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Augsburg
Sportgeschäftsführer Reuter: "Wir wollten Spieler, die Bock auf den FCA haben"
Der FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter spricht über den bisherigen Saisonverlauf, über seinen Nationalspieler Mergim Berisha und den Trainerwechsel beim FC Bayern.
FCA.jpeg       -  Neun Bundesligaspiele stehen für den FC Augsburg  noch aus und Sportgeschäftsführer Stefan Reuter ist mit dem bisherigen Saisonverlauf recht zufrieden.
Foto: Ulrich Wagner | Neun Bundesligaspiele stehen für den FC Augsburg noch aus und Sportgeschäftsführer Stefan Reuter ist mit dem bisherigen Saisonverlauf recht zufrieden.
Andrea Bogenreuther, Marco Scheinhof
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:36 Uhr

Herr Reuter, knapp zwei Wochen Länderspielpause liegen hinter Ihnen. Konnten Sie ein bisschen durchschnaufen?

Stefan Reuter: Ich habe in der Tat ein bisschen durchgeschnauft. Es ist aber nicht einfach, weil man im Fußballgeschäft permanent in der Mühle drin ist. Wenn man es nicht schafft, sich zwischendurch mal rauszunehmen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man leer und ausgebrannt ist. Die Länderspielpause ist eine Möglichkeit, in der man auch mal wegfahren kann. Das halte ich für extrem wichtig. 

Gelingt es Ihnen, sich auch wirklich rauszunehmen?

Reuter: Ja, schon als Spieler ist mir das gelungen. Selbst wenn ich platt war, bin ich zum Joggen rausgegangen. Um abzuschalten, mache ich gerne Sport. Da tanke ich auf, das tut mir gut. 

Ist Ihr Handy dann auch mal ausgeschaltet?

Reuter: Nein, erreichbar bin ich immer. Bei mir ist noch kein Tag vergangen, an dem ich nicht aufs Handy geschaut habe. Man verfolgt den Fußball jeden Tag, aber eben auch mal an einem anderen Ort. Alleine das hilft schon.

Dann haben Sie sicherlich auch verfolgt, was in München passiert ist. Wie bewerten sie die Vorgänge beim FC Bayern mit dem Trainerwechsel?

Reuter: Es ist immer schwer, sich über andere zu äußern. Die Aussagen klangen auch zuletzt noch so, dass das ein Langzeitprojekt und die Führung von Nagelsmannüberzeugt ist. Von daher kam es sehr überraschend, vor allem, nachdem die Mannschaft in der Champions League gegen Paris St. Germain so souverän weitergekommen ist. Und trotz der Niederlage gegen Leverkusen kann der FC Bayern im Topspiel gegen Dortmund noch alles korrigieren. Ich kann die internen Abläufe bei den Bayern aber nicht beurteilen.

Interessant ist aber, dass sowohl Julian Nagelsmann als auch Thomas Tuchel eine FCA-Vergangenheit haben.

Reuter: Das ist eine nette Geschichte, dass beide hier im Nachwuchs ihre erste Trainererfahrung gesammelt haben und dann so einen Wahnsinns-Weg beschreiten konnten.

Bayern und Dortmund treffen am Samstag aufeinander. Sie haben für beide Klubs gespielt. Wie geht es aus?

Reuter: Für mich ist nach wie vor Bayern Favorit. Weil sie die größere Erfahrung haben und oft in den entscheidenden Situationen da sind – auch wenn ein bisschen Unruhe herrscht. Das haben sie über Jahrzehnte gezeigt. 

Was kann Thomas Tuchel mit nur ein oder zwei Trainingseinheiten bei den Bayern bewirken?

Reuter: Es wird schwierig. Dabei von Automatismen zu sprechen, ist nahezu unmöglich. Da geht es vor allem darum, wie man mit dieser Situation umgeht. Das ist eine Kopfgeschichte.

Das Anforderungsprofil an einen Trainer ist beim FC Bayern ja auch durchaus ein anderes als etwa beim FC Augsburg.

