren nahe daran, den klar favorisierten Bundesligisten aus dem Wettbewerb zu werfen. Die Führung durch Mittelfeldspieler Sebastian Ernst (78. Minute), der 2017 ein halbes Jahr für die Würzburger Kickers in der zweiten Liga gespielt hatte, hielt bis zur fünften Minute der von Schiedsrichter Manuel Gräfe großzügig bemessenen Nachspielzeit. Dann rettete der eingewechselte Stareinkauf Axel Witsel den BVB mit seinem Ausgleich in die Verlängerung. Und auch die hatte ein dickes Ende für Fürth. Marco Reus beförderte Dortmund mit dem 1:2 in der 120. Minute in die zweite Runde. Geschichte wiederholt sich: 2012 war Greuther Fürth im Pokal gegen Dortmund ebenfalls durch ein Tor in der 120. Minute ausgeschieden.
Mit einer guten Spielorganisation und großer Zweikampfstärke hatte der Zweitligist über weite Strecken des Spiels selbstbewusst dafür gesorgt, dass der Dortmunder Druck nicht zu groß wurde und die Kleeblatt-Fans unter den 15 500 Zuschauern im ausverkauften Ronhof ein tolles Pokalspiel erlebten. Das Umschaltspiel des Bundesligisten über die pfeilschnellen Außenspieler Christian Pulisic und Marius Wolf stoppte Greuther Fürth häufiger, als man das bei der Grundschnelligkeit eines Roberto Hilbert erwarten konnte. Vieles war bei den Gästen im ersten Pflichtspiel der Saison nur Stückwerk.
Das 0:0 zur Pause war trotzdem schmeichelhaft für die Gastgeber. Und es zeigte aus Dortmunder Sicht deutlich, warum der unter Trainer Lucien Favre für viele Millionen neu aufgebauten Mannschaft tatsächlich noch ein letzter Transfer fehlt: ein Mittelstürmer. Favre hatte Reus in die Spitze beordert, doch der BVB-Kapitän vergab schon vor der Pause drei gute Chancen und nach dem Wechsel zwei weitere.
Auf der anderen Seite wurde es trotz allen Fürther Eifers nie richtig gefährlich für Dortmunds Torwart Roman Bürki, weil der letzte Pass nicht durchkam. Mit Wiederbeginn legte Greuther Fürth aber den letzten Respekt ab, attackierte mit offenem Visier. Und hatte Glück, dass Pulisic mit seinem Strahl am Pfosten scheiterte (60.).
Auf der Gegenseite passte Dortmund einmal nicht auf – und Greuther Fürth schlug zu. Nach einem Konter lupfte Daniel Keita-Ruel den Ball vor das Tor, Ernst lief ein und vollendete unbedrängt (78.). Dortmund drängte verzweifelt und hatte wider Erwarten Erfolg, weil der sträflich alleine gelassene belgische WM-Teilnehmer Witsel nach einem Heber volley vollenden durfte (90.+ 5).
Die Verlängerung dominierte der BVB dann klar – aber der eingewechselte Fabian Reese hatte bei einem Konter die Fürther Siegchance, scheiterte jedoch an Bürki (113.).