Solche Nachmittage helfen Harry Kane. Natürlich für sein Selbstbewusstsein, das als Weltklassestürmer allerdings ohnehin stark ausgeprägt sein dürfte. Zwei Tore beim 3:1-Sieg gegen den FC Augsburg sind da eher in die Kategorie erwartbar einzuordnen. Doch auch in seiner sprachlichen Entwicklung war der Sonntag hilfreich. Neu gelernt haben dürfte der Engländer einen deutschen Begriff, den er fortan womöglich noch häufiger hören wird: Arbeitssieg. Nichts anderes war der Erfolg am Sonntag.
Tuchel fehlt dem Spiel des FC Bayern die Leichtigkeit
Ein Arbeitssieg also, wobei die Münchner Fans eher nach glanzvollen Erfolgen lechzen. Damit aber gehen die Bayern derzeit sparsam um wie ein Schwabe mit seinem Geld. Von Leichtigkeit war am Sonntag nichts zu sehen, von spielerischem Glanz ebenso wenig. Es hat nicht viel gefehlt, und die bayerischen Nachbarn hätten gar noch Punkte aus München mitgenommen. "Es ist offensichtlich, dass wir zu Hause nicht so frei und selbstbewusst spielen", sagte Thomas Tuchel hinterher.
Auffällig: Münchens Trainer betont immer wieder, dass seine Mannschaft die Leistungen aus dem Training nicht in die Heimspiele transportiert bekomme. "Wir wirken zu Hause gehemmt", sagte Tuchel, wobei es ihm noch nicht gelingen mag, diese Problematik zu beenden. Der Fußball des FC Bayern zeichnet sich üblicherweise durch Leichtigkeit und Finesse aus. Derzeit wirkt das Auftreten schwerfällig und wenig elegant. Beste Beispiele sind die zwei ersten Tore, die nur dank Augsburger Hilfe gelangen. Erst ein Eigentor von Felix Uduokhai, später ein Handspiel von Niklas Dorsch, das zu einem Elfmeter führte. "In solchen Momenten braucht es solche Tore, um Sicherheit zu kriegen", analysierte Tuchel.
Drei Tore und ein neues Wort: keine schlechte Bilanz für Harry Kane
Die zweite Halbzeit habe schon eher seinen Vorstellungen entsprochen, sie sei ruhiger und präziser gewesen. Gekrönt wurde sie aber nur durch einen weiteren Treffer, erneut erzielt von Kane. Der Engländer bringt es damit nach zwei Bundesliga-Partien auf drei Tore. Und seit Sonntag hat er noch ein neues Wort gelernt. Nicht schlecht für die ersten Wochen in Deutschland.
Kane ist der Superstar. Das zeigte sich beim Verlesen der Aufstellung wie nach dem Spiel bei der Ehrenrunde, die der Kapitän der englischen Nationalmannschaft anführte. Kane hier, Kane da. Erschöpft verließ er nach dem Spiel die Arena und stieg müde in den Mannschaftsbus. Die ersten Wochen waren anstrengend. Viele Marketingtermine, zudem eine kurze Rückkehr nach London zur Geburt seines vierten Kindes. "Es liegen verrückte und aufregende Wochen hinter mir", sagte Kane, der sich über Instagram bei den Fans im Stadion bedankte: "Es war ein besonderes Gefühl. Ich weiß es zu schätzen, wenn ihr meinen Namen im Stadion singt."
Die Aufregung um Kane ist groß. Taucht er auf, bricht Hektik aus. Aufgeregte Fans brüllen seinen Namen. Kane ist die neue Attraktion der Bundesliga. Weil er ein Weltklassestürmer ist. "Er hat unfassbar intelligente Laufwege, setzt sich gut von seinen Gegenspielern ab und trifft in den entscheidenden Momenten die richtigen Entscheidungen", sagte Augsburgs Trainer Enrico Maaßen, der überzeugt ist, "dass Kane die Lücke schließen kann, die Robert Lewandowski gelassen hat". Über Jahre hinweg habe der Engländer seine Weltklasse gezeigt.
Pavard-Wechsel soll zeitnah über die Bühne gehen
Weltklassespieler gibt es viele im Team des FC Bayern. Weltklassespieler aber haben oft eigene Ideen für die weitere Entwicklung. So strebt Benjamin Pavard weiterhin einen Wechsel an. Der Franzose möchte München verlassen, am Wochenende fehlte er wegen Rückenproblemen. Inter Mailand möchte Pavard verpflichten und hat dabei eine Ablösesumme von 28 Millionen Euro plus Boni im Sinn. Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen ist zuversichtlich, dass sich zeitnah eine Lösung findet. Das Transferfenster ist noch bis Freitag geöffnet. "Wir haben noch ein paar Tage. Ich bin recht zuversichtlich, dass wir die Thematik noch in diesem Transferfenster werden abschließen können", sagte Dreesen.
Sollte Pavard, dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft, tatsächlich München verlassen, bräuchte es wohl Ersatz. Der könnte vom FC Chelsea kommen und Trevoh Chalobah heißen. Zumindest wäre das der Wunsch von Tuchel. Im Mittelfeld könnte sich der Bayern-Coach zudem Zuwachs in seinem Kader vorstellen. Die Position auf der sechs sieht er sowohl qualitativ als auch quantitativ nicht ideal aufgestellt. "Das ist auch ein nummerisches Thema", sagte Tuchel. Er lässt mit einer Doppel-Sechs spielen, wofür drei Kandidaten recht knapp bemessen klingen. Zu forsch aber möchte der Trainer nicht auftreten. Forderungen werde er keine stellen, sagte er. Wobei nicht erst der Sonntag gezeigt hat, dass Verstärkung guttäte. Damit die Geschichte mit den Arbeitssiegen bald ein Ende hat.