Reuter: Natürlich. Bei den Bayern sitzen gestandene Nationalspieler auf der Bank oder teilweise auf der Tribüne. Das zu managen und alle trotzdem bei Laune zu halten, ist die Kunst. Thomas Tuchel hat in diesem Bereich in den vergangenen Jahren viele Erfahrungen gesammelt. Hansi Flick etwa hat das bei Bayern auch bravourös gemacht. Als Trainer und als Verein braucht man einen Kern von Spielern, die den Weg mitgehen und die Philosophie in die Mannschaft transportieren. 

Der FCA hat mittlerweile auch einen deutschen Nationalspieler. Wie beurteilen Sie das Auftreten von Mergim Berisha in den beiden Länderspielen?

Reuter: Es war sein großer Traum, das zu erreichen. Dass er jetzt Spielzeit in zwei Länderspielen bekommen hat, ist toll. Ich habe vor dem Fernseher mitgezittert, ob er vielleicht noch das 3:3 erzielt. Die Belgier haben aber gut verteidigt. Mergim hat den Riecher und die Spielintelligenz, zu ahnen, wo die Bälle hinkommen. Er ist sehr vielseitig und kann auch Tore vorbereiten und ist immer für ein Tor gut.

Niclas Füllkrug ist auch so einer. Könnten Sie sich vorstellen, dass beide zusammen auf dem Platz stehen?

Reuter: Das ist auf alle Fälle eine Option. Beide können auch mit einem Sturmpartner gut spielen. Hansi Flick lässt ja immer wieder mal mit zwei Angreifern agieren. Mergim muss jetzt bei uns weiter Gas geben, dann ist die Tür in der Nationalmannschaft sicher weiterhin offen.

Haben Sie die Kaufoption für ihn schon gezogen?

Reuter: Nein, das haben wir noch nicht. Wir werden es aber rechtzeitig tun. 

Was passiert, wenn im Sommer plötzlich ein hohes Angebot für Berisha kommen sollte?

Reuter: Das ist für uns noch gar kein Thema. Das ist wie immer bei uns: Wenn etwas Außergewöhnliches kommt und der Spieler den nächsten Schritt machen möchte, werden wir uns damit beschäftigen. Jetzt hoffen wir erst einmal, dass alle Nationalspieler frisch, gesund und mit Selbstvertrauen ins Spiel gegen Wolfsburg gehen können.

Am Selbstvertrauen könnte es Außenverteidiger Robert Gumny fehlen. Er hat sich bei seinem Einsatz gegen Tschechien große Kritik von dem polnischen Landsmann, Berater und Exprofi Artur Wichniarek eingefangen. Zu Recht?

Reuter: Ich finde es eine Unverschämtheit von Artur Wichniarek. Ich weiß nicht, ob etwas zwischen ihnen vorgefallen ist, aber das ist in der Art und Weise nicht in Ordnung. Robert hat eine gute Entwicklung genommen und für den FCA schon richtig gute Spiele gezeigt. Er war Kapitän in der U21-Nationalmannschaft, das bekommt man nicht geschenkt. Deswegen sind die Aussagen von Wichniarek in der Form nicht nachvollziehbar.

Wichniarek war in der Vergangenheit der Berater von Rafal Gikiewicz. Wird der Torhüter auch in der nächsten Saison in Augsburg spielen? Bei 25 Spielen soll sich sein Vertrag automatisch verlängern.

Reuter: Wir gehen davon aus, dass er die nötigen Spiele macht und sich der Vertrag damit um ein Jahr verlängert. Sollte das aus irgendeinem Grund nicht klappen, werden wir uns aber auch mit ihm zusammensetzen. 

Es gibt noch einige andere Spieler, bei denen Verträge auslaufen, beispielsweise Daniel Caligiuri oder André Hahn. Wie weit ist man da?

Reuter: Wir werden uns erst in den nächsten Wochen mit den Spielern zusammensetzen und dies persönlich mit ihnen besprechen. Ab einem gewissen Alter macht es Sinn, von Jahr zu Jahr zu schauen.

Wie sieht es beim zum FC Groningen ausgeliehenen Ricardo Pepi aus? Die PSV Eindhoven soll Interesse haben, ihn im Sommer zu verpflichten.

