zurück
München
"Absoluter Quatsch": Tuchel nimmt sich mit Scholl den nächsten Kritiker vor
Der ehemalige Bayern-Spieler glaubte, dass Tuchel eine Niederlage in Saarbrücken in Kauf nahm, um auf den dünnen Kader hinzuweisen. Der widerspricht deutlich.
Thomas Tuchel.jpeg       -  Das Nervenkostüm von Bayern-Coach Thomas Tuchel ist derzeit etwas ramponiert – was auch an TV-Experten wie Mehmet Scholl liegt.
Foto: Tom Weller, dpa | Das Nervenkostüm von Bayern-Coach Thomas Tuchel ist derzeit etwas ramponiert – was auch an TV-Experten wie Mehmet Scholl liegt.
Florian Eisele
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:00 Uhr

Kein Tag vergeht beim FC Bayern derzeit ohne eine neue Expertenmeinung. Jüngstes Mitglied in dem Klub der Kritiker ist der ehemalige FCB-Spieler Mehmet Scholl. Der hat seit Kurzem beim Pay-TV-Sender Sky eine neue Heimat gefunden und sprach als Mitglied einer Expertenrunde natürlich auch über Trainer Thomas Tuchel und den FCB. Scholls etwas steile These bezüglich des Pokal-Ausscheidens der Bayern beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken: Tuchel, der in der Partie mehrere Spieler schonte – Torjäger Harry Kane saß 90 Minuten draußen, während Musiala, Coman und Gnabry von der Bank kamen – habe mit dieser Aufstellung ein Zeichen an die Vereinsführung setzen wollen, dass der Kader zu dünn sei. 

Scholl wörtlich in der Talksendung mit dem eingängigen Namen "Triple – der Schüttflix Fußballtalk": "Er hat den zweiten Anzug gebracht, der nicht mal Saarbrücken schlägt. Wie sollen diese Spieler also helfen, um die Champions League zu gewinnen?" Dass ein Ausscheiden eingeplant war, glaubt Scholl zwar nicht, aber: "Er hat dieses Spiel nicht unbewusst genutzt, um zu sagen: 'Leute, ich hab’s euch vorher gesagt, schaut es euch an und dann könnt ihr reagieren." Nach den bereits hinreichend von Tuchel gescholtenen TV-Experten Lothar Matthäus und Dietmar Hamann erregte damit der nächste Sky-Mitarbeiter die Aufmerksamkeit des Bayern-Trainers.

Die Wortmeldung von Scholl ist für Tuchel "absoluter Quatsch"

Die Reaktion von Tuchel auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim (Samstag, 15.30 Uhr) ließ erahnen, dass Sky derzeit sehr wahrscheinlich nicht zu den Lieblingssendern des Bayern-Trainers gehört. Ob er die Äußerungen Scholls gehört habe, wurde der 50-Jährige gefragt. Ja, habe er – und eine Meinung habe er auch dazu: "Das ist absoluter Quatsch." Natürlich habe er das Pokalspiel genutzt, um die Belastung zu verteilen, wie das auch schon in der ersten Pokalrunde geschehen sei. "Das haben wir gemacht und haben das Spiel leider verloren. Die Verantwortung ist bei mir. Aber es hatte nichts damit zu tun." Sagte es und schüttelte noch den Kopf, als die nächste Frage in der Presserunde gestellt wurde.

Die bislang einzige Saisonniederlage der Bayern hat tiefe Spuren hinterlassen – darüber können auch die makellose und unter der Woche noch ausgebaute Bilanz in der Champions League und die guten Auftritte in der Bundesliga nicht hinwegtäuschen. Die mit dem Pokal-Aus verbundene Kritik der Experten hat sichtlich Spuren an Tuchels Nervenkostüm hinterlassen: Anstatt unliebsame Kommentare wegzulächeln, scheint der Coach über jedes mediale Stöckchen zu springen, das ihm aus den Sky-Studios angeboten wird. Spannend dürfte deswegen schon das obligatorische Interview mit dem Bezahlsender vor der Partie am Samstag gegen Heidenheim werden.

Jungstar Aleksandar Pavlovic könnte in die Startelf der Bayern rücken

Sehr wahrscheinlich wird Tuchel auch darin gezwungen sein, personell umzubauen: Bei den angeschlagenen Dayot Upamecano und Leon Goretzka müsse man sehen, wie sinnvoll ein Einsatz sei. Zudem gebe es "ein paar Kandidaten, die zuletzt viel gespielt haben", so Tuchel und nannte Kingsley Coman, Minjae Kim und Alphonso Davies als Beispiele. Jamal Musiala fällt nach seinem Muskelfaserriss ohnehin aus, für ihn wird wohl Thomas Müller kommen. Gut möglich, dass es in der Startelf ein neues Gesicht geben wird: Mittelfeldspieler Aleksandar Pavlovic könnte ins defensive Mittelfeld rücken, weil Joshua Kimmich noch rotgesperrt und Goretzka angeschlagen ist. "Sehr nah" sei der 19-jährige gebürtige Münchner an seinem ersten Startelfeinsatz, so Tuchel. "Er ist absolut ein Kandidat, weil er es gut macht."

Gewonnen werden soll aber selbstredend gegen Heidenheim, das von Tuchel Komplimente für Laufbereitschaft, Kopfballstärke und Flexibilität bekam. Ein Sieg wäre aber auch hinsichtlich der Veranstaltung am Sonntagmorgen gut: Ab 9 Uhr startet im Audi Dome die Jahreshauptversammlung des FC Bayern. 

Die Jahreshauptversammlung steht beim FC Bayern an – kracht es diesmal wieder?

Die sorgte vor knapp zwei Jahren für Schlagzeilen wegen des Umgangs der Bayern mit dem Katar-Sponsoring. Weil sich die Mitglieder vom Verein nicht ernst genommen fühlten, eskalierte die Lage. Einzelne Fans skandierten "Wir sind Bayern und ihr nicht" in Richtung des Vorstands. Ehrenpräsident Uli Hoeneß befand damals: "Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe." Wenig spricht dafür, dass es diesmal ähnliche Konfliktherde geben wird – auch wenn der Fall von Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui, der mit pro-palästinensischen Posts für Aufsehen sorgte, durchaus Stoff für Ärger liefert. Gewinnt der FC Bayern gegen Heidenheim, verspricht die Veranstaltung für Tuchel ein entspannter Vormittag zu werden. Eine für ihn gute Sache steht schon fest: Die Versammlung wird nicht von Sky übertragen. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
1. FC Saarbrücken
Alphonso Davies
Champions League
Dayot Upamecano
Dietmar Hamann
FC Bayern München
Harry Kane
Joshua Kimmich
Kingsley Coman
Kritiker
Leon Goretzka
Lothar Matthäus
Mehmet Scholl
Thomas Müller
Thomas Tuchel
Uli Hoeneß
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen