Dieser blutleere Auftritt gegen Werder Bremen hatte Fragen aufgeworfen. Unter anderem jene, auf welche Spieler Trainer Jess Thorup in den verbliebenen drei Partien setzen wird. In der Fußball-Bundesliga hat der FC Augsburg den Klassenerhalt vorzeitig erreicht. Jetzt steht im Mittelpunkt, wie sich die Mannschaft in den abschließenden Partien präsentiert. Ob sie positiv überrascht, die Top-Teams Borussia Dortmund, VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen ärgert und sich gar eine internationale Teilnahme sichert. Seit Mittwoch ist klar, dass der Fünfte der Bundesliga in der Champions League antreten wird. Sollte Leverkusen den DFB-Pokal gewinnen, würde der Tabellenachte in der Conference League starten.
Für Thorup und Sportdirektor Marinko Jurendic sind die Ergebnisse in Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) und den finalen Begegnungen bedeutend. Gleichwohl werden die Verantwortlichen genau beobachten, welcher Spieler sich wie präsentiert. Erste Gespräche mit Profis wurden längst geführt, erste Entscheidungen sind getroffen. Kommuniziert ist bislang, dass Linksverteidiger Iago den FCA verlassen wird. Frühzeitig hatte der 27-Jährige den Klub informiert, seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Nach fünf Jahren kehrt er in seine Heimat Brasilien zurück und schließt sich dem EC Bahia an. Im letzten Heimspiel der Saison dürfte er im Stadion mit Applaus offiziell verabschiedet werden. Ob weitere Spieler ein letztes Mal Richtung eigenes Publikum winken, ist bislang offen.
Tomas Koubek und Raphael Framberger verabschiedet der FC Augsburg wohl
Weiterer Kandidat ist Tomas Koubek, dessen Vertrag ebenfalls Ende Juni ausläuft. Der 31-Jährige war im Sommer 2019 als Nummer eins verpflichtet worden, erlaubte sich in seiner Anfangsphase allerdings gravierende Fehler. Augsburg setzte fortan auf andere Stammkeeper: Erst Andreas Luthe, danach Rafal Gikiewicz und Finn Dahmen. Als wahrscheinlich gilt, dass Koubek den Klub verlassen wird und sich der FCA mit einem Torhüter verstärkt, der mit Finn Dahmen um den Stammplatz konkurrieren wird. Als sicher gilt ein Abschied von Raphael Framberger. Das Eigengewächs gehörte seit der Saison 2014/15 zum Kader, Verletzungen warfen ihn allerdings wiederholt zurück. Sein bislang letztes Spiel für den FCA absolvierte der Rechtsverteidiger im Oktober 2022. Es folgten eine Leihe zum Zweitligisten SV Sandhausen und nach seiner Rückkehr ein weiterer Kreuzbandriss.
Im Fokus von Trainer Thorup steht das aktuelle Personal, das ihm in den nächsten zwei Wochen zur Verfügung stehen wird. In der Winterpause hatte der FCA seinen Kader angepasst und punktuell mit den Leihspielern Pep Biel (Olympiakos Piräus) und Kristijan Jakic (Eintracht Frankfurt) verstärkt. Acht Profis werden im Sommer nach Ende ihrer Leihe zurückkehren. Nach den schweren Verletzungen von Elvis Rexhbecaj (Mittelfußbruch), Robert Gumny (Kreuzbandriss) und Fredrik Jensen (Blutgerinnsel in der Wade) bleibt der aktuelle Kader in seiner Zusammensetzung überschaubar. Entsprechend weniger ausgeprägt war zuletzt der Konkurrenzkampf. Thorup hätte nach dem Spiel gegen Bremen Anlass zu Veränderungen, ihm sind jedoch die Hände gebunden. "Ich habe zur Mannschaft gesagt, dass ich darüber nachdenke. Aber die Möglichkeiten sind begrenzt."
Iago wird dem FC Augsburg auch gegen Borussia Dortmund fehlen
Jurendic wollte die personelle Situation nach dem 0:3 gegen Bremen nicht als Ausrede gelten lassen. "Wir haben hier gegen Union Berlin bewiesen, dass man mit den Jungs aus der zweiten Reihe Spiele gewinnen kann. Wir haben das volle Vertrauen in die Spieler, die hier sind. Die müssen das können." Auf den Außenverteidigerpositionen agierten zuletzt Kevin Mbabu (rechts) und Mads Pedersen (links) konkurrenzlos. Als sich Mbabu zwischenzeitlich verletzt hatte, musste Thorup improvisieren. Zeitweise füllten die Innenverteidiger Maximilian Bauer und Jeffrey Gouweleeuw die Lücke. Pedersen lebt von seiner Energie und seinem Einsatz. An guten Tagen bereichert er die linke Seite, liefert Impulse. Andererseits gelingt es dem Dänen bislang kaum, defensiv und offensiv auf Dauer sein Niveau zu halten. Jüngst gegen Bremen zählte er zu den schwächsten Akteuren auf dem Rasen. Pedersen wird aber auch in Dortmund auflaufen, weil Iago weiterhin fehlt.
Eine Veränderung wird Thorup im zentralen Mittelfeld vornehmen. Jakic zeigte über Wochen hinweg konstant gute Leistungen als Abräumer vor der Abwehr. Weder in Frankfurt (1:3) noch gegen Bremen knüpfte er an diese Auftritte an. Dass der 26-jährige Kroate in Dortmund fehlen wird, begründet sich aber hauptsächlich in seiner fünften Gelben Karte, die eine Sperre nach sich zieht. Naheliegend ist, dass Niklas Dorsch für Jakic in die Startelf rückt. Gegen Bremen erhielt er als Einwechselspieler den Vorzug vor Tim Breithaupt. Auf allen anderen Positionen dürfte Thorup an seiner Stammformation festhalten. Nominell bleiben die Alternativen rar – und wirklich aufgedrängt hat sich zuletzt auch kein Einwechselspieler.