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München
FC Bayern suspendiert Mané – Kabinen-Eklat legt Probleme der Bayern offen
Sadio Mané setzt nach der Manchester-Niederlage auf schlagkräftige Argumente gegen Leroy Sané. Offenbar sind etliche Bayern-Spieler zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
404051179.jpg       -  Leroy Sané (Mitte) und Sadio Mané trainierten am Donnerstag zusammen. Am Dienstag hatten sich beide noch eine handfeste Auseinandersetzung geliefert.
Foto: Sven Hoppe, dpa | Leroy Sané (Mitte) und Sadio Mané trainierten am Donnerstag zusammen. Am Dienstag hatten sich beide noch eine handfeste Auseinandersetzung geliefert.
Tilmann Mehl
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:26 Uhr

Die Kabine einer Fußballmannschaft war einst eine Miniatur-Ausgabe von Las Vegas. Ehe in deutschen Städten neben jedem Dänischen Bettenlager und Handy-Shop ein Wettbüro eröffnete, blühte das Glücksspiel hauptsächlich in den geschützten Räumlichkeiten der Umkleide. Der Kassenwart nahm beispielsweise bereitwillig Wetten an, wer am Spieltag zu spät erscheinen würde. Was die Zocker-Metropole dereinst auch noch mit der Kabine einte: Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas. Die Kabine war ein Mysterium, nichts drang nach draußen.

Das hat sich in etwa zu jener Zeit geändert, als Maulwürfe einen Weg in das Innenleben der Teams fanden. So wundert es auch nicht, dass es gerade Mal einen Tag dauerte, ehe der Vorfall aus der Kabine des FC Bayern publik wurde. Offenbar verlor Sadio Mané bei einer Diskussion mit Leroy Sané die verbale Debattenführung aus dem Auge und verlegte sich auf eine schlagkräftigere Argumentationslinie. Die Folge: eine dicke Lippe Sanés und Diskussionen um das Binnenklima dieser allzu merkwürdigen Bayern-Mannschaft.

Auch Oliver Kahn war bei den Beratungen über Mané dabei

Auslöser soll ein Missverständnis wenige Minuten im Spiel bei Manchester City zuvor auf dem Feld gewesen sein. Sané spielte den Ball kurz, als Mané schon in Erwartung eines Steilpasses in die Tiefe gestartet war. Eine Lappalie. Eine, die reicht, um das Verhältnis innerhalb des Teams als arg angespannt erscheinen zu lassen. Medienberichten zufolge soll sogar der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn bei den Beratungen beteiligt gewesen sein, wie die Verfehlung Manés zu ahnden sei. Am Donnerstag nach Mané noch am Training der Münchner teil. Auf Fotos ist er sogar neben Sané zu sehen. Am Nachmittag gaben die Bayern bekannt, dass Mané am Samstag im Spiel gegen die TSG Hoffenheim nicht im Kader der Münchner stehen werde. Außerdem müsse der Angreifer eine Geldstrafe zahlen.

Vielmehr führen sie die Reihe interner Störmanöver fort, die die Mannschaft seit Jahresbeginn begleiten. Serge Gnabry war im Januar inmitten einer Englischen Woche zur Fashion Week nach Paris gereist, um sich modisch fortzubilden. Für Aufsehen sorgte wenig später Manuel Neuer, der seinen emotionalen Schmerz aufgrund des Rauswurfs seines Torwarttrainers und Vertrauten Toni Tapalovic in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung kundttat. "Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen", gewährte er einen Blick auf sein Seelenheil.

Nun ließen sich derlei Begebenheiten als launige Begleitmusik des Unterhaltungskosmos Profi-Fußball verstehen, wenn die Leistungsfähigkeit der Münchner Fußball-Mannschaft nicht augenscheinlich darunter leiden würde. Der Klub erinnert so aber an Zeiten, in denen der Begriff des "FC Hollywood" Einzug in den Sprachgebrauch fand. Lothar Matthäus, Franz Beckenbauer, Jürgen Klinsmann, Stefan Effenberg und Mario Basler erfreuten in den 90er Jahren den Boulevard mit allerlei unterhaltsamen Episoden. Das Jahrzehnt zählt aus sportlicher Sicht zu den eher mäßig erfolgreichen in der bayerischen Geschichte.

Bayerns Spiel gegen Hoffenheim ist enorm wichtig

So wirkt es, als habe die aktuelle Leistungsfahrigkeit nur zu Teilen mit überfordernden taktischen Konzepten oder anderen sportlichen Entscheidungen von Julian Nagelsmann oder Thomas Tuchel zu tun, sondern vielmehr mit persönlichen Befindlichkeiten. Tuchel dürfte freilich daran gelegen sein, dass die Nabelschau schleunigst abgeschlossen ist. Schließlich steht am Samstag bereits das nächste wichtige Spiel auf dem Programm. Das Duell mit den wiedererstarkten Hoffenheimern entscheidet, in welcher Stimmung der FC Bayern kommenden Mittwoch in das Rückspiel gegen Manchester geht.

Ein überraschendes Weiterkommen würde sich dann selbstverständlich gut in die Geschichtsschreibung des FC Bayern einpassen. Dessen Moderne ihren Anfang schließlich auch in einer Ohrfeige hat. Nur weil sich Franz Beckenbauer 1958 von einem Spieler des TSV 1860 München eine Schelle einfing, wechselte er nicht zu den Löwen, sondern zum FC Bayern München.

 
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