Aus singulären Ereignissen Konsequenzen zu ziehen, kann sinnvoll sein – muss es aber nicht. Ähnlich verhält es sich mit der Wahl etwaiger Konsequenzen. Das pädagogische Spektrum gibt zwischen schmerzhaft und aufbauend allerhand her. Den jüngsten Pisa-Schock (wenngleich nun tatsächlich kein singuläres Ereignis) wüsste manch gepiesackter Nachkriegs-Pennäler mit kreidewerfender Strenge behandelt, während Reformpädagogen behutsam die Gründe für das relative Versagen aufarbeiten wollen, um sie dann im wissenschaftsübergreifenden Universalplenum zu beseitigen.
Im Fall des FC Bayern nun stellt sich die Frage, ob es sich nun wirklich um einen singulären Systemausfall handelt, oder aber ob die Münchner Sicherheitssysteme häufiger zum Ausfall neigen. Nach 13 Spielen stehen die Münchner bei 32 Zählern. Das ist – trotz des Frankfurter Debakels – die beste Ausbeute, seit Pep Guardiola den Verlockungen des Manchester Wetters nicht mehr widerstehen konnte. Wer mag, kann freilich noch das Pokal-Aus gegen Saarbrücken als Indiz für Münchner Schludereien anführen. Möglicherweise handelte es sich dabei aber auch nur um eine besondere Laune desjenigen, der sich zumeist von den Verlierern für die Ungerechtigkeiten des Fußballgottes schelten lassen muss.
Nicht einmal die Brasilianer wurden des Landes verwiesen
Wie nun aber umgehen mit den Gebeutelten? Wenn das Kind das erste Mal in Hundemist tritt, werden die Eltern es hoffentlich nicht sofort zur Adoption freigeben (was beim wiederholten Male absolut verständlich wäre). Der erste Physik-Sechser führt nicht gleich zum Sitzenbleiben, sogar die nicht für ihren Reformeifer bekannte katholische Kirche vertraut auf das Prinzip Vergebung (bei ein paar Honeßunser wird es der FC Bayern aber wohl nicht bewenden lassen) und selbst die brasilianischen Nationalspieler wurden nach dem 1:7 nicht des Landes verwiesen.
Der Sport und der Umgang mit seinen Protagonisten lässt sich nur schwerlich mit anderen gesellschaftlichen Feldern vergleichen. Wer fordert, Tuchel solle entlassen werden, würde sich etwaige Forderungen bezüglich seines eigenen Jobs nach einer missratenen Arbeitswoche verbieten. Mit einem Blick auf seinen Lohnzettel, kann der Münchner Trainer möglicherweise gelassener über derartige Forderungen hinwegsehen.
Für alles Weitere gilt es, Schlussfolgerungen aus den weisen Worten des Fußballphilosophen Andreas Brehme zu ziehen. "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß." Als Erstes – und hier vereinigen sich die Fachbereiche Kindererziehung und Sportwissenschaft: Füße reinigen. Manche Konsequenzen sind alternativlos.