Von der Philosophie haben sie mittlerweile Abstand genommen. Wenn ein jeder der gleichen folgt, wird es irgendwann langweilig. Über Jahre hinweg erzählten Trainer von ihren Spielphilosophien und warum es mal wieder nicht mit deren Umsetzung geklappt hat. Eigentlich meinten sie Taktik. Klingt aber nicht so gut.
Zusammenfassen ließ sich die jeweilige Herangehensweise unter der Prämisse, dass man aktiv sein wolle. Sowohl mit als auch gegen den Ball. Gegen den Ball. Möglicherweise ja eines der Hauptprobleme des deutschen Fußballs: Dass man gegen den Ball arbeiten möchte.
Philosophie ist passé – die Analyse ist hingegen im Kommen
Philosophie ist nun aber passé. Aus dem Sprachgebrauch gestrichen. Dafür groß im Kommen: die Analyse. Im Wortsinn ja die Zergliederung. Während einer systematischen Untersuchung soll das Objekt in seine Bestandteile zerlegt werden. Rund um die beiden bedeutendsten deutschen Mannschaften wurde zuletzt intensiv analysiert.
Hasan Salihamidzic strich heraus, wie intensiv man beim FC Bayern analysiert habe, ehe man zu dem Ergebnis kam, dass die Mannschaft eine andere Art der Führung brauche. Sie haben sicherlich die Einzelteile genau betrachtet und erforscht, wie sie in Beziehung zueinander stehen. Ziemlich schlecht verhielt es sich beispielsweise in der Beziehung zwischen Team und Trainer, analysierten sie. Auch wenn Joshua Kimmich und Leon Goretzka bemerkenswert offen sagten, dass sie dieser Analyse nicht zustimmen könnten.
Enormer Trainer-Verschleiß beim FC Bayern
Eine Analyse könnte auch ergeben, dass Salihamidzic in den nicht einmal sechs Jahren seines Funktionärs-Wirkens Carlo Ancelotti, Niko Kovac sowie Julian Nagelsmann gefeuert hat und Hansi Flick wegen Zwistigkeiten mit dem Sportvorstand gegangen ist. Meister sind die Bayern übrigens mit jedem Trainer in jedem Jahr geworden. Möglicherweise hakt es ja auch an anderer Stelle.
Die Analyse des DFB beispielsweise hat ergeben, dass das Aus bei der Weltmeisterschaft in Katar an einer farbigen Spielführerbinde gelegen hat. Und einem fehlenden Rudi Völler. Zack, geändert. Und schon wird das peruanische Wunderteam aus dem Stadion geschossen.
Wer gewinnt, hat recht. Wer verliert, analysiert. Wer geschwiegen hätte, wäre möglicherweise Philosoph geblieben.