Darauf haben die Brasilianer bestimmt gewartet: dass ein Spiel der amerikanischen Football-Liga NFL endlich in ihrem Land stattfindet. In den Favelas freuen sich schon alle wie Bolle, weil sich in São Paulo muskelbepackte Millionäre das Ei zuwerfen werden. In Armut leben ist doch nur noch halb so schlimm, wenn einem eine kommerzielle Megashow geboten wird.
Anfang September werden die Philadelphia Eagles vor 50.000 Fans wohl auf die Miami Dolphins treffen. Damit werden in der kommenden Saison fünf Spiele außerhalb der USA stattfinden. Neben São Paulo wird einmal in der Münchner Arena, einmal im Wembley-Stadion und zweimal im Stadion der Tottenham Hotspur spektakelt. Wer gewinnt – egal. Hauptsache Event.
Aber wehe, das Volk fühlt sich schlecht unterhalten. Das ruft mitunter die Politik auf den Plan. In Hongkong sollte Weltfußballer Messi seine Kunststückchen vorführen. Mit Inter Miami befindet sich der Ballzauberer derzeit auf Marketing-Tour in Asien. Blöd nur, dass der Weltmeister nicht spielte, sondern verletzt auf der Bank saß. Hongkongs Sportsekretär Yeung schaltete sich ein. Beschwerte sich, es sei vertraglich zugesichert worden, dass der Argentinier wenigstens 45 Minuten spiele. Zuschauer buhten und forderten lautstark ihr Eintrittsgeld zurück. Am Mittwoch spielt Miami in Japan. Messis Einsatz bleibt fraglich. Am Ende reagieren selbst die sonst so disziplinierten Japaner ungehalten und feuern Sushi aufs Feld.
Saudi-Arabien lädt die besten Tennisspieler der Welt ein
Wer wo auftritt, interessiert wenig. Solange er auftritt. Eine Art Wanderzirkus verkörpert seit jeher die Tennisszene. Da wundert es keinen mehr, wenn jetzt auch noch Saudi-Arabien einsteigt. Golf, Formel 1 und Fußball, warum also nicht auch noch Tennis? Riesige Geldsummen stecken die Saudis in den Sport und dessen Stars, um ihr Image aufzupolieren und von fragwürdiger Politik abzulenken. Im Oktober werden in Riad beim "Six Kings Slam" Djokovic, Nadal, Alcaraz, Sinner sowie Medwedew und Rune den Schläger schwingen. Wie hoch das Antrittsgeld ist? Rein spekulativ. Für ein Kamel verlässt ein Djokovic jedenfalls nicht die ATP-Tour. Zufällig ist Nadal seit Kurzem auch Botschafter des saudi-arabischen Tennisverbands. Und im Winter soll das Jahresendturnier der Frauen im Golfstaat stattfinden.
Um sich zu vermarkten, wird die Welt irgendwann nicht mehr genug sein. Mit seinen Bunkern lässt der Mond jeden Golfplatz erblassen, ein Loch ist mit Armstrongs Fahne schon markiert. Der Mars hat ausreichend roten Sand für Tennisturniere. Und auf den Ringen des Saturn könnten Leichtathleten Runden laufen.
Die NFL denkt einfach noch nicht groß genug.