Das Wiedersehen mit seinen Olympia-Helden hatte sich Alfred Gislason etwas anders vorgestellt. Wenn die deutschen Handballer am Montag in Großwallstadt erstmals seit dem Silber-Coup von Paris wieder zusammenkommen, muss der Bundestrainer einmal mehr kräftig improvisieren.
„Leider müssen wir auf einige Spieler verzichten”, klagte Gislason über Personalprobleme vor den anstehenden EM-Qualifikationsspielen gegen die Schweiz am kommenden Donnerstag in Mannheim und in der Türkei drei Tage später. Die verletzten Leistungsträger Juri Knorr und Julian Köster fehlen ebenso wie die ursprünglich eingeplanten Rückkehrer Philipp Weber und Franz Semper oder der aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Kai Häfner.
Gislason will daher keine Zeit vergeuden und die wenigen Tage der Vorbereitung optimal nutzen. „Wir müssen uns in Großwallstadt schnell in dieser Formation zusammenfinden und sehr konzentriert arbeiten, denn wir treffen auf eine wahrscheinlich vollständige und bestens eingespielte Schweizer Mannschaft”, mahnte der 65 Jahre alte Isländer.
WM im Januar
Immerhin geht es nicht nur um wichtige Punkte auf dem Weg zur EM 2026 in Dänemark, Schweden und Norwegen, sondern auch um das neuerliche Anfachen der bei Olympia entstandenen Euphorie. „Ein guter Start in die neue Länderspiel-Saison und die EM-Qualifikation ist für das gesamte Team wichtig und gibt uns auch für die im Januar anstehende WM wertvollen Rückenwind”, beschrieb Nationalmannschaftsmanager Benjamin Chatton die Bedeutung der beiden Partien.
Im Kader stehen zumindest noch zwölf Akteure, die im Sommer mit dem Einzug ins Olympia-Finale gegen Dänemark für Furore gesorgt hatten. „Das Aufgebot spiegelt trotz einiger Ausfälle auch sehr viel Kontinuität wider – das ist ein Erfolgsfaktor und für unsere stabile Weiterentwicklung wesentlich”, sagte der neue DHB-Sportvorstand Ingo Meckes.
Rückkehrer Kastening, Lichtlein und Stutzke gefordert
Der Bundestrainer erwartet „eine sehr interessante Woche”, in der er wieder mit mehr Spielern arbeiten kann als zuletzt bei den Olympischen Spielen, wo nur ein 14-köpfiger Kader erlaubt war. „Das gibt uns Möglichkeiten, die wir brauchen”, sagte Gislason und nahm Rückkehrer wie Timo Kastening, Nils Lichtlein oder Lukas Stutzke besonders in die Pflicht: „Wenn Leute wie Köster und Knorr fehlen, müssen andere in die Bresche springen und haben die Gelegenheit, sich zu zeigen.”
Schließlich soll das Olympia-Hoch noch eine Weile andauern. „Eigentlich war die Planung, bei der Heim-WM 2027 ins Finale zu kommen. Jetzt haben wir das schon bei Olympia geschafft. Wir haben eine sehr junge und talentierte Mannschaft, die auch bei den kommenden Großereignissen Erfolg haben möchte”, formulierte Gislason den Anspruch für die nächsten Turniere.
Er will daher an Bewährtem festhalten und „nicht alles auf den Kopf stellen”, verkündete Gislason, der das Ende der langen Pause herbeisehnt: „Ich freue mich sehr darauf, die Mannschaft endlich wiederzusehen. Schließlich habe ich sie seit dem Olympia-Finale nicht mehr gesehen.”