Zwischen den Jahren wird sich Marinko Jurendic ein paar ruhigere Tage gönnen. Mit seiner Familie werde er Zeit verbringen, so der Schweizer, Brüder und Mutter besuchen. Dass es ihm gelingt, vollends abzuschalten, scheint allerdings eher unwahrscheinlich. Der 46-Jährige erzählt eine Anekdote aus dem vergangenen Jahr. Auch damals verbrachte er Zeit mit seinen Liebsten, weilte im Skigebiet Engelberg-Titlis. Jurendic lächelt, ehe er erzählt: "Mitten im Schnee, auf 2000 Metern Höhe, habe ich noch an einem Transfer gearbeitet."
Marinko Jurendic kam vom FC Zürich zum FC Augsburg
Jurendic war im Winter 2022 noch als Sportdirektor des FC Zürich tätig, seit August trägt er die Verantwortung für die sportlichen Belange des Fußball-Bundesligisten FC Augsburg.Mit Beginn des Januars steht eine bedeutende Phase an. Die Winterwechselphase möchte Jurendic nutzen, um im Kader nachzuschärfen. "Wir streben Veränderungen an", betont er. Einerseits wolle man die vorhandenen Spieler weiterentwickeln, andererseits schaue man sich auf dem Transfermarkt um. Es gehe darum, die nächsten Schritte zu machen. Vor einigen Wochen, ehe Thorup übernommen hatte, sei es darum gegangen, Stabilität herzustellen. Eine "ganz wichtige Etappe" sei das gewesen. "Jetzt geht es darum, die nächste Phase zu planen."
Welche Fragen sind für die Kaderanalyse des FCA wichtig?
32 Profis finden sich derzeit im Augsburger Kader. In den vergangenen Wochen haben Trainer Jess Thorup und Jurendic mehrmals wiederholt, dass sie mit einer kleineren Gruppe die zweite Saisonhälfte bestreiten wollen. Thorup, 53, seit Mitte Oktober Augsburgs Trainer, konnte sich inzwischen ein Bild von seinem Personal machen. Auch wenn er nicht die finale Entscheidung trifft, so hat er ein Mitspracherecht. Jurendic erklärt, anhand welcher Fragen die Kaderanalyse vorgenommen wird. "Wie können wir optimieren, dass wir eine gute Dynamik in der Mannschaft behalten? Wie beleben wir den gesunden Konkurrenzkampf? Und welcher Spieler hat welches Entwicklungspotenzial?"
Marinko Jurendic scheut keine harten Entscheidungen
Öffentlich wirkt Jurendic stets freundlich, intern entscheidet er analytisch und scheut keine harten Entscheidungen. Er weiß um die Verdienste einiger Spieler, das sei aber kein Hinderungsgrund, sich von einem Profi zu trennen. "Wir wollen einfach Klarheit haben", betont Jurendic. Spieler und deren Berater sind informiert, dass es ab Januar Gespräche geben wird. Je nachdem, wie lange die Verträge laufen, desto dringlicher ist manche Personalie. So enden die Verträge von Jeffrey Gouweleeuw, Iago, Tomas Koubek, Raphael Framberger und Aaron Zehnter sowie die Leihen von Kevin Mbabu und Japhet Tanganga allesamt im Juni 2024.
Bleibt Jeffrey Gouweleeuw beim FC Augsburg?
Beim ehemaligen Kapitän Gouweleeuw deutet vieles darauf hin, dass sich Klub und Spieler auf eine weitere Zusammenarbeit einigen;
Iago wird seinen Vertrag wohl auslaufen lassen; Koubek wäre wohl an einer Verlängerung interessiert, zählt allerdings trotz seines Status als Ersatzmann zu den Bestverdienern; beim wiederholt schwer verletzten Framberger ist eine Trennung beinahe sicher; Zehnters Vertrag könnte verlängert werden, um das Eigengewächs anschließend zu verleihen; bei Tanganga strebt der FCA wohl noch in diesem Winter ein Leih-Ende an; Mbabu wird mindestens bis Sommer bleiben.
Regelmäßige Sitzungen mit Heinz Moser und Christoph Janker
Nicht nur die Vertragssituation wird Gespräche bedingen, ebenso das persönliche Befinden. Für Frederik Winther, Nathanael Mbuku, Irvin Cardona oder David Colina hat Thorup keine nachhaltige Verwendung gefunden.
Sie gelten als Kandidaten für eine Leihe oder einen Verkauf. Unzufrieden sind zudem Dion Beljo, Arne Maier oder Patric Pfeiffer mit ihren spärlichen Einsätzen. In regelmäßigen Sitzungen diskutieren Jurendic, Heinz Moser (Leiter Entwicklung), Christoph Janker (Leiter Lizenzbereich) und die Scoutingabteilung Fragen über die Zukunft ihrer Spieler. Sie stellen sich Fragen: Wie sieht sich der Spieler? Wie handelt man, wenn die Entwicklung beim FCA nicht weitergeht? Warum hinkt ein angedachter Leistungsträger über Wochen der Erwartung hinterher?
Jurendic will den FCA-Kader verkleinern
Jurendic möchte den Kader verkleinern, ihn zugleich aber punktuell verstärken. Wenn am 1. Februar das Transferfenster schließt, wird der Sportdirektor Klarheit haben, was den aktuellen Kader betrifft. Die Arbeit am Personal endet für Jurendic damit allerdings nicht. Weichen für die kommende Saison möchte er zeitnah stellen. "Möglichst früh, im Februar oder März, wollen wir auch Klarheit haben, was die Vertragssituation über den Sommer hinaus angeht." Jurendic gibt Einblicke in die Mannschaftsstruktur, die der FCA anstrebt. Der Kader soll sich aus Identifikationsfiguren mit langfristigen Verträgen, Eigengewächsen, entwicklungsfähigen Jungprofis, Routiniers, aber auch aus Top-Talenten zusammensetzen, die den FCA als Sprungbrett für den nächsten Karriereschritt wahrnehmen.
Sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg im Gleichgewicht
Womöglich das bedeutendste Kriterium in der Transferpolitik bleibt die Wirtschaftlichkeit. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung verkündete der Bundesligist einen Rekordverlust in Höhe von fast neun Millionen Euro. Wie beinahe jeder Klub in der ersten Liga ist der FCA auf Transfererlöse angewiesen.
Ein Beispiel: Mergim Berisha, den der FCA im Sommer nach einer Leihe erst für vier Millionen Euro gekauft hat, um ihn dann für 14 Millionen Euro Ablöse Richtung Hoffenheim weiter zu transferieren. Diese Komponente müsse man immer mitdenken, bekräftigt Jurendic. "Den sportlichen und den wirtschaftlichen Erfolg ins Gleichgewicht zu bringen, ist die Herausforderung von Trainer, Geschäftsführer, Michael Ströll, und mir."
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