
Die Antwort auf die Interview-Anfrage an Sportdirektor Martin Schmidt nährte vergangene Woche jetzt nicht den Verdacht, dass sich der FSV Mainz 05 gerade am Rosenmontag von Trainer Jan Siewert trennen würde. „Hallo Herr Götz, wir kommen erst mal durch diese englische Woche, dann melde ich mich final am Dienstag bei Ihnen! (Rosenmontag sind wir alle nicht im Dienst)“, lautete die freundliche Mail aus der Presseabteilung des FSV Mainz 05.
FSV-Prunkwagen ohne die Bundesliga-Fußballer
Nun, es ist davon auszugehen, dass sich nicht allzu viele Pressemitarbeiter beim berühmten Rosenmontagszug durch die Mainzer Innenstadt befanden. Auf dem FSV-Prunkwagen mit der Nummer 98 fehlten auf jeden Fall die Fußballer. Und als sich der Zug Punkt 11.11 Uhr in Bewegung setzte, wurde in der Medienabteilung sicher noch an den letzten Sätzen der Pressemitteilung gefeilt, die am Nachmittag die Freistellung Siewerts offiziell machte. Nicht einmal 24 Stunden später wurde Bo Henriksen als neuer Mainzer Trainer vorgestellt. Der Däne ist bereits der dritte Übungsleiter in dieser Saison.
Es ist Schluss mit lustig im Februar 2024 im selbst ernannten Karnevalsverein. Das 1:3 am Samstag beim VfB Stuttgart war die eine Niederlage zu viel. Elf Spiele ohne Sieg, Vorletzter, und neun Zähler Rückstand auf den ersten direkten Nichtabstiegsplatz kosteten Siewert den Job.
Dabei hatte der 41-Jährige nach dem Rücktritt von Bo Svensson erst Anfang November als Interimstrainer die Verantwortung übernommen. Es schien auch gut loszugehen. Gleich seine erste Partie gewann er gegen RB Leipzig mit 2:0. Es sollte sein einziger Sieg bleiben. Trotzdem erhielt er im Dezember einen Vertrag als Chefcoach.
Jetzt soll also wieder ein Däne Christian Heidel (Sportvorstand) und Martin Schmidt aus der Patsche helfen. Als das Duo Ende 2020 zu Mainz zurückkehrte, schien die Lage aussichtslos.
Mit nur acht Punkten ging Mainz in die Winterpause. Da zauberten Heidel und Schmidt Bo Svensson aus dem Hut. Der 44-jährige Däne trat Anfang 2021 das Himmelfahrtskommando an. Und es gelang ihm mit famosen 32 Punkten aus der Rückrunde noch der Klassenerhalt. Doch in dieser Saison verließ den Sympathieträger das Glück, dazu kam auch noch Verletzungspech und ein gewisses Unvermögen seiner Spieler. Er trat im November zurück. Es kam Siewert. Besser wurde es nicht.
Jetzt soll also mit Henriksen wieder ein Däne das gleiche Kunststück wie Svensson gelingen. Denn es droht der erste Abstieg aus der Bundesliga nach 15 Jahren. Da wäre es gut, am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg gleich mal die Aufholjagd zu starten. Das Training war aber für Henriksen bisher eher Nebensache. Er versuchte in den ersten Tagen, seinem Ruf als Motivator gerecht zu werden. „Ja, man spürt, dass sie blockiert sind. Wir sollten nicht ängstlich sein und nur etwas vermeiden wollen“, sagte der 49-Jährige vor seinem Debüt „Es sind noch 14 Spiele zu bestreiten, in denen wir etwas erreichen können.“ Er habe einen fantastischen Eindruck von den Spielern im Training gewonnen: „Ich habe gesehen, dass sie gut sind.“
Marco Richter und Dominik Kohr spielten schon für den FC Augsburg
Aufbauende Worte, die sicher auch Ex-FCA-Profi Marco Richter guttun werden. Der 26-jährige gebürtige Friedberger hatte seinen Heimatverein im Sommer 2021 für rund sieben Millionen Euro Richtung Hertha BSC verlassen. Ein deutlich besseres Gehalt und deutlich bessere sportliche Aussichten waren die Beweggründe des Stürmers. Doch seine Zeit in der Hauptstadt war sportlich eigentlich eine einzige Katastrophe, die im Abstieg in der Saison 22/23 mündete.
Richter absolvierte dann noch ein paar Spiele in der 2. Liga, eher er Ende August für drei Millionen Euro nach Mainz wechselte. Doch auch hier läuft es für ihn, wie für die ganze Mannschaft, nicht. 16 Spiele, ein Tor, ist eine überschaubare Bilanz. Auch der zweite Ex-Augsburger, Dominik Kohr, konnte den Sturz in den Tabellenkeller in dieser Saison nicht verhindern.
Zu all dem wäre Ex-FCA-Trainer Martin Schmidt (April 2019 bis März 2020) ein guter Gesprächspartner gewesen. Am Aschermittwoch kam dann die (nachvollziehbare) Absage per Mail: „ ... das passt für uns aufgrund der Hektik der Tage leider nicht diese Woche! Hoffentlich dann nächste Saison wieder.“ Man wird sehen.