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Wolfsburg
Jubel beim FC Augsburg, Frust beim VfL Wolfsburg
Der FCA besiegelt das Aus von Wolfsburg-Trainer Niko Kovac. Beim 3:1-Sieg profitieren die Augsburger von einer harten Schiedsrichterentscheidung.
VfL Wolfsburg - FC Augsburg.jpeg       -  Augsburgs Arne Maier (links) jubelt nach seinem Tor zum 1:1.
Foto: Swen Pförtner, dpa | Augsburgs Arne Maier (links) jubelt nach seinem Tor zum 1:1.
Robert Götz
 |  aktualisiert: 27.03.2024 02:59 Uhr

Unterschiedlicher hätten die Gefühlslagen am Samstag um kurz nach 17.15 Uhr in der Volkswagen-Arena nicht sein können. Als sich die Spieler des VfL Wolfsburg trotz der 1:3 (1:1)-Niederlage verabschieden wollten, hallte ihnen von der Nordkurve, der Heimstatt der Wolfsburg-Ultras, ein gellendes Pfeifkonzert entgegen. Und was den Wolfsburgern fast noch mehr wehtat, waren die höhnischen „Europapokal“-Rufe der eigenen Fans.

Auch von VfL-Trainer Niko Kovac hatten nicht wenige Wolfsburger die Nase voll. „Kovac raus, Kovac raus“ skandierten sie lautstark nach dem elften Spiel ohne Sieg. Mit 25 Zählern sind sie nun sogar gefährlich Richtung Relegationsplatz 16 abgerutscht. Da steht Mainz mit 19 Punkten. Am Sonntagmorgen bestätigte der VfL dann, dass Kovac seinen Job los ist.

FCA-Fans feiern Trainer Jess Thorup nach dem vierten Sieg in Folge

Auf der anderen Seite, rund 100 Meter entfernt, feierten die rund 500 mitgereisten FCA-Fans frenetisch, vor allem Jess Thorup. Der 54-jährige Däne ist das Gesicht des momentanen Erfolges. 30 Punkte hat er seit seinem Amtsantritt Ende Oktober geholt, insgesamt sind es jetzt 35. Der 3:1-Erfolg war der vierte Sieg in Folge, der nächste Vereinsrekord ist eingestellt. Nur Markus Weinzierl war das einmal gelungen, in der Saison 14/15. Damals qualifizierte sich der FCA am Ende für die Europa League. „So wie er gerade gefeiert wird, habe ich es nur selten erlebt“, freute sich Torschütze Arne Maier für seinen Trainer.

Dabei sah es in der ersten Hälfte gar nicht gut aus für den FCA. Die krisengeschüttelten Wolfsburger drehten auf, so als wollten sie zeigen, wir lassen uns unseren Trainer Niko Kovac nicht nehmen. Da wurde kombiniert, gekämpft und einige hochkarätige Chancen herausgespielt. Der FCA wäre zufrieden gewesen, nur mit dem frühen 0:1 (9.) durch den Treffer von Patrick Wimmer in die Halbzeit zu gehen.

Umstrittener Platzverweis für den Wolfsburger Patrick Wimmer hilft dem FCA

Doch dann erwies der Wolfsburger Österreicher seiner Mannschaft und vor allem seinem Trainer einen Bärendienst. Zuerst vertändelte er den Ball an seinen FCA-Gegenspieler Kevin Mbabu, den versuchte er dann mehrmals zu Boden zu reißen, was ihm dann kurz vor dem VfL-Strafraum auch gelang. Für Schiedsrichter Timo Gerach zunächst eine klare Sache: Rote Karte, Platzverweis, weil Wimmer aus seiner Sicht eine klare Torchance vereitelte. Dass VfL-Verteidiger Maxence Lacroix vielleicht noch hätte eingreifen können, bewertete er nicht so stark.

