Gut ausschauen – im Sport doppeldeutig. Gut ausschauen, das bezieht sich in diesem Metier nicht nur auf Äußerlichkeiten, sondern zugleich auf die Art und Weise, wie sich Sportlerin und Sportler in ihrem Tun präsentieren. Was etwa der FC Augsburg jüngst in Darmstadt zeigte, das sah ziemlich gut aus. Sofern man es mit Augsburg hält. Und ziemlich schlecht aus Darmstädter Sicht. Irgendwie also auch eine Geschmacksfrage.
Womit schnell der Bogen in die Modewelt gespannt wäre. Denn wo sonst treffen Geschmäcker derart konfrontativ aufeinander? Vor einiger Zeit noch verließ jeder das Haus weiß beturnschuht und in engen Hosen. Inzwischen kann die Freiheit ums Bein herum gar nicht mehr groß genug sein. Selbst an Trikots gingen Trends nicht vorbei. Die Weltmeister von 1974 kämpften im Endspiel nicht nur mit Niederländern, sondern zugleich mit vollgesogenen Baumwollhemden, die als Wischmop taugten. Ob die Polyester-Generation der 90er mehr Tragekomfort lieferte, schwer zu sagen. Zwar saugten sich die glänzenden Plastikprodukte nicht voll, Schweiß nach außen transportierten sie allerdings auch keinen. Trotzdem ist das Trikot mit den schwarz-rot-gelben Streifen in Zackenoptik von der WM in Italien Kult. Weil: Ein Weltmeister sieht immer gut aus.
Lena Gercke spricht von einem "Milestone"
Weit weniger Wert auf Atmungsaktivität legen seit jeher Fans. Das Trikot ihres Klubs ist kein modisches Statement, sondern Ausdruck bedingungsloser Zugehörigkeit. Das Leiberl stiftet Identifikation. Entscheidend lediglich: die Farben. Man erinnere sich an die blauen Trikots, die der FC Bayern Ende der 90er in Heimspielen trug. Sammy Kuffour musste auf dem Münchner Rathausbalkon rot-weiße Trikots fordern, um die Farben des Stadtrivalen loszuwerden und die Dress-Designer ans unabdingbare Rot zu erinnern.
Noch ein kleines Kind war damals Lena Gercke, die jetzt das erste, extra für die Fußballerinnen des FC Bayern designte Trikot kreieren durfte. Eine große Sache, glaubt man Bianca Rech, der Abteilungsleiterin FC Bayern Frauen. Sie spricht von einem "richtungsweisenden Tag in der Geschichte der FC Bayern Frauen". Gercke drückt ihre Freude aus, "Teil dieses längst überfälligen Milestones sein zu dürfen". Das Jersey von LeGer wird zweifelsohne ein Hingucker. Dessen Farben: Formsache – mag man meinen. Es sind... nein, sind es nicht. Es sind ein Schwarz und ein Lachs, das sich zugleich als Neon-Orange, Pfirsich oder Koralle interpretieren ließe. Alles außer Rot und Weiß jedenfalls.
Ob das den Geschmack der Bayern-Fans trifft? Gut möglich, dass eine Spielerin nach gewonnener Meisterschaft den Kuffour gibt.