Der Ex-Leipziger Konrad Laimer und der Ex-Dortmunder Raphael Guerreiro sind zwei Spieler, wie sie sich jeder Fußball-Manager wünscht: Der Österreicher und der Portugiese sind vielseitig einsetzbar, stellen internationale Klasse dar und sind ablösefrei zum FC Bayern gekommen. Bei der Vorstellung der beiden Neu-Bayern ging es aber dennoch zuerst einmal um einen anderen Spieler, der so ziemlich das Gegenteil von ablösefrei darstellt, dafür aber umso mehr das Interesse der Münchner Vereinsführung geweckt hat: Harry Kane. Über den wollte Ehrenpräsident und Interims-Kaderplaner Uli Hoeneß am Wochenende zuerst gar nichts sagen - und sagte dann doch recht viel.
Etwa, dass man sich mit dem Kapitän der englischen Nationalmannschaft einig sei und seine Entscheidung stehe. "Und wenn die bleibt, dann kriegen wir ihn. Dann wird Tottenham einknicken müssen." Wie praktisch, dass Vorstandschef Jan-Christian Dreesen bei der Vorstellung von Laimer und Guerreiro auch auf der Bühne saß. Auf die Frage hin, wie er selbst die Sache mit Kane sieht, antwortete der Ostfriese Dreesen defensiver als der Ulmer Impulsmensch Hoeneß. "Es ist bekannt, dass wir an Harry Kane ein großes Interesse haben, und Uli Hoeneß hat dazu alles gesagt."
Das Störfeuer von Hoeneß kam beim FC Bayern offenbar nicht gut an
Intern scheint man beim FC Bayern der Meinung zu sein, dass Hoeneß sogar ein bisschen mehr als nötig gesagt hat. Die Verhandlungen mit Tottenham-Boss Dani Levy scheinen recht kompliziert zu sein - und jedes Störfeuer aus München macht die Sache mutmaßlich noch ein wenig vertrackter. Auch wenn es eigentlich ein großes Kompliment ist, wenn Hoeneßüber seinen Verhandlungspartner aus London sagt: "Er spielt auf Zeit, ist ein ausgebuffter, super Profi." Andererseits seien beim FC Bayern aber eben nicht nur Leute am Werk, "die das seit gestern machen."
Ein Thema waren die Hoeneß-Aussagen dann auch wenig später bei Kanes aktuellem Arbeitgeber Tottenham Hotspur. Der Klub hat seit kurzem die Saisonvorbereitung begonnen und befindet sich gerade auf Promo-Tour in Australien, weswegen die Replik der Spurs etwas auf sich warten ließ. Ante Postecoglou, seit kurzem Trainer der Spurs, wollte eigentlich ebenfalls über etwas anderes reden. Aber auch bei ihm drehte sich schon die erste Frage um Kane. Die erste Reaktion des Trainers: "Die erste Frage gleich, oder?"
Spurs-Coach Postecoglou antwortete in Richtung FC Bayern
Genau genommen drehten sich auch die Fragen zwei bis zehn um Kane, von dem Postecoglou nur Positives zu berichten wusste. Den Spieler würde der Rummel nicht beeinflussen, er habe ein gutes Gespräch mit ihm gehabt und überhaupt: "Wenn andere Vereine über Spieler reden wollen, die bei uns unter Vertrag stehen, ist das für sie ein größeres Problem als für uns."
Aber zurück zu Dreesen, Laimer und Guerreiro. Tatsächlich scheint es ungerecht, dass die Kane-Debatte die Ankunft der beiden Spieler überlagert. Denn das Duo bringt das Zeug mit, beim FC Bayern eine ähnlich wichtige Rolle wie bei den jeweiligen vorherigen Vereinen zu spielen: Guerreiro als spielstarker Linksverteidiger, der auch im Mittelfeld spielen kann und überall für Tore gut ist; Laimer als pressingstarker Mittelfeldmann, der praktischerweise auch als Rechtsverteidiger eine gute Figur abgibt. Etwas überraschend bekannte Guerreiro, dass er noch in Schwarz-Gelb spielen würde, wenn der Verein gewollt hätte: „Ich wollte in Dortmund weitermachen, aber der Vorstand hat sich anders entschieden.“
Der Transfer von Min-Jae Kim soll "in den nächsten Tagen" bekannt gegeben werden
Sehr wahrscheinlich wird endlich in der Personalie Min-Jae Kim auch bald alles fix sein. Der Wechsel des Südkoreaners, der eigentlich schon seit Wochen durch scheint, ist immer noch nicht bekannt gegeben. Dreesen zeigte sich aber nun zuversichtlich, dass der 50-Millionen-Euro-Deal "in den nächsten Tagen" bekannt gegeben wird. Bis 2028 soll der Innenverteidiger bei den Münchnern unterschreiben. Geduld sei gefragt, auch im Umgang mit allen Verhandlungspartnern: "Wenn man freundlich miteinander umgeht, kommt man am besten zu Ergebnissen." Hörte sich so an, als ginge es schon wieder umKane.