Die Finnen haben eine besondere Beziehung zum Alkohol im Allgemeinen und dem Bier im Speziellen. Passend dazu gibt es im Finnischen, dieser schwierigen, mit dem Ungarischen verwandten und folglich verboten schweren Sprache ein herrliches Wort: Kalsarikännit. Damit ist folgende Verhaltensweise umrissen: Jemand ist allein zu Hause, nur mit einer Unterhose bekleidet und betrinkt sich mit dem festen und ehrenwerten Vorsatz, an diesem Tag das Haus nicht mehr zu verlassen. Kalsarikännit kann folglich auch als "Unterhosensuff" übersetzt werden.
Das sollte man wissen, wenn man es um finnische Verhaltensweisen geht. Leverkusens finnischer Torwart Lukas Hradecky etwa hat sich in der Vergangenheit mehrfach als großer Freund des Gerstensaftes gezeigt. Nach einem gewonnenen Länderspiel gegen Belarus vor einigen Jahren etwa stieg der Keeper in den Stehrang um mit den Fans zu feiern, nahm sich einen Becher mit Bier – und trank ihn in einem Schluck leer. Und in Frankfurter Zeiten, berichtete sein ehemaliger Mitspieler Kevin-Prince Boateng, habe Hradecky stets für bierselige Stimmung gesorgt: "In der Kabine gibt er der Mannschaft immer einen Kasten Bier aus. Es ist ja kein Geheimnis, dass er sich nach dem Spiel zwei bis drei Bier gönnt." Motto: Du kannst den Jungen aus der Kreisliga holen, aber niemals die Kreisliga aus dem Jungen.
Nach seiner Auswechslung war für Joel Pohjanpalo erstmal Zeit für ein Bier
Joel Pohjanpalo hat auch einen finnischen Pass. Der Stürmer spielte früher unter anderem für Leverkusen und den HSV, aktuell steht er beim italienischen Zweitligisten Venedig unter Vertrag. Beim 2:1-Sieg gegen SPAL Ferrara erzielte der 28-Jährige zwar kein Tor, leistete aber bei beiden Treffern die Vorlage. Deswegen durfte Pohjanpalo seinen Arbeitstag nach seiner Auswechslung in der 81. Minute durchaus als gelungen betrachten. Das darf aus finnischer Sicht dann mit einer hopfenhaltigen Erfrischung gefeiert werden. Dachte sich Pohjanpalo, ging mit Trikot und Stutzen in den Innenraum des Stadions, holte sich ein Bier und schritt damit, während die Partie noch lief, an der Seitenlinie zur Venedig-Bank zurück. Unter den Fans trug die Aktion zu seiner Beliebtheit bei, um die es aufgrund von neun Toren und sechs Vorlagen ohnehin schon gut bestellt ist. Wer sich nun daran stört, dass Pohjanpalo sich das Bier genehmigte, dem sei gesagt: Sei froh, dass er noch mehr als die Unterhose anhatte.