Reuter: Wir planen fest mit ihm und verspüren keinerlei Intention, ihn abzugeben. Ich freue mich sehr, dass er eine so erfolgreiche Runde spielt und auch für die amerikanische Nationalmannschaft trifft. Das zeigt, dass Ausleihen für alle Parteien Sinn machen können. Wir lassen ihn in Ruhe die Saison zu Ende spielen. Natürlich war sein erstes halbes Jahr hier nicht ideal. Jetzt ist aber eine neue Situation. Auch unser Trainer Enrico Maaßen bewertet ihn äußerst positiv, weil er mit seinen Qualitäten sehr gut in unsere Mannschaft und zu unserer Spielweise passt.

Neun Bundesligaspiele stehen noch aus. Wie geht der FCA den Schlussspurt an?

Reuter: Es geht in die heiße Phase, das muss jedem bewusst sein. Es ist so eine verrückte Saison, weil keine Mannschaft dabei ist, die abfällt. Von daher braucht es die volle Konzentration und wir wollen weiter konstant punkten. 

Wie fällt Ihr Fazit nach einem Dreiviertel der Saison aus?

Reuter: Die Entwicklung ist sehr positiv. Enrico Maaßen hat vom ersten Tag an gezeigt, dass er ein richtig guter Trainer ist, der sich mit jedem Spieler beschäftigt und zusammen mit seinem Team mit jedem Spieler individuell arbeitet. So haben wir uns kontinuierlich weiterentwickelt und zeigen attraktiven Fußball. Das sehen und honorieren auch unsere Fans, was sich auch in den ausverkauften Heimspielen widerspiegelt.

Auch der Umbruch zur Winterpause mit vielen neuen Spielern scheint geklappt zu haben.

Reuter: Es war uns wichtig, dass wir junge Spieler mit Potenzial verpflichten, die Bock auf den FCA haben und überzeugt sind, sich hier optimal entwickeln zu können. Wir haben jetzt eine sehr gute Konkurrenzsituation und der Trainer mehr Möglichkeiten, Frische zu bringen und variabel zu sein.

Gibt es für Sie eine positive Überraschung bei den Neuzugängen?

Reuter: Das wäre ungerecht, einen rauszuheben. Arne Engels macht es seit Wochen sehr gut, auch Renato Veiga und Dion Beljo Aber auch von Nathanael Mbuku, David Colina oder Irvin Cardona ist noch viel zu erwarten. Leider hat sich Kelvin Yeboah im Testspiel verletzt, sodass er derzeit ausfällt.

Einen großen Pechvogel gibt es in dieser Saison mit Niklas Dorsch aber auch.

Reuter: Das ist natürlich sehr schade. Wir hoffen, dass er jetzt durch die Nasenoperation erst einmal alles überstanden hat. Es ging mit dem Schlüsselbeinbruch los, dann kamen die Mittelfußbrüche. Hoffentlich kann er bald einen Haken an die Verletzungen machen und in Ruhe wieder neue Energie tanken.

Sie sollen auch auf der Suche nach einem Sportdirektor sein und bereits Gespräche geführt haben.

Reuter: Wir haben schon in der Analyse nach der vergangenen Saison die Schlüsse gezogen und gesagt, dass wir uns auch im sportlichen Bereich breiter aufstellen wollen. Wir schauen immer, wo wir uns verbessern können.

Was ist das Anforderungsprofil?

Reuter: Wir haben klare Vorstellungen und wollen einen Fachmann mit Expertise im Fußball, der unter anderem weiß, wie eine Mannschaft und das Geschäft funktioniert. Auch er muss große Lust darauf haben, den FCA gemeinsam mit unserem Team voranzubringen. 

In Augsburg scheint eine neue Euphorie zu entstehen. Das nächste Heimspiel gegen Köln ist bereits ausverkauft.

Reuter: Ja, das spüren wir. Drei ausverkaufte Spiele in Folge, auch für die Partie gegen Stuttgart gibt es nur noch wenige Tickets. Die Arena wird in den restlichen beiden Partien gegen Union Berlin und den BVB hoffentlich ebenfalls bis auf den letzten Platz gefüllt sein. Wie die Mannschaft auftritt, gefällt den Leuten. Auch von der Intensität hat die Mannschaft im Laufe der Saison noch einmal zugelegt. Da haben wir die WM-Pause gut genutzt. 

 
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