Die Liebe zum Fußballverein des Herzens – sie ist wie ein Feuer: Manchmal wärmt sie, manchmal verbrennt man sich aber auch gehörig daran. Nämlich dann, wenn der vermeintlich beste aller Klubs sich mal wieder so dämlich wie kein anderer anstellt. In den USA gibt es dafür seit einiger Zeit einen Fachbegriff: die "Sportsfan-Depression". Die ist keine echte Depression, kommt laut dem Therapieunternehmen Thriveworks aber mit Symptomen daher, die der einer echten Depression ähneln. Die Rede ist von der Enttäuschung und dem Ärger, den der von seinem Klub geschundene Anhänger nach einer heftigen Pleite seines Lieblingsteams empfindet.
Bei aller Liebe braucht man von diesem zeitraubenden Hobby auch mal Urlaub. Schwierig wird es nur, wenn sich der gebuchte Familienurlaub und ein, sagen wir mal, wichtiges Relegationsspiel in die Quere kommen. Wenig überraschend macht der Spielplan eben nicht halt vor dem Abstiegsfinale. Bedeutet: Wenn der Klub des Herzens in die zweite Liga muss, kann am Gardasee zwei Wochen lang die Sonne scheinen – es ist alles für die Tonne. Im Internet hagelt es natürlich kluge Tipps, wie man die "Sportsfan-Depression" zumindest während der umgehen kann.
Es gibt den Vorschlag eines Sportverbots
Recht unrealistisch kommt der Vorschlag eines generellen Sportverbots daher – in Zeiten des Smartphones entgeht einem sowieso nichts mehr. Zugleich werden Erinnerungen an den letzten Pfingstferienurlaub wach, als der sich fest in baden-württembergischer Hand befindliche Campingplatz am Abend in eine einzige VfB-Fanmeile verwandelte, die fingernägelkauend das Relegationsspiel gegen den HSV verfolgte. Viel Spaß dabei, denen den Vorschlag zu machen, das Spiel doch einfach in Bausch und Bogen zu ignorieren.
Der Rest der Vorschläge sind bestenfalls eine gute Ablenkung für die Fanseele, die neue Enttäuschungen verkraften muss: Wanderungen mit der Familie, Kochabend, Brettspiele. Ja, gut äh. Wer da glaubt, dass man sich bei diesen Gelegenheiten nicht auch mit der Restfamilie in die Wolle kriegen kann, hat seinen ersten Familienurlaub offenbar noch vor sich.
Ohnehin ist das Phänomen der "Sportsfan-Depression" hierzulande so neu nun auch wieder nicht. Mal bei allen HSV-, Löwen oder Schalke-Fans nachfragen. Die haben im Laufe der Jahr(zehnt)e auch wirklich nachhaltige Strategien entwickelt, um mit den Nackenschlägen des Spieltags klarzukommen. Eine mögliche Variante lautet: Ich möchte nicht über den letzten Spieltag sprechen. Auch im Urlaub nicht.