
Derzeit sind die Harre türkisfarben. Sie leuchteten auch schon blond, weiß-golden oder pink. Als müsste Megan Rapinoe noch zusätzliche Aufmerksamkeit erzeugen. Keine andere Sportlerin hat jemals derart einschneidend auf die amerikanische Gesellschaft eingewirkt, hat Grenzen überschritten und beispiellos verdeutlicht, dass Sport sehr wohl politisch ist.
"Soccer"-Megastar Megan Rapinoe wird ihre Karriere im Herbst beenden
Die WM 2019 hatte noch gar nicht begonnen, da hatte Rapinoeöffentlich Marken gesetzt. Sie war das Gesicht einer Mannschaft, die nicht davor zurückschreckte, den Verband auf die gleiche Entlohnung wie die der Männer zu verklagen. Und sie verkündete, im Fall eines WM-Titels die Gratulation des damaligen Präsidenten Trump zu verweigern. Als das US-Team tatsächlich Weltmeister wurde, schlug sie mit Genugtuung eine Einladung ins Weiße Haus aus. Ihre Jubelgeste, offene Arme, Kinn leicht erhoben, wurde Sinnbild einer zur Schau getragenen Anti-Trump-Einstellung.
Rapinoe entstammt einfachen Verhältnissen, ihre Mutter Denise war Kellnerin, ihr Vater Jim Bauarbeiter. Früh begann sie mit Soccer, das in den USA eine beliebte Mädchensportart ist. Während ihrer Karriere erlitt sie drei Kreuzbandrisse, kämpfte sich aber wiederholt zurück in die Weltklasse. Später meinte sie, die Verletzungen hätten ihr teils sogar genutzt: Noch bewusster, noch professioneller lebte sie danach. Rapinoewird im Herbst ihre Karriere beenden, diese WM ist ihre letzte. Herausragendes hat die 38-Jährige geleistet, hat bislang 200 Länderspiele bestritten. Zweimal war sie Weltmeisterin (2015/2019), einmal Weltfußballerin (2019).
Rapinoe solidarisierte sich mit Kaepernick und kämpfte gegen Polizeigewalt
Rapinoe hat sich nie den Mund verbieten lassen, ist ihren Überzeugungen gefolgt. Als der Footballer Colin Kaepernick begann, aus Protest gegen willkürliche Polizeigewalt bei der Nationalhymne niederzuknien, tat Rapinoe ihm es gleich. Sie war die erste weiße US-Athletin, die Solidarität mit den schwarzen Kollegen zeigte und ihre Kolleginnen im Nationalteam dazu animierte, bei Länderspielen die Geste zu übernehmen.
Rapinoe ist Mode- und Stilikone, zugleich eine Identifikationsfigur für die LGBTQ-Bewegung. Im Juli 2012 bekannte sie sich öffentlich zu ihrer Homosexualität. Von Joe Biden, Trumps Nachfolger, wurde Rapinoe2022 mit der Presidential Medal of Freedom, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA, ausgezeichnet. Und es gibt unzählige Landsleute, die sich nach der Sport- eine Politikkarriere Rapinoes wünschen.