Es gibt wenig Gebiete, auf denen der Aberglaube auf derart fruchtbaren Boden fällt wie im Sport. Mancher Athlet geht immer mit dem linken Fuß zuerst auf den Platz, andere schwören auf den abgewetzten Glückspulli des Trainers, den der bemitleidenswerte Übungsleiter so lange tragen muss, wie die Siegesserie hält. Richtig spannend wird es aber, wenn es um den Misserfolg geht.
Legendär ist bis heute der Fluch des Nutella-Brotes: Der Brotaufstrich mag für Ex-Werder-Stürmer Max Kruse das Frühstück der Champions sein – als Werbeträger ist er pures Kryptonit für die Zukunft von Fußballprofis. Zur Erinnerung: Der Schokoladenkonzern Ferrero, der den Schoko-Aufstrich produziert, setzte zu Beginn des Jahrtausends vielversprechende Jung-Nationalspieler zu Werbezwecken an einen Tisch – und die Karrieren von Benni Lauth, Andreas Hinkel oder Kevin Kuranyi setzten zum sofortigen Sturzflug an. Seither hat es niemand aus der Branche mehr gewagt, werbewirksam den Schokoaufstrich auf ein Brot zu schmieren.
Mit Félix Auger-Aliassime schied der letzte "Break Point"-Profi aus
Gut möglich, dass Tennisspieler künftig auch einen großen Bogen um den StreamingdienstNetflix machen. Der Konzern begleitete für die Langzeit-Doku "Break Point" zehn junge Spielerinnen und Spieler ein Jahr lang. Alle sind sie talentiert, hoffnungsvoll – und alle sind sie nun bei den Australian Open in den ersten Runden aus dem Turnier geflogen oder waren wegen Verletzungen gar nicht erst angetreten. Zuletzt schied mit Félix Auger-Aliassime der letzte "Break Point"-Profi aus. Ganz schön ärgerlich auch deswegen, weil die Doku-Reihe erst kurz vor dem Turnierstart in Melbourne auf dem Portal abrufbar war.
Netflix selbst sah sich mittlerweile dazu gezwungen, auf Twitter darauf hinzuweisen, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Serie und dem Ausscheiden bei den Australian Open gibt. Wer das glaubt, isst auch Nutella-Brote.