Für VAR-Schiedsrichter Felix Brych hätte es eventuell auch eine Gelbe Karte getan, war später zu hören. Doch als eine totale Fehlentscheidung sah er den Platzverweis nicht an, und so bestärkte er Gerach, der es dann auch nicht für nötig befand, sich die Situation selbst anzuschauen. Eine mutige, aber heftig umstrittene Entscheidung von Gerach in seinem insgesamt erst neunten Bundesligaspiel. Hinterher stand der Schiedsrichter zu seiner „harten Entscheidung“, auch wenn er dabei im Nachhinein etwas „Bauchweh“ verspürte.

Beim VfL tobte man. „Keine Rote Karte, das ist spielentscheidend“, sagte der Wolfsburger Kapitän Maximilian Arnold sichtlich erregt, „klare Fehlentscheidung“, sagte Kovac. Dass es durchaus auch eine andere Sicht der Dinge gab, wie die von FCA-Trainer Jess Thorup („Für mich hat Kevin den Ball erobert, dann wurde er drei-, viermal am Trikot gezogen, das war für mich eine klare Torchance, deshalb für mich auch eine klare Rote Karte“), wollte an diesem hoch emotionalen Nachmittag kaum jemand hören.

Tor-Premieren für den Ex-Herthaner Arne Maier und Eintracht-Leihe Kristijan Jakic

Vor allem, weil es nicht bei der Roten Karte blieb, sondern FCA-Mittelfeldspieler Arne Maier mit seinem ersten Saisontreffer mit dem abgefälschten Freistoß das 1:1 (45.+2) gelang. Dass sich dann die dezimierten Wolfsburger in der zweiten Hälfte dem FCA, nicht Bayer Leverkusen oder Bayern München wohlgemerkt, fast wehrlos ergaben, was FCA-Leihspieler Kristijan Jakic, mit seinen ersten beiden Toren im FCA-Trikot (61. und 79.) zum 1:3-Endstand bestrafte, interessierte niemand mehr. 

Und so durfte Thorup bei der Pressekonferenz fast 20 Minuten die leidenschaftliche Selbstverteidigungsrede seines Kollegen mit anhören. Kovac, geboren in Berlin-Wedding, sagte, er sei nicht mit einem goldenen Löffel aufgewachsen, er habe sich durch „harte Arbeit“ nach oben gekämpft und deshalb komme der Begriff „Aufgeben“ in seinem Wortschatz nicht vor. Selbst zur Seite zu treten käme aber für ihn nicht infrage.

Am Sonntagnachmittag gab der VfL die Verpflichtung von Ralph Hasenhüttl bekannt

Die VfL-Verantwortlichen entschieden anders, Kovac ist seinen Job los – direkt vor der Länderspielpause, der wohl letzte passende Zeitpunkt. Kovac ist nicht der erste Bundesliga-Trainer, der nach einer Niederlage gegen den FCA entlassen wird. Als Nachfolger hat Wolfsburg bereits Ralph Hasenhüttl verpflichtet. Der Österreicher habe einen längerfristigen Vertrag unterschrieben, teilte der Fußball-Bundesligist am Sonntag mit.

Beim FCA schaut man da viel entspannter in die nahe Zukunft. Thorup gab einen Extra-Tag bis Dienstag frei, am Donnerstag will er mit einem Testspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth die Spannung hochhalten. Da können sich auch die Bewerber für den Platz von Ermedin Demirovic beim Spiel am Ostersonntag gegen den 1. FC Köln präsentieren. Denn der Kapitän und Torjäger ist nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt. Doch das bereitet Thorup keine Ängste: „Wir wissen, dass wir gute Individualisten haben, aber wir sind eine Mannschaft.“ Eine Mannschaft, die Richtung Europa unterwegs ist? Thorup: „Wir haben jetzt 35 Punkte, das freut mich, aber wir haben noch nichts, wir haben noch keinen Pokal. Aber wenn wir auf diesem Weg bleiben, ist vieles möglich.“

 
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