Der SC Freiburg war 2022 in der Bundesliga Sechster und 2023 Fünfter. Er hat einmal das Pokal-Finale erreicht und einmal das Pokal-Halbfinale, zwar beide Spiele verloren, aber immerhin! Also gehört der Sport-Club zu den Arrivierten des deutschen Klubfußballs. Oder etwa nicht?
Geht’s erneut einen Platz nach oben, würde das die Teilnahme an der Champions League bedeuten. Ein guter Gedanke?
Blicken wir noch mal kurz zurück. Letztes Saison-Heimspiel gegen Wolfsburg, Trubel um Nils Petersen, der in seinem allerletzten Auftritt vor heimischer Kulisse ein Tor erzielt, Mann des Abends ist und als Letzter Richtung Katakomben geht. Vorletzter ist Christian Streich, den ein TV-Reporter in Beschlag nimmt und meint, durch den Sieg sei die Champions-League-Teilnahme wieder möglich. Ja, sagt der Sport-Club-Trainer, natürlich wolle man zum Abschluss in Frankfurt gewinnen und wenn’s so komme, dann nehme man das an.
Dann sagt Streich: "Aber wär’s gut?" Der Fernsehmann ist verdutzt und entgegnet, das müsse doch er wissen. Aber Streich kontert: "Nein, ich frage Sie: Wär’s gut?" Ende des Dialogs. Nur wer Freiburgs Trainer schon lange kennt, weiß, was er meinte. Champions League? Das würde bedeuten: höhere Einnahmen, aber auch Anhebung der Gehälter auf ein Niveau, von dem man nie wieder würde herunterkommen. Generell ein komplett neuer Umgang mit Geld, erneut gestiegene Ansprüche allenthalben, die Erwartungen, Zugänge zu verpflichten, die nicht dem bisherigen Freiburger Weg entsprechen. Dem weisen Mann auf der SC-Bank war nicht wohl bei dieser Aussicht. Das galt im Mai und gilt noch immer.
Was also ist das Saisonziel?
Die Spieler streben nach Höherem. Ritsu Doan etwa, bei der WM im November 2022 beim 2:1-Sieg Japans gegen Deutschland Torschütze, hat gesagt, er fühle sich noch nicht am Leistungszenit. Michael Gregoritsch, der in der vergangenen Saison 15 Tore für den SC schoss, meint, man solle die Messlatte höher legen, "man kann doch nicht zweimal die Europa League erreichen und sagen, wir wollen Fünfzehnter werden." Genau das aber hat Christian Streich gemacht. Nicht aus Spaß und auch nicht, weil er seine Kicker ausbremsen will. "Wir haben zwei herausragende Ziele: Erstens, dass wir auch in der nächsten Saison wieder Bundesliga spielen. Zweitens, dass wir guten Fußball spielen. Daran ändert sich nichts." Spätestens ab 40 Punkten aber doch, selbstverständlich auch bei Streich.
Wie sind die Freiburger personell aufgestellt?
Im Sommer 2022 hieß es, besser geht’s nicht. Abwehr-Ass Matthias Ginter, die Offensivspieler Daniel-Kofi Kyereh, Doan und Gregoritsch, allesamt Nationalspieler, kamen – was für Namen. Und diesmal? Torhüter Florian Müller, von 2021 bis 2022 schon mal beim Sport-Club, und Junior Adamu, Stürmer von RB Salzburg, mehr Neuzugänge gibt es nicht zu verzeichnen. Während Müller nur als Backup für Junioren-Nationaltorwart Noah Atubolo (21) vorgesehen ist, sollte Adamu in der Offensive mitwirbeln. Vorerst aber heißt es: Pustekuchen! Denn der 22-Jährige kam verletzt nach Freiburg, weil er die letzten Spiele in Salzburg und für Österreichs Nationalteam mit Schmerzen spielte, die er verschwiegen hatte. Grund: eine Knieverletzung, Rückkehr auf den Rasen ungewiss.
Was soll noch passieren?
Ein oder zwei Neue fürs Mittelfeld und den Angriff sollen noch dazukommen. Man ist sich schon einig mit Spielern, deren Namen man nicht sagt, aber deren Vereine wollen nicht mitspielen. Die Auffassung der Freiburger Verantwortlichen ist klar, wilde Sachen werden nicht gemacht.
Der Gesamteindruck nach der durchwachsenen Saisonvorbereitung?
Der Trainer war nicht zufrieden, aber die Spieler ficht das nicht an. Hier der Mahner auf der Bank, dort die Kicker, die heiß darauf sind, dass der Bundesliga-Ball rollt. Das Anfangsprogramm ist knackig, geht’s daneben, gilt es, ohne Hektik in die Spur zu kommen. Läuft es rund, sind die Weichen gestellt für eine dritte Saison Richtung Startberechtigung am europäischen Geschäft.