Jess Thorup muss überlegen. Ist er denn nun der bestgekleidete Trainer der Fußball-Bundesliga? Der Däne lacht. "Was soll ich dazu sagen?", fragt er. Thorup gibt zusammen mit Torwart Finn Dahmen Autogramme in einem Augsburger Modehaus am Rathausplatz. Die Fans stehen Schlange auf der Treppe in den ersten Stock. Sie haben Trikots des FC Augsburg in den Händen und natürlich ihre Mobiltelefone. Erst eine Unterschrift, dann noch ein gemeinsames Foto. "Danke, dass Sie da sind und so gute Arbeit leisten", sagt ein Fan zu Thorup.
Der Däne kommt gut an. Bei den Fans, aber auch der Mannschaft. "Der Trainer stellt uns immer super ein. Er hat einen großen Anteil an den erfolgreichen Wochen", sagt Dahmen. Seit der Däne Trainer des FCA ist, hat der Bundesligist kein Spiel mehr verloren. Das soll am Samstag (15.30 Uhr) bei Werder Bremen so bleiben.
Thorup hat für einen Umschwung gesorgt. Sportlich, aber auch optisch. Auch am Samstag wird er wieder einen Anzug an der Seitenlinie tragen. Weil er mit seiner Kleidung Zeichen setzen möchte. Er geht voran, er ist die Führungsfigur. Autorität möchte er ausstrahlen. Für sich, seine Spieler, aber auch das Umfeld.
Thorup ist der eleganteste Trainer, den der FC Augsburg jemals hatte
In der Öffentlichkeit wird über die Kleiderwahl von Thorup diskutiert seit er bei seiner ersten Partie in Heidenheim einen blauen Anzug getragen hat. Er weiß das, beschäftigt sich aber nicht damit. Er entscheide nach Bauchgefühl, was er trägt. Auf dem Platz Trainingskleidung mit Fußballschuhen, bei Spielen seit einigen Jahren eben Anzug. Zu seiner ersten Pressekonferenz in Augsburg war er mit Anzug, Weste und Krawatte erschienen, so elegant wie noch kein Trainer zuvor in der Augsburger Bundesliga-Zeit. "Ich wollte dem Verein zeigen, wie wichtig der Termin für mich ist und dass ich mich wohlfühle", sagt der Däne.
Viele Bundesliga-Trainer setzen eher auf lässige, bequemere Kleidung. In den europäischen Wettbewerben gehört ein Anzug aber fast schon zur Pflicht. Dem Anlass entsprechend. Thorup kennt das aus der Champions League mit Kopenhagen. Ob er bald auch mit dem FCA europäische Abende erleben wird? Irgendwann könnte das das Ziel sein, sagt er zurückhaltend. Noch sei aber nicht die Zeit, von solchen Erfolgen zu träumen.
Auch in der FCA-Kabine ist Mode ein Thema
Für Thorup zählt das Hier und Jetzt. "Wir können uns immer weiter verbessern", sagt der 53-Jährige. Sein Torwart steht neben ihm und nickt. Auch für Dahmen ist Mode ein Thema. "Mir ist es wichtig, dass ich etwas anhabe, was mir gefällt", sagt der 25-Jährige. Auch in der Kabine wird häufiger über Mode gesprochen. Im FCA-Team aber gebe es andere Spieler, die sich mehr trauen und modische Experimente wagen. "Ich bin meist etwas schlichter angezogen", sagt Dahmen.
Im Spiel trägt er häufig knallige Farben. Zuletzt gegen Frankfurt gelb. Ein Torwart soll auffallen. Am besten durch seine Leistung. Dahmen gelang das zuletzt immer häufiger. In Berlin war er Garant für das Unentschieden, gegen Frankfurt agierte er allerdings einmal unglücklich. Einen Querpass von Philipp Max lenkte er mit der Ferse ins eigene Tor. "Diese Situation kann man eher als Pech, als als Torwartfehler bezeichnen", sagt Dahmen. Eine Einschätzung, zu der auch sein Torwarttrainer Marco Kostmann bei der Analyse gekommen sei.
Dahmen hofft auf eine Zu-Null-Partie vor der Winterpause
Durch den unglücklichen Gegentreffer verpasste Dahmen ein weiteres Mal eine Partie ohne Gegentor. 26 Begegnungen hat er in der Bundesliga absolviert, noch nie hat er zu Null gespielt. Ein Thema, das bei ihm keine so große Rolle spielt wie in der Öffentlichkeit. "Ich denke da nicht täglich dran", sagt er. Und: "Ich hoffe, dass uns vor der Winterpause noch mindestens eine Zu-Null-Partie gelingt." Nach dem Spiel in Bremen warten noch die schweren Aufgaben gegen Dortmund und in Stuttgart.
Dahmen hat sich in dieser Saison von Partie zu Partie stabilisiert. Auch Thorup gefällt die Entwicklung. "Er hat immer Schritte nach vorne gemacht und geholfen, Punkte zu holen", sagt der Däne. Er fühlt sich bestätigt, die Reihenfolge seines Vorgängers Enrico Maaßen beibehalten zu haben. Finn Dahmen die Nummer eins, Tomas Koubek sein Stellvertreter. "Tomas kennt seine Rolle als Herausforderer", sagt Thorup.
FCA-Torwart Dahmen fühlt sich nicht zu klein
Dahmen genießt die Situation. Erstmals ist er Nummer eins bei einem Bundesligisten. "Momentan läuft es sehr gut. Jeder Einzelne sieht dadurch besser aus auf dem Platz", sagt er. Das Selbstvertrauen ist groß beim FCA. "Wir gehen als Mannschaft mit breiter Brust aufs Feld", sagt der Torwart, der in Berlin mit einem abgewehrten Strafstoß geglänzt hatte. Nicht sein erster gehaltener Elfmeter. "Wenn man schon ein paar Elfmeter gehalten hat, gibt das ein gutes Gefühl und kann den Stürmer verunsichern", erklärt Dahmen.
1,86 Meter ist der Torwart nach eigenen Angaben groß. Für viele Beobachter zu klein für einen Torhüter auf Bundeliga-Niveau. Der 25-Jährige widerspricht. Viele andere Torhüter hätten schon gezeigt, dass man nicht 1,95 Meter groß sein müsse, um stark zu spielen. Yann Sommer sei ein Beispiel oder Marc-André ter Stegen und Stefan Ortega. Dahmen jedenfalls hadert nicht mit seiner Körpergröße. "Ich fühle mich mit meiner Größe und meinem Gewicht sehr wohl", sagt er.