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Glosse
Die reine Vernunft darf siegen
Eine Untersuchung hat ergeben, dass sich die meisten Spieler im Hoffenheimer Stadion verletzen. Das ist nur auf den ersten Blick eine schlechte Nachricht für die TSG.
SC Freiburg - TSG 1899 Hoffenheim.jpeg       -  In Hoffenheim (hier Ihlas Bebou) wird am häufigsten verletzungsbedingt gewechselt.
Foto: Tom Weller, dpa | In Hoffenheim (hier Ihlas Bebou) wird am häufigsten verletzungsbedingt gewechselt.
Tilmann Mehl
 |  aktualisiert: 08.06.2024 02:36 Uhr

Über die gesundheitsfördernden Auswirkungen des Sports ist viel Richtiges geschrieben worden. Regelmäßige Bewegung beugt Herzkreislauf-Erkrankungen vor. Eine wiederkehrende Beanspruchung der Muskulatur dankt es der Körper im Alter mit Beweglichkeit. Toll! Das alles gilt freilich nicht für den Leistungssport. Wer Boris Becker oder Dirk Nowitzki nach Ende der aktiven Karriere bewegen sieht, wünscht sich die Einführung eines verpflichtenden Zivildienstes.

Viel zu oft gehen die Stars der Branche über die Schmerzgrenze hinaus und haben daher weit über das Ende ihrer Laufbahn bleibende Erinnerungen an ihre Karriere. Ohne Leid keine Leistung. Und wer würde nicht über körperliche Limits hinweggehen, wenn ihm der Applaus Abertausender Zuschauer (und ein paar Euro auf dem Konto) sicher ist?

Wird in Hoffenheim etwa besonders unfair gespielt?

Die auf Fitness- und Regenerationsgeräte spezialisierte Firma Blackroll hat analysiert, in welchen Fußballstadien sich am häufigsten Spieler verletzen. Das Ergebnis ist nur auf den ersten Blick überraschend. In Hoffenheim wurden in den vergangenen drei Jahren mit 53 Auswechslungen die meisten verletzungsbedingt vorgenommen. Daraus lässt sich allerdings nicht schließen, dass hier besonders hart gespielt wird, oder etwa der Rasen eher einer Maulwurfswiese ähnelt.

Selbst die Fans der Hoffenheimer bezeichnen die Heimstätte nur selten als "Hexenkessel". Die Stimmung regt eher nicht dazu an, das gezerrte Innenband mit der bewährten Fünf-Zentimeter-Eisspray-Methode zu betäuben, um den Schlusspfiff auf dem Rasen zu erleben. In der Heidenheimer Arena hingegen verließen im gleichen Zeitraum lediglich 21 Spieler nach Verletzungen das Feld vorzeitig. Da wird getackert und getaped, was der Medizinkoffer hergibt. Den Rest übernimmt das Adrenalin. Die Stimmung lässt Schmerzen vergessen.

Die Hoffenheimer können mit Vernunft werben

Der Körper aber vergisst selten und blöderweise vergibt er nie. Aus gesundheitlichen Gründen sei daher allen Profis geraten, ein mögliches Hoffenheimer Angebot einem aus Heidenheim vorzuziehen. Neben den anzunehmenden finanziellen Vorteilen sollte es auch aus gesundheitlichen Gründen lukrativer sein. Wer nicht mehr kann, darf unter die Dusche. Faserriss bedeutet Auswechslung. Ein Pferdekuss sorgt für mitleidiges Verständnis der Fans. Da hat man noch was von der Zeit nach der Karriere. Andere Klubs gehen mit Begrifflichkeiten wie "Echte Liebe" auf Werbefeldzug. Hier siegt noch die Vernunft. Ist ja auch was. 

 
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