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FUSSBALL: 2. BUNDESLIGA
Greuther Fürth: Der Dauerbrenner bleibt in großer Gefahr
SpVgg Greuther Fürth - VfL Bochum       -  Bescherte Fürth die zwischenzeitliche 1:0-Führung: Serdar Dursun (vorne), hier im Zweikampf mit Bochums Selim Gündüz.
Foto: Timm Schamberger, dpa | Bescherte Fürth die zwischenzeitliche 1:0-Führung: Serdar Dursun (vorne), hier im Zweikampf mit Bochums Selim Gündüz.
Hans Strauß
Hans Strauß
 |  aktualisiert: 28.04.2018 02:18 Uhr

Nur einmal in den letzten 21 Jahren hat die Spvgg Greuther Fürth die 2. Fußball-Bundesliga überhaupt verlassen. Das war 2012, als der kleine Klub sein einjähriges Gastspiel in der Bundesliga gab. Ein Abstieg in die 3. Liga war noch nie ein so großes Thema wie in dieser verrückten, von extremer Ausgeglichenheit gekennzeichneten Runde. Mit dem 1021. Zweitliga-Spiel am Freitagabend gegen den VfL Bochum (1:1) hat Greuther Fürth in der ewigen Tabelle der Zweiten Liga nun auch hier die Spitzenposition übernommen. Die Sorge, dass für den Dauerbrenner vorerst nur noch drei Partien hinzukommen könnten, ist am Ronhof – bei nur einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz – allerdings nicht kleiner geworden.

Kapitän Marco Caligiuri ist eine der wenigen Konstanten im zu ständigen Spielerverkäufen gezwungenen Ausbildungsverein Fürth. Er trug dem Ernst der Situation Rechnung und spielte trotz seines Kahnbeinbruchs mit einer Schiene am Unterarm. Caligiuri machte es gut, stabilisierte die Abwehr. Es sah auch nach angenommenem Abstiegskampf aus, wie Serdar Dursun mit großem Willen aus einer scheinbar belanglosen Situation heraus das 1:0 erzwang (27. Minute). Es waren Dursuns erster Startelf-Einsatz und sein erstes Tor seit September. Was Greuther Fürth in der kompletten zweiten Hälfte ablieferte, war jedoch erschreckend kleinmütig. Die Mannschaft gab das Mittelfeld frei und das Umschaltspiel auf, verbarrikadierte sich vor dem eigenen Tor und bettelte förmlich um den Ausgleich. Der fiel zwar erst in der 83. Minute und war eigentlich irregulär, weil Robby Kruse vor seiner Hereingabe auf den unbewachten Lukas Hinterseer knapp im Abseits gestanden hatte, aber folgerichtig. Die Fürther Fans unter den 8820 Zuschauern gingen nach dem Abpfiff schwermütig in den lauen Frühsommerabend.

Fast väterliches Verständnis

Nach nur einem Punkt aus zwei aufeinander folgenden Heimspielen ist die lange hervorragende Rückrundenbilanz nun Makulatur. Es folgen noch drei Endspiele gegen die direkten Konkurrenten St. Pauli (A), Duisburg (H) und Heidenheim (A). Sportdirektor Rachid Azzouzi behält also recht mit seiner Prophezeiung, dass die Zitterpartie bis zum letzten Spieltag gehen werde. Azzouzi, der ebenso wie Trainer Damir Buric erst im Laufe der Saison in sein Amt gekommen ist, versuchte aber, Gelassenheit auszustrahlen. Nach der „absolut geilen“ ersten Halbzeit sei das eben „Abstiegskampf pur“ gewesen, da spiele „der Kopf eine große Rolle“. Buric warb fast väterlich um Verständnis für seine Profis: „Wir kommen vom letzten Platz. Seit ich hier bin, gab es kein leichtes Spiel. Immer Druck, immer Stress. Trotzdem wollen wir am Ende über dem Strich stehen.“

Buric trauerte zu Recht dem vergebenen 2:0 nach, das Khaled Narey vor der Pause zwei Mal auf dem Fuß gehabt hatte. Narey brachte seinen Trainer zur Verzweiflung, weil er jeweils flach statt hoch schoss, VfL-Torwart Manuel Riemann konnte beide Male parieren. „Da haben wir den Matchball vergeben“, sagte der Trainer. In der zweiten Halbzeit habe Bochum eben gezeigt, dass es zurzeit „die beste Mannschaft der 2. Bundesliga“ habe. Buric-Freund Robin Dutt ist es doch noch gelungen, die hohe Qualität des VfL-Kaders wachzuküssen.

Der Fürther Trainer muss hingegen mit dem Personal leben, das er hat. Wegen der Gelb-Sperre von Julian Green und der Rückenverletzung von Adam Pinter im Training gab es keinerlei brauchbare Alternativen fürs erlahmende Mittelfeld auf der Bank. „Sie werden nie von mir hören, dass ich jammere, wenn jemand fehlt“, sagte der Kroate. Mund abputzen, weiter arbeiten, weiter hoffen. „Wir werden nie aufgeben und nächste Woche hoffentlich Tore machen.“

Zehn Millionen weniger Fernsehgeld

In den nächsten Wochen wird die schmucke neue, schon bezogene Haupttribüne im Ronhof fertiggestellt. In den letzten Jahren hat der Klub zudem viel in seine Infrastruktur mit Funktionsgebäuden und Trainingsplätzen investiert, dazu personell aufgestockt. In der 3. Liga gäbe es für Greuther Fürth rund zehn Millionen Euro weniger Fernsehgeld als jetzt. Das aufzufangen, würde nicht ohne sehr schmerzliche Einschnitte gehen.

 
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