Arne Engels, 20, ist kein Spieler, der sich in den Vordergrund drängt. Zurückhaltend, bescheiden, teils schüchtern wirkt er abseits des Rasens. An seinem Verhalten änderte er nichts, als er im Bauch der Augsburger Arena das 3:2 gegen den VfL Wolfsburg einordnen sollte. Wiederholt sprach der Belgier in Englisch von einer "tollen Teamleistung", davon, dass seine Mannschaft einen Rückstand aufgeholt und in einen Erfolg umgewandelt hatte. Wovon er nicht sprach: Welch gehörigen Anteil er am zweiten Augsburger Sieg in Folge hatte.
Engels hatte nach rund einer Stunde den Platz betreten. 1:2 lag der FCA zurück. In der Folge machte er an diesem Nachmittag den Unterschied aus. Erst erzwang der U21-Nationalspieler mit einer Flanke das Eigentor des Wolfsburger Abwehrspielers Bournauw, später nickte er den Ball zum Siegtreffer ins Netz. Einen besseren Zeitpunkt hätte sich Engels für seinen Premierentreffer in der Fußball-Bundesliga kaum aussuchen können. Breit grinsend erzählte er von seinem Tor, das die Arena zwischenzeitlich beben ließ. Er habe den Ball kommen sehen, habe erkannt, dass er ihn vollenden konnte, beschrieb Engels. Im 25. Ligaspiel traf er erstmals für den FCA. Auf weitere Tore wolle er nicht mehr so lange warten müssen, merkte er an. "Ich hoffe, ich lasse den nächsten Treffer schnell folgen."
Arne Engels Spielzeit war bislang durchwachsen
Engels blickt bislang auf eine durchwachsene Spielzeit. Im Winter war er von Club NXT, einem Farmteam des FC Brügge, zum FCA gewechselt. Wegen personeller Not testete der damalige Trainer Enrico Maaßen den offensiven Flügelspieler im zentralen Mittelfeld. Engels überzeugte, zählte fortan zur Stammformation und war eine positive Entdeckung in der Rückrunde. Zu Beginn der laufenden Runde war er ein Opfer des Mangels an Rechtsverteidigern. Engels half aus, fremdelte allerdings mit seiner Position. Als er wieder im Zentrum spielen durfte, sah er gegen Mainz eine Rote Karte und wurde für zwei Spiele gesperrt. Der neue Trainer Jess Thorup setzte in den ersten Spielen auf das Mittelfeld-Duo Elvis Rexhbecaj und Niklas Dorsch. Engels betont: "Ich habe gemacht, was ich tun konnte."
Ob er durch seinen ansprechenden Auftritt gegen Wolfsburg seine Chancen erhöht habe, in die Startelf zurückzukehren, wollte der Spieler nicht beurteilen. "Ich hoffe es natürlich", meinte er. Aber das sei letztlich nicht seine Entscheidung, sondern die des Trainers. Er könne nur sein Bestes geben, seinen Job machen und dem Team helfen, ergänzte Engels. Trainer Thorup hatte mit der Einwechslung von Engels den entscheidenden Impuls gegeben. Seinen Einsatz hätte sich der Spieler unter der Woche redlich verdient. "Ich habe immer gesagt: Wir werden kein Spiel mit elf Spielern gewinnen. Wer reinkommt, muss zeigen, dass er der Mannschaft helfen kann. Das hat Arne heute gemacht."
Engels kam für Dorsch auf den Platz, der zuvor an beiden Wolfsburger Treffern beteiligt war. Beim 1:1 hatte er den Ball bei einer Rettungsaktion VfL-Torjäger Jonas Wind serviert, beim 1:2 hatte er einen Strafstoß produziert. Zwar räumte selbst Wolfsburgs Trainer Nico Kovac ein, dass der Elfmeter eine Fehlentscheidung war, doch Dorsch gab sich wie stets sehr selbstkritisch. "Unglücklich, ein Stück weit dumm von mir", so ordnete der 25-Jährige seine unfreiwilligen Torbeteiligungen ein. Während Dorsch unter Ex-Trainer Maaßen in dessen letzten Spielen keine Berücksichtigung mehr fand, sieht Thorup im ehemaligen Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft einen Führungsspieler. So wäre es verwunderlich, würde der Trainer beim Auswärtsspiel in Köln (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) im Zentrum eine Veränderung vornehmen.
Für Arne Engels steht der Mannschaftserfolg im Vordergrund
Zu sicher wird sich allerdings kein Spieler sein. Auch nicht Dorsch. "Viele Jungs sind nicht im Kader, die es im Training sehr gut machen. Das sind schwierige Entscheidungen, die der Trainer treffen muss", sagt der Spieler. Ein Beispiel: Arne Maier, der gegen Wolfsburg nicht ein Mal im Kader stand. Sportdirektor Marinko Jurendic begründete diesen Umstand mit Trainingsleistungen. "Jess Thorup hat die Spieler nominiert, die ihn unter der Woche überzeugt haben. Arne muss, wie alle anderen, dranbleiben und den Wettbewerb annehmen." Maier habe "extrem hohe Qualitäten am Ball", fügte Jurendic hinzu. Man müsse aber alle Facetten berücksichtigen. "Gegen Köln wird er wieder ein Kandidat sein."
Ebenso wie Engels, der trotz Tor und Vorlage keine Startelfansprüche stellt. Er bleibt bescheiden, der Mannschaftserfolg stehe im Vordergrund. "Ich hoffe, wir können zeigen, dass wir drei Siege in Serie holen können."