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Fußball-EM 2024
Kein Sport am Frühstückstisch
Wenn sich Berufliches mit Privatem vermischt, wird es schwierig. Das gilt natürlich auch für Profisportler.
Tilmann Mehl
 |  aktualisiert: 30.06.2024 02:34 Uhr

Mit einer Person gleichermaßen Büro wie Bett zu teilen, kann unangenehme Folgen haben. Vor allem für jene Mitmenschen, die an der Arbeitsstelle unfreiwillige Zeugen von in den Dienst transferierten Ehestreitigkeiten werden. Wenn Privates in Berufliches übergeht – und umgekehrt – bedarf es einer gefestigten charakterlichen Konstitution. Dickhäutigkeit, Konfliktbereitschaft und extrem ausgeprägte Wurstigkeit sind Grundvoraussetzung für ein gedeihliches Miteinander.

Der Sport bildet mal wieder ein Abbild der Gesellschaft. Das kann jeder E-Jugendspieler erahnen, der von seinem Vater trainiert wird. Der nämlich fasst das Freundschaftsspiel gegen den Lokalrivalen nicht als lässlichen Kick von Zehnjährigen auf, sondern als eine Frage der Ehre. Der persönlichen wie jener des ganzen Dorfs. Papa formiert am Frühstückstisch aus Eierbechern und Salzstreuern ausgeklügelte taktische Formationen. Nach dem Spiel muss Junior die Konsole zur Seite legen, um sich eine Suada ob der missglückten Flanke in der Nachspielzeit anzuhören. Davon hat die ganze Familie etwas. Über Wochen hinweg.

Iker Casillas heiratete die TV-Moderatorin Sara Carbonero

Privates und Sportliches haben beide ihren Raum. Eine Vermischung sollte verhindert werden. Wenn sich die Liebe aber Bahn bricht, steht dieses Vorhaben weiter im Abseits, als es Filippo Inzaghi jemals geschafft hat. Der ehemalige spanische Weltklassetorhüter Iker Casillas ehelichte dereinst die Fernsehreporterin Sara Carbonero. Immer wieder interviewte sie nach Partien ihren Gatten. Nach dem WM-Sieg 2010 drückte Casillas ihr einen Kuss auf den Mund. Verheiratet waren sie damals noch nicht – und sie sind es heute auch schon nicht mehr.

Gleiches gilt für TV-Moderatorin Laura Wontorra und Simon Zoller. Wenngleich der Stürmer in Diensten des FC St. Pauli in seiner Karriere wohl keinen WM-Titel mehr feiern wird. 

Peter und Kasper Schmeichel sind mit den Herausforderungen vertraut, Sportliches von Privatem zu trennen. Papa Peter war einst Weltklassetorhüter, sein Sohn Kasper hütet derzeit das dänische Tor während der Europameisterschaft. In seiner Funktion als TV-Experte traf nach dem 1:1 gegen England der Vater nun auf seinen Filius. "Ich führe viele Interviews mit Spielern nach der Partie, aber das mache ich nie", sagte Papa nach dem Interview. Im Anschluss an seine Worte nahm der 60-Jährige seinen Sohn in den Arm. Sein Vater sagte ihm stolz: "Gut gespielt." Mehr Lob gibt es an keinem Küchentisch der Welt. 

 
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