Das Handy von FCA-Geschäftsführer Michael Ströll ist in diesen Tagen im Dauereinsatz. Das ist auch beim Besuch des 40-Jährigen in unserer Redaktion so, Anlass ist die Aufnahme einer Sonderfolge unseres Podcasts "Viererkette". Am Abend ist klar, warum: Der FC Augsburg hat auf dem Transfermarkt zugeschlagen und den ersten "externen" Neuzugang nach der gezogenen Kaufoption von Kristijan Jakic verpflichtet. Vom HNK Rijeka kommt Nediljko Labrovic nach Augsburg. Für fünf Jahre hat der 24-Jährige unterschrieben, der sich derzeit mit der kroatischen Nationalmannschaft auf die EM 2024 vorbereitet. Etwa zwei Millionen Euro Ablöse plus etwaiger Bonuszahlungen werden nach Informationen unserer Redaktion für den bisherigen Kapitän des Klubs fällig.
Ströll erhofft sich von dem Schlussmann neue Impulse: "Wir sind sehr, sehr froh, dass wir ihn für den FCA gewinnen konnten. Er ist als zweiter Torhüter bei der kroatischen Nationalmannschaft bei der EM dabei." Für Finn Dahmen dürften damit unangenehme Zeiten anbrechen: Die bisherige Nummer eins des FC Augsburg ließ sich in der Endphase der vergangenen Saison am Sprunggelenk operieren und muss nun um seinen Platz im Kasten bangen.
FC Augsburg: Geschäftsführer Ströll sieht im Tor einen Zweikampf zwischen Dahmen und Labrovic
Ströll betont aber: Eine Vorentscheidung ist mit dem Transfer noch längst nicht gefallen. "Es geht primär um einen Konkurrenzkampf. Die Spieler sollen auf allen Positionen darum kämpfen, in der ersten Elf zu stehen." Am Ende soll der Beste spielen, auch im Tor. Einen Bonus für den EM-Fahrer Labrovic sieht Ströll nicht: "Finn hat seine erste Bundesliga-Saison gespielt. Er hat das stabil und gut gemacht."
Allerdings eben nicht so, dass man beim FC Augsburg keinen Bedarf für eine Verpflichtung eines neuen Torwarts gesehen hätte. Vor allem die Strafraumbeherrschung des ehemaligen Mainzers ließ ab und an zu wünschen übrig. Es darf vermutet werden, dass Kaderplaner Marinko Jurendic beim Torwart-Scouting vor allem darauf geachtet hat – und nun bei Labrovic fündig geworden ist, der mit einer Körpergröße von 1,96 Meter zehn Zentimeter größer ist als sein künftiger Konkurrent Finn Dahmen.
Der FC Augsburg will mit dem Labrovic-Transfer seine Ambitionen unterstreichen
Zugleich soll die Verpflichtung des Kroaten auch ein Signal an andere Spieler sein, die derzeit ihre Zukunft sondieren und überlegen, ob sie beim FC Augsburg bleiben. "Es ist einerseits immer ein Signal nach außen, wenn man qualitativ hochwertige Spieler verpflichtet. Aber es ist eben auch ein Zeichen in Richtung der eigenen Mannschaft. Es reicht uns nicht, einfach nur drei andere Mannschaften hinter uns zu lassen. Wir haben Ambitionen." Ströll hatte zuletzt immer wieder betont, dass der FC Augsburg mittelfristig in die Top Ten der Bundesliga vorstoßen will – dafür braucht es Spieler mit entsprechender Qualität. Schon in der vergangenen Saison hat der Verein deswegen erstmals ein Minus von 8,8 Millionen Euro eingefahren.
Auch hinter der nun zu Ende gegangenen Spielzeit wird ein Minus stehen – wie hoch, ist noch nicht klar. Der FC Augsburg kann sich das leisten: Das Stadion ist abbezahlt, das Eigenkapital lag zuletzt bei 49,4 Millionen Euro. Es ist Geld da für Investitionen – und das soll ein Signal an das bestehende Team sein. "Wir merken in den Gesprächen, dass auch die Spieler fragen, wie unser Kader aussehen wird und welche Ziele wir uns setzen." Das wertet Ströll als ein gutes Zeichen: "Wir haben im Laufe der vergangenen Saison gemerkt, dass ein anderer Geist Einzug gehalten hat. Wir haben gemeinsam mit dem Team und den Spielern einen anderen Anspruch entwickelt."
FC Augsburg: Gibt es Transfers von Ruben Vargas und Ermedin Demirovic?
Zuletzt war immer wieder mit dem Abgang von Leistungsträgern wie Ruben Vargas oder Ermedin Demirovic spekuliert worden. Wie Ströll die Chancen für ihren Verbleib einschätzt? "Stand jetzt ja, weil sie beide unter Vertrag stehen. Aber wir wissen natürlich auch, wie das Geschäft läuft." Speziell bei Vargas, der seinen Wechselwunsch zuletzt auch öffentlich hinterlegt hat und bei seinem Vertrag nur noch ein Jahr Restlaufzeit hat, deutet vieles auf einen Abschied hin. Bei Demirovic läuft das Arbeitspapier noch bis 2026, angesichts von 15 Saisontoren und zehn Vorlagen dürfte es aber nicht an Interessenten mangeln für den FCA-Kapitän, der zuletzt auch bei der bosnischen Nationalmannschaft die Spielführerbinde getragen hatte. Das weiß auch Ströll: "Wenn man seine Entwicklung sieht, dann muss man auch realistisch sein. Er ist auch für andere Klubs interessant. Wenn ein Angebot kommen sollte, werden wir uns mit ihm an den Tisch setzen. Aber zum heutigen Tag liegt uns kein Angebot für ihn vor."
Das gesamte Interview mit Michael Ströll gibt es als Podcast zu hören. Was der FCA-Geschäftsführer zu den