Der Frühling ist die Zeit der großen Vorsätze, der neu gekauften Laufschuhe und der Laufevents. Wer nicht gerade vom Heuschnupfen niedergestreckt wird, muss sich am Halb-, Viertel-, Vollmarathon oder zumindest an einigen mit Anstand absolvierten Kilometern versuchen. Am Sonntag versuchten sich knapp 50.000 mehr oder weniger austrainierte Athleten in der britischen HauptstadtLondon am dortigen Marathon.
Für die Freunde der Statistik: Gewonnen hat der Kenianer Kelvin Kiptum in einer völlig irren Zeit von 2:01:25 Stunden, womit er den Weltrekord seines Landmannes Eliud Kipchoge (2:01:53) knapp verfehlt hat. Zur Erinnerung sei noch mal erwähnt: Ja, wir reden von 42,195 Kilometern. Und nein, zur Bewältigung der Strecke sind weder Mofas noch Elektroroller erlaubt.
Ein 90-Jähriger war der älteste Marathon-Teilnehmer
Das verdient Anerkennung, ist vom Alltag eines bei Kilometer drei bereits schwer schnaufenden Weißbierfreundes aber Galaxien entfernt. Deswegen sollen an dieser Stelle die heiteren Geschichten des LondonMarathons erzählt werden. Da wäre zum Beispiel der 90 Jahre alte David Picksley, der der älteste Teilnehmer des diesjährigen Events war. Der rannte sich schon in den 50er und 60er Jahren bei Marathon-Läufen die Seele aus dem Leib, nahm in den vergangenen beiden Jahren virtuell teil und war nun beim ersten Mal vor Ort dabei.
Sehr schön auch wie immer anzusehen, in welchen Kostümen die dem Ulk stets zugewandten Briten aufliefen: Arzt, Pirat, Teletubby - das Übliche eben. Das ambitionierteste Modell trug ein Läufer, der sich als Glockenturm Big Ben verkleidet hatte. Das ging erstaunlicherweise lange gut - bis zum Zieltor. Das war nur leider nicht hoch genug für einen menschlichen Turm. Helfer mussten bei der Überwindung des letzten Hindernisses helfen.
Der aber wohl schönste Moment für alle Hobbyläufer kam ganz zuletzt: Kurz nach Einbruch der Dunkelheit überquerte der letzte Läufer die Ziellinie. Der Mann, dessen Identität und Zeit die Organisatoren nicht veröffentlichten, rang nach Luft und war kaum schneller als ein Tretroller - aber er schaffte es über die Ziellinie. Und zwar unter dem tosenden Applaus aller Zuschauer. Sehr wahrscheinlich waren es mehr als zehn Stunden, die er für die Distanz benötigte. Aber er war schneller als all jene, die sich nicht an den Start getraut hatten. Auf dem offiziellen Twitter-Account des London-Marathons war zu lesen, dass dies "einer der größten Momente" der Veranstaltung gewesen sei. Noch größer als Big Ben sozusagen. Kann auch nicht jeder von sich sagen.