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Frankfurt
Nach 1:3 in Frankfurt: Wie der FCA mit der Enttäuschung umgeht
Gegen die Eintracht läuft lediglich in der ersten Hälfte alles nach Plan. So ordnen Trainer Jess Thorup und Sportdirektor Marinko Jurendic den Dämpfer im Kampf um einen Europapokalstartplatz ein.
Johannes Graf
 |  aktualisiert: 26.04.2024 02:49 Uhr

In seiner Tonalität hatte sich nichts geändert. Als Marinko Jurendic das Geschehene in der anthrazitfarben gehaltenen Mixedzone des Frankfurter Stadions einordnen sollte, wirkte der Sportdirektor des FC Augsburg wie immer: aufgeräumt, ruhig, mit freundlichem Gesicht. Seine Ausstrahlung unterschied sich nicht von der nach dem 2:0-Erfolg eine Woche zuvor gegen Union Berlin - obwohl Jurendic und der FC Augsburg einen bitteren Abend hinter sich hatten. Doch, doch, meinte der 46-jährige Schweizer auf Nachfrage, er ärgere sich sehr. "Weil wir nach der Pause nicht bereit waren." Sowohl ihn als auch Trainer Jess Thorup einte, dass niemand so richtig wusste, wie den Augsburgern die Partie derart entgleiten konnte. Warum sie die Chance nicht ergriffen und einen bedeutungsvollen Sieg im Ringen um die Europapokalplätze mitgenommen hatten. Kurz: Warum sie Eintracht Frankfurt in der Fußball-Bundesliga 1:3 unterlegen waren.

Nach der Gedenkminute für die verstorbene Eintracht-Legende Bernd Hölzenbein hatten die Spieler die Vorgaben des Trainers mit Leben gefüllt. Kompakt verteidigten sie als Block, über den umtriebigen Ruben Vargas und den spielintelligenten Arne Engels gingen sie zum schnellen Gegenangriff über. Die frühe Führung durch Vargas entsprang just einem dieser Momente. Später hätte Phillip Tietz in ähnlicher Entstehungsweise beinahe das 2:0 folgen lassen. "Wir wussten, dass Frankfurt über individuelle Klasse verfügt und die Tiefe angreift. Denen darfst du keine Räume geben", erklärte Jurendic. 

FC Augsburg nutzt Verunsicherung von Eintracht Frankfurt

Augsburg hatte die Verunsicherung der Frankfurter genutzt, die die Partie selbst zu einem Schlüssel-, ja sogar Schicksalsspiel um Europa deklariert hatten. Entsprechend der Druck, entsprechend die Stimmung nach dem Rückstand. Als die Frankfurter suchten, sich über Sicherheitspässe in der eigenen Abwehr zu sammeln, kassierten sie Raunen und Missmut. Mit Pfiffen verabschiedete die Anhängerschaft die Spieler in die Kabine. 

Thorup, 54, war zu diesem Zeitpunkt höchst zufrieden. "Wir hatten den Gegner dort, wo wir ihn haben wollten", sagte er nach der Partie. Die Pause nutzte er, um nochmals die Sinne zu schärfen. Mit seinen Worten drang er allerdings nicht in die Köpfe seiner Spieler vor. Für ihn sei das schwer zu erklären, warum seine Mannschaft plötzlich in Passivität verfiel, im Mittelfeld keinen Zugriff mehr fand und dem Druck der Frankfurter immer weniger entgegenzusetzen hatte. Innerhalb von fünf Minuten drehte die Eintracht die Partie durch Treffer von Fares Chaibi und Hugo Ekitike. Als FCA-Torwart Finn Dahmen bei einem Eckstoß mit in den Frankfurter Strafraum geeilt war, konterte Omar Marmoush, lief übers halbe Feld und schob ins verwaiste Tor zum Endstand ein. 

Statt im Kampf um die Europapokalstartplätze einen Coup in Frankfurt zu landen, mussten die Augsburger einen Dämpfer hinnehmen. Nach dem Sieg gegen Union wirkten sie extrem euphorisiert, nach der Niederlage in Frankfurt extrem enttäuscht. Jurendic und Thorup, die unisono von einem "verdienten Sieg" der Eintracht sprachen, wollten ihrer Mannschaft keinen Vorwurf machen. "Mit etwas mehr Glück und etwas mehr Qualität hätten wir vielleicht einen Punkt geholt", so Thorup. 

FC Augsburg empfängt Werder Bremen am nächsten Spieltag

Durch die Niederlage baute der Tabellensechste Frankfurt den Vorsprung zum FCA auf sechs Punkte aus; der SC Freiburg verdrängte Augsburg durch ein 1:1 gegen Mainz von Platz sieben; mit dem Tabellenneunten Hoffenheim ist der FCA jetzt punktgleich. Wie viele deutsche Vertreter in der nächsten Saison international spielen, bleibt spannend. Wildeste Konstellationen sind möglich. Holen München, Leverkusen und Dortmund gemeinsam noch zwei Siege in ihren Halbfinalspielen, hat die Bundesliga fünf sichere Vertreter in der Champions League - und der Tabellenachte würde in der Europa League spielen. 

An diesen Rechnungen möchte sich Thorup nicht beteiligen. "Wir müssen aus diesem Spiel lernen", betonte er stattdessen. Dass seine Mannschaft in Frankfurt an einem Spiel um Europa teilgenommen hatte, wertete der Däne allgemein positiv. Das zeige ihm, dass man "auf einem guten Weg" sei. Der Blick richte sich jetzt nach vorne, fügte Thorup hinzu, auf das Heimspiel gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Jurendic wollte auf das Thema Europapokal nicht näher eingehen, die Ausgangslage sei trotz Niederlage ähnlich. "Wir haben uns einen Platz erarbeitet, den wir verteidigen wollen. Gegen Bremen wollen wir eine Reaktion zeigen und dann schauen wir weiter." 

Frankfurt: Trapp – Buta (88. Smolcic), Koch, Pacho, Max (70. Nkounkou) – Skhiri, Chaibi, Götze (88. Ferri), Dina Ebimbe (78. Knauff), Marmoush – Ekitike (78. Larsson)

Augsburg: Dahmen – Mbabu, Gouweleeuw, Uduokhai, Pedersen – Jakic (80. Breithaupt) – Engels (80. Michel), Maier – Vargas (57. Pep Biel) – Tietz (65. Peiffer), Demirovic

Tore: 0:1 Vargas (13.), 1:1 Chaibi (55.), 2:1 Ekitike (61.), 3:1 Marmoush (90.+5) Schiedsrichter Petersen (Stuttgart)

Zuschauer: 57.600

 
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