
Mamma Mia! Was für ein Debakel! Da freut sich Italien wie verrückt auf die Olympischen Winterspiele in seinem Land und dann taucht da tatsächlich der Vorschlag auf, die Bob- und Rodelwettbewerbe aus Mangel einer geeigneten Eisbahn ins Ausland zu verlegen. Von Österreich ist da die Rede, oder sogar von Deutschland! Vorschläge, die das italienische Volk so abstrus findet, als würde man ihm Kaiserschmarrn und Sauerkraut zur Pizza servieren.
Offiziell wurden die Winterspiele 2026 an Mailand und das nahe gelegene Cortina d’ Ampezzo vergeben. Eine ziemlich schneesichere Gemeinde im Norden des Landes, die schon 1956 die olympischen Wettbewerbe austrug. Die Bobs und Rodel wurden damals auf der Eisbahn „Pista olimpica Eugenio Monti“ heruntergelassen, die später auch im James Bond-Streifen „In tödlicher Mission“ einige Berühmtheit erlangte. Altersbedingt musste sie 2008 stillgelegt werden und wurde im Jahre 2023 als „nicht reaktivierbar“ erachtet.
Auch die Bobbahn der Turiner Winterspiele wurde bereits stillgelegt
Es folgte der Abriss und der feste Vorsatz, bis 2026 eine neue Eisbahn in Cortina zu errichten. Bislang ohne Erfolg. Baufirmen winkten aufgrund des Risikos von steigenden Energie- und Materialkosten dankend ab und im Oktober 2023 wurden die Pläne für einen Neubau endgültig verworfen. Auch für die Reaktivierung der Turiner Olympiabahn im Piemont in Cesana fand sich aus Kostengründen keine Mehrheit.
Bei der olympischen Bobbahn steht Nachhaltigkeit gegen den italienischen Nationalstolz
Also blieb den Organisatoren des Olympischen Komitees, die endlich einmal ein Herz für Nachhaltigkeit statt Gigantismus zeigten, nur die Option, ein Ausweichen in die europäische Nachbarschaft in Erwägung zu ziehen. Doch sie hatten die Rechnung ohne die italienische Regierung gemacht. Von dort kam nun ein stringentes „No“. „Es ist nicht akzeptabel, dass Rennen außerhalb Italiens sind“, sprach Außenminister Antonio Tajani mit Blick auf die Außenwirkung ein Machtwort. Getreu dem Motto, was juckt uns die Nachhaltigkeit, wenn der italienische Nationalstolz in Gefahr gerät. Die Blöße, dass erstmals ein Wettbewerb der Winterspiele in einem anderen Land als der Gastgebernation stattfinden würde, will sich Italien nicht geben.
Nun soll bis zu Olympia 2026 doch noch ein "Cortina-Sliding-Centre" gebaut werden
Also doch lieber 81 Millionen für den Neubau einer modernen Eisröhre in Cortina hinblättern? Angeblich hat sich nun doch eine Baufirma gefunden, die sich das Prestige-Projekt unter dem werbewirksamen Namen „Cortina-Sliding-Centre“ zutraut. Selbst wenn die Zeit für ein solches Bauvorhaben mittlerweile mehr als knapp geworden ist. Das Kabinett in Rom will noch diese Woche darüber entscheiden. Die Fragestellung dürfte – angelehnt an den legendären Ausspruch des Ex-Fußballers Andreas Möller – allen klar sein: Cortina oder Cesana – Hauptsache Italien!