Als Andreas Luthe im Januar zu seinem Heimatverein VfL Bochum zurückkehrte, da hatte der Torhüter einen Traum: „Ich habe eine Idealvorstellung im Kopf: Dass wir die Klasse sichern und ich mich beim letzten Heimspiel verabschieden kann.“ Die Realität ist oft kitschiger als manche Träume. Luthe war am Montag der Held in einem hollywoodreifen Abstiegsdrama mit Happy End für den VfL. In der Abstiegsrelegation gegen Fortuna Düsseldorf hielt er im Elfmeterschießen einen Elfmeter und blieb beim entscheidenden Fehlschuss lange stehen. Noch auf dem Rasen erklärte er seinen Rücktritt.
Andreas Luthe absolvierte 29 Bundesligaspiele für den FC Augsburg
De 37-Jährige spielte 15 Jahre beim VfL, zuerst in der Jugend, wurde dort zum Profi, ehe er 2016 zum FC Augsburg wechselte. Hier erfüllte er sich seinen Traum von der Bundesliga, er absolvierte 29 Punktspiele für den FCA, ehe es nach vier Jahren weiterging, zuerst zu Union Berlin, dann zum 1. FC Kaiserslautern. Im Januar die Rückkehr nach Bochum. Jetzt ist Schluss mit Profi-Fußball. Luthe kehrt nach Augsburg zurück. Denn hier hat er nicht nur seinen sportlichen Traum von der Bundesliga verwirklicht, sondern auch sein privates Glück gefunden. Seinen Lebensmittelpunkt war und ist Leitershofen bei Augsburg. Hier hat er sich mit Frau Melissa, die er auch in Augsburg kennenlernte, und Tochter ein Haus gekauft, hier wird er nun leben.
Der Profifußball verliert keinen Strahlemann, aber einen, der für den Sport vielleicht mehr getan hat als einige Nationalspieler. Luthe stellte in dieser Glitzerwelt mit seinen Selbstdarstellern etwas anderes dar. Einen, der im Interview nicht nur Worthülsen von sich gab, einer, der auch eine Meinung zu Vorgängen außerhalb des Fußballs hatte.
Beim VfL Bochum wird Andreas Luthe Profi, dort beendet er seine Karriere
In Velbert, in der Nähe von Düsseldorf geboren, wächst er behütet mit einer Schwester auf, spielt Fußball aus Spaß. Er macht Abitur, beginnt zu studieren, ehe er 2009 in Bochum Profi wird. Er bedient aber das Stereotyp des Profis nicht, weil er sich immer bewusst ist, wie privilegiert sein Leben ist, und er handelt danach. 2015 gründet er mit seinem ehemaligen Torhüter-Kollegen Jonas Ermes nach der Flüchtlingswelle den Verein „In save hands“. Durch Sport- und Bildungsangebote schafft er Begegnungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und setzt Fußball als Instrument der Integration ein. Auch in Augsburg engagiert er sich sozial. „Ich will etwas zurückgeben“, war sein Statement. Das hat er jetzt zum Karriereende auch seinem VfL Bochum: den Klassenerhalt.