Endlich ist wieder Trainingslager-Zeit. Jene spannende Phase zwischen der einen und der anderen Bundesliga-Saison, in der die deutschen Fußballklubs so gern das österreichische Hinterland aufsuchen. Vor idyllischem Bergpanorama holen sie sich in hochklassigen Wellness-, Golf- oder Sporthotels das Rüstzeug für die neue Meisterschaftsrunde. Wenn sich die Sportredaktionskollegen augenzwinkernd mit dem Gruß verabschieden „Wir sehen uns beim Urlaubmachen“, lässt sich erahnen, welche bösen Vorurteile mit dem Wort „Trainingslager“ verbunden sind.
Ein Schelm, wer an entspannte Stunden auf dem Golfplatz, im Pool und an der Hotelbar denkt. Nein, da wird professionell rangeklotzt mit mehrmaligem Fußballtraining am Tag, Terminen beim Physiotherapeuten und unzähligen Sitzungen mit Videostudium. Teambuilding-Maßnahmen im Kompaktformat. Nicht alle Beteiligten stecken das gleichermaßen gut weg. Immer wieder zeigen Schlagzeilen aus dem Alpenland, dass der Schritt vom Trainingslager zum Lagerkoller nicht weit ist.
Immer gibt es die Aufmüpfigen, die dem restlichen Kollektiv auf die Nerven gehen
Aber wer kennt das nicht? Von Klassenfahrten, Besinnungstagen oder Studienreisen. Immer gibt es da die Aufmüpfigen, denen die Aufteilung der Zimmer nicht gefällt, die am Frühstücksbuffet herummäkeln und die nie pünktlich zum Bus kommen. Unpässlichkeiten, die auch dem restlichen Kollektiv auf das Nervenkostüm schlagen. Vielleicht ist das der Grund, warum es in Trainingslagern immer wieder Eruptionen gibt?
Wir erinnern hier kurz an die Episode von Ex-FCA-Spieler Martin Hinteregger, der seinerzeit die trainingsfreien Stunden in Tirol nutzte, um ein örtliches Dorffest aufzusuchen. Dass er dabei ein bisschen zu tief ins Glas schaute und dafür noch den Mannschaftsabend vorzeitig verlassen hatte, machte die Sache nicht besser. Es war das Ende der Zusammenarbeit mit dem FCA.
Nicht viel besser erging es den Augsburgern mit ihrem Angestellten Kevin Danso. Der nutzte just das Trainingslager, um dem damaligen Cheftrainer Markus Weinzierl die Gefolgschaft zu verweigern und einen Vereinswechsel zu erzwingen. Er wurde kurzerhand nach Hause geschickt. Die Wege trennten sich für immer.
Fußballer von Hertha BSC Berlin wird im örtlichen Gasthaus handgreiflich
Ein noch heftigerer Eklat hat sich gerade im Trainingslager von Bundesliga-Absteiger Hertha BSC Berlin ereignet. Laut Bild eskalierte der Besuch eines Spielers in einem örtlichen Gasthof in Zell am See. Der Fußballer schlug einen anderen Gast krankenhausreif und wurde festgenommen, was die Polizei bestätigte. Noch ist der Name nicht bekannt – dafür wieder einmal die Erkenntnis, dass ein idyllisches Bergpanorama noch keine heile Welt garantiert.