Wer von uns hat nicht schon einmal einen Bierdeckel zweckentfremdet? Aus Mangel an ordentlichen Notizzetteln im angeregten Tischgespräch mal schnell Handynummern, Wegskizzen oder auch Fragmente der Steuererklärung hingekritzelt. Im Amateurfußball ist überliefert, dass schon so mancher Kicker den Verein wechseln musste, weil er in bierseliger Runde auf einem solchen Stück Pappe seine Unterschrift hinterlassen hatte. "Eine Willenserklärung, die auf einem Bierdeckel ge- und unterschrieben wird, ist wirksam", heißt es im juristischen Fachjargon.
Und was für einen Bierdeckel gilt, gilt erst recht für eine Serviette. Auch sie erweist sich als äußerst urkundentauglicher Bestandteil der Gastronomie, wenn zwischen Fußballern und Vereinen verhandelt wird. Die berühmteste aller "Vertrags"-Servietten wird wohl im März im britischen Auktionshaus Bonhams unter den Hammer kommen. 350.000 Euro werden als Mindestpreis aufgerufen für jenes weiße Papierstück aus dem Jahre 2000, auf dem Lionel Messis Wechsel zum FC Barcelona festgezurrt wurde.
Spielerberater Gaggioli bewahrte "Vertrags"-Serviette von Lionel Messi in einem Banksafe auf
Dass der kleine, schmächtige 13-Jährige, der da mit seinem Vater am Tisch im Restaurant saß, einmal zur Fußball-Ikone werden würde, ahnte damals noch niemand. Doch weil ihn Carles Rexach, der damalige Sportdirektor des FC Barcelona, unbedingt haben wollte, schrieb er die Absichtserklärung – die später als Messis erster Vertrag in die Geschichte eingehen sollte – kurzerhand auf eine weiße Serviette.
Einer, der dabeisaß und schon von Berufs wegen weiß, wie bedeutungsvoll Unterschriebenes jeglicher Art ist, war der argentinische Spielerberater Horacio Gaggioli. Jahrzehntelang bewahrte er das gute Stück in einem Banksafe auf und wusste über die Zeit hinweg die Bedeutung seiner persönlichen Wertanlage anzufeuern: "Für mich ist die Serviette das wichtigste Dokument der gegenwärtigen Fußballgeschichte", sagte er schon vor zehn Jahren in einem Interview. Nun soll sie ihm endlich die erhoffte Rendite bringen. Verbunden mit einem adäquaten Platz, den nicht nur er sich im Fußballmuseum des FC Barcelona vorstellen würde.
FC Barcelona hätte Messis Serviette gern als Ausstellungsstück in seinem Museum
Beim Blick auf den notorisch klammen Verein ein frommer Wunsch. Dass Barca um die geschichtsträchtige Serviette mitbieten wird, steht außer Frage. Doch was tun, wenn der hoch verschuldete Club überboten wird und das Original wieder im Safe einer Privatperson verschwindet? Da könnte wohl nur der Weltmeister selbst, der achtmalige Weltfußballer, der mit dem FC Barcelona 35 Titel gewann, Abhilfe schaffen: Messi könnte doch 23 Jahre später seinen eigenen Vertrag ersteigern und diesen dem Museum seines Herzensvereins zur Verfügung stellen? Es wäre ein hinreißendes Happy End, das jeden Bierdeckel zieren würde.