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Glosse
Von alten Störchen und Toni Kroos
Alte Störche kommen schneller ans Ziel als junge Störche. Für diese neue Erkenntnis hätten Wissenschaftler auch einfach einen Blick auf den Sport werfen können.
Toni Kroos.jpeg       -  Toni Kroos gehört auch mit 34 Jahren noch nicht zum alten Eisen.
Foto: Robert Michael, dpa | Toni Kroos gehört auch mit 34 Jahren noch nicht zum alten Eisen.
Tilmann Mehl
 |  aktualisiert: 11.03.2024 08:58 Uhr

Die Wissenschaft war dem Sport schon häufig ein effektiver Diener. Geschickt verbaute Carbon-Sohlen lassen Marathonläufer beschleunigt über 42 Kilometer federn, virtuell erzeugte Abseitslinien trennen wertes von unwertem Tor und Elektromotoren bekräftigen Heerscharen e-bikender Rentner im Glauben, Bergmassive bezwingen zu können. 

Nicht immer aber ist der Forschergeist von Erfolg gekrönt. Laut einer alten Theorie könnte man unzähligen Affen unendlich viele Schreibmaschinen zur Verfügung stellen und irgendwann brächten sie ein Shakespeare-Sonett zu Papier. Studenten der Universität in Plymouth machten sich 2003 an einen Realitätscheck. Weil Milliarden von Affen nicht aufzutreiben waren, begnügten sie sich mit sechs Makaken und einem Computer. Vier Wochen später hielten die Studierenden fünf Seiten Text in der Hand, allerdings fand sich darin kein einziges bekanntes Wort. Dafür hatten die Affen die Tastatur als Toilette benutzt oder sie mit Steinen traktiert. 

Ältere Torhüter haben höchst effiziente Flugrouten

Vom Ergebnis dieses Experiments war schon vor der Ausführung auszugehen. In eine ähnliche Richtung bewegt sich eine Beobachtung des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell. Die Wissenschaftler haben in Zusammenarbeit mit der Universität Konstanz herausgefunden, dass Weißstörche mit zunehmendem Alter schneller ans Ziel kommen als ihre jungen Kollegen. Das Fluggetier wurde zuvor mit GPS-Sendern ausgestattet und schließlich präsentierten die Gelehrten stolz das Ergebnis, dass ältere Störche die effizienteren Flugrouten haben.

Das wäre einer jener Fälle gewesen, in denen die Wissenschaft vom Sport hätte lernen können, statt den Langschnäbeln Sender anzuklipsen. Wer nicht durch das Mikroskop des Forschers blickt, sondern durch eine handelsübliche Fanbrille, weiß von jeher: Die Flugrouten älterer Torhüter sind weitaus effektiver als die der Nachwuchsflieger. Buffon, Neuer, Zoff und Turek hatten jenseits der 30 den 20-Jährigen etliches voraus. Wusste ja auch schon Otto Rehhagel: Es gibt keine alten und junge Spieler, sondern nur gute und schlechte.

Toni Kroos beispielsweise zählt gewiss nicht zu den schnellsten Spielern – und befindet sich doch immer vor seinem Gegenspieler am Ball. Der Igel zwischen all den Hasen. Wobei ja er eher alter Hase ist. Nicht wieselflink, dafür mit Adlerauge. Ob es schon wissenschaftliche Erhebungen gibt, beim wievielten Tiervergleich Leser oder Leserin aussteigt? Da brat mir einer 'nen Storch.

 
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