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Sydney
Fußball-Formcheck: So schneiden die Mitstreiterinnen um den WM-Titel ab
Für die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen gibt es viele Bewerberinnen. Ein Formcheck von den USA bis Australien
Frank Hellmann
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:06 Uhr

Mit den USA, Norwegen, Deutschland und Japan stehen erst vier Nationen in der Siegerliste einer Frauen-WM. Doch der Kreis der Titelanwärter ist vor der neunten Auflage doppelt so groß. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg betont immer wieder, dass für sie „acht, neun Teams“ infrage kommen – die DFB-Frauen eingerechnet. ­­­Wie sieht es bei der Konkurrenz aus?

Mit diesen Mannschaften kämpfen die Deutschen um den WM-Titel

USA

Wer sonst als der Rekordchampion mit den Ikonen Megan Rapinoe und Alex Morgan muss als erstes genannt werden? Es ist ein natürlicher Anspruch. „Wir wollen mit dem dritten Titel in Folge Geschichte schreiben", sagt die 38-jährige Rapinoe, die vorrangig von der Bank kommen wird. Nationaltrainer Vlatko Andonovski ist mitten im Erneuerungsprozess. Bei den Olympischen Spielen in Tokio reichte es nur zu Bronze. Neben Talent und Tiefe des Kaders zählen Physis und Power zu den natürlichen Stärken der US-Girls, die bei Turnieren stets einen besonders patriotischen Spirit ausleben.

England

Für die wie die DFB-Auswahl an der Central Coast untergebrachten „Lionesses“ spricht einiges. Die starke Vorstellung bereits bei der WM 2019, als das Halbfinale gegen die USA (1:2) eigentlich das vorweggenommene Endspiel war. Die heimische Women’s Super League, die ständig Höchstleistungen einfordert. Und nicht zuletzt Trainerin Sarina Wiegman, die mit ihrer ruhigen Art das Team zum EM-Titel geführt hat. Bloß sind Kapitänin Leah Williamson und Torschützenkönigin Beth Mead mit Kreuzbandrissen ausgefallen. Die Engländerinnen wollen sich durch nichts ablenken lassen. Alle Social-Media-Aktivitäten sind in Australien untersagt.

Schweden

Die Skandinavierinnen sind seit 1991 Stammgast. Doch gewonnen haben sie das Turnier noch nie. Einmal Zweiter (2003) und dreimal Dritter (1911, 2011 und 2019). Die Robustheit, die Zweikampfstärke und die Erfahrung sind ein Vorteil. Mitunter wirkt aber das Offensivspiel limitiert, umso wichtiger wird es, dass Kosovare Asllani und Fridolina Rolfö sich durchsetzen. Mit ihrer starken Defensive hätten die Schwedinnen beinahe schon Olympia-Gold gewonnen. Ein letztes Turnier spielt mit 38 Jahren die unverwüstliche Carolin Seger.

Frankreich

Das Wichtigste bei Les Bleues“: Es wird wieder gelacht. Mit der Ablösung der ungeliebten Nationaltrainerin Corinne Diacre, die schon nach dem Viertelfinalaus bei der Heim-WM 2019 schwer in der Kritik stand, kam Hervé Renard. Der Nationalcoach von Saudi-Arabien bei der Sensation gegen Argentinien bei der Männer-WM in Katar hat die Stimmung schlagartig verbessert – und Eugenie Le Sommer als Stürmerin zurückgeholt, Die 34-Jährige soll mit Wendie Renard, 32, endlich einen großen Erfolg einfahren. Einige Ausfälle tun allerdings weh.

Spanien

In Bestbesetzung wäre Spanien erneut zum ganz engen Kreis zu zählen. Doch wie die Verletzung von Weltfußballerin Alexia Putellas die Träume bei der EM in England zerplatzen ließ, könnte nun die Revolte gegen Trainer Jorge Vilda zum Handikap werden. Zwar sind einige Rebellinnen zurückgekehrt, doch das Fehlen von Verteidigerin MapiLeón, Taktgeberin Patricia Guijarro und Stürmerin Claudia Pina und auch Torhüterin Sandra Panos wiegt schwer. Alle vier sind Leistungsträgerinnen beim Champions-League-Sieger FC Barcelona.

Brasilien

Einmal stand Brasilien im Finale: 2007, als Nadine Angerer den Elfmeter von Marta hielt. Die sechsmalige Weltfußballerin jagt der Trophäe bei fünf Weltmeisterschaften vergeblich nach. Die 37 Jahre alte Starstürmerin (17-WM-Tore) vereint viele Rekorde, doch inzwischen ist eine neue Generation nachgewachsen, die der Menschenfängerin Pia Sundhage fast europäisch spielt. Die frühere Bundestrainerin Silvia Neid ist beeindruckt von der Entwicklung: „Sie machen einen sehr viel besseren Eindruck als in den vergangenen Jahren – sie erinnern fast an 2007.“

Japan

Gefühlt seit Ewigkeiten ist Saki Kumagai für die „Nadeshiko“ dabei. Die heute 32-Jährige verwandelte am 17. Juli 2011 in Frankfurt den letzten Elfmeter zum WM-Triumph gegen die USA und machte das Land nach dem schweren Erdbeben glücklich. Mit ihr stand Japan auch im Finale der WM 2015, als die US-Girls sich revanchierten. Für den ganz großen Wurf scheint das Team wie bereits 2019 nicht mehr robust gut genug. Kapitän Kumagai, die in diesem Sommer vom FC Bayern zum AS Rom wechselt, hat sich dennoch viel vorgenommen: „Die Weltmeisterschaft ist die Traumbühne. Es wichtig, dass wir weit kommen.“

Australien

Die „Matildas“ haben bei der Generalprobe gegen Frankreich (1:0) vor 53.000 Fans in Melbourne gespürt, mit welcher Leidenschaft ihre Landsleute dabei sind. Der schwedische Nationaltrainer Tony Gustafsson verfolgt einen klaren Plan – und spricht wie seine Starspielerin Sam Kerr vom Titel. Noch nie kam Australienüber das Viertelfinale einer WM hinaus, aber das Ausrufezeichen gegen England (2:0) im April machte deutlich, welchen Erfolgshunger dieses Team mitbringt. Es muss jetzt nur mit dem Druck als Gastgeber klarkommen. Mehr als 83.000 Menschen beim Auftaktspiel gegen Irland (Donnerstag 12 Uhr MESZ/ARD) im Australia-Stadion von Sydney können beflügeln oder lähmen.

 
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