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Augsburg
Jess Thorup: Der Verführer auf der Trainerbank umgarnt die FCA-Fans
Mit dem Sieg in Heidenheim hat Jess Thorup beim FC Augsburg eine Aufbruchstimmung erzeugt. Jetzt muss der Trainer mit seiner Mannschaft gegen Wolfsburg ran.
Robert Götz
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:09 Uhr

Einen Vorgeschmack, was ihn in der WWK-Arena am Samstag ab 15.30 Uhr erwarten wird, hat Jess Thorup schon beim 5:2-Auswärtssieg in Heidenheim erleben dürfen. „Was die Fans dort gemacht haben mit der Lautstärke, das Feiern mit den Spielern nach dem Sieg und dass sie während des Spiels versucht haben, der Mannschaft zu helfen, hat mich sehr gefreut.“ Die irre Pyroshow, die der DFB sicher mit einem mittleren fünfstelligen Eurobetrag bestrafen wird, vielleicht nicht so. Doch im eigenen Stadion halten sich die FCA-Ultras normalerweise auf diesem Gebiet zurück. 

Stimmlich werden sie das und die anderen FCA-Fans gegen den VfL Wolfsburg sicherlich nicht tun. Der Heimbereich ist wieder einmal, schon zum neunten Mal in zuletzt elf Spielen, ausverkauft. Die Augsburger stehen hinter ihrem Team, auch wenn sie gerade in den Heimspielen immer wieder bitter enttäuscht wurden. Ungefähr so, wie wenn der eigene Heiratsantrag von der Braut oder dem Bräutigam einfach zurückgewiesen wird. 

FCA liegt aktuell mit acht Punkten auf Platz zehn der Bundesliga

Mit seinem spektakulären Bundesliga-Einstand hat Thorup die Begehrlichkeiten wieder neu entflammt. Der erste Auswärtssieg nach über einem Jahr fühlte sich an wie das erste Date, der erste Kuss, wie das erste gemeinsame Knutschen im Kino. Doch jetzt müssen Thorup und seine Mannschaft auch in der WWK-Arena liefern. Zeigen, dass diese Beziehung mehr ist als nur ein One-Night-Stand.

Mit acht Punkten steht der FCA auf Platz zehn. Der VfL Wolfsburg ist mit zwölf Punkten Neunter. Mit nur einem Sieg steht der FCA wieder an der Schwelle zum gesicherten Mittelfeld. Doch Thorup will den Ausstoß der Liebeshormone wie Serotonin oder Oxytocin etwas bremsen. „Hoffentlich können wir nach oben schauen. Aber am Anfang müssen wir die kleinen Schritte gehen. Letzte Woche war es mit dem Sieg ein Anfang. Der hat der Mannschaft Selbstvertrauen gegeben“, sagt er. Er weiß aber auch, was jetzt kommen muss. „Jetzt müssen wir zeigen, dass es nicht nur ein einzelnes Spiel war, sondern dass wir das mehrfach machen können. Auch zu Hause. Dass wir auch zweimal hintereinander gewinnen können.“

FCA-Torhüter Finn Dahmen erhält Einsatzgarantie

Dafür will Thorup auf die vielen positiven Dinge, die er in Heidenheim gesehen hat, aufbauen. Einen 0:2-Rückstand aufgeholt, fünf Tore auswärts, fünf verschiedene Torschützen. Das 3:2 nicht nur verteidigt, sondern weiter mutig nach vorne gespielt. Allerdings weiß er auch, dass er und seine Spieler endlich das große Leck in der Abwehr abdichten muss. „Wir müssen jetzt unseren ersten clean sheet machen“, sagt er. Zu null zu spielen. Dies ist dem FCA in den vergangenen elf Bundesligapartien nicht mehr gelungen. Im Gegenteil. 27 Gegentreffer sprechen nicht gerade für eine sattelfeste Abwehr. 

Seine Startelf, so scheint es, wird er trotz des Erfolgserlebnisses verändern. Nur Torhüter Finn Dahmen, der nach einem Kopftreffer am Mittwoch wieder fit ist, bekommt eine Einsatzgarantie. „Er wird spielen“, sagt er bestimmt. Ansonsten will er seine Spieler auf Spannung halten. „Ich weiß, was ein Sieg bedeutet für das Selbstvertrauen und den Glauben eines einzelnen Spielers, aber auch für die Mannschaft“, erklärt er, fügt aber an: „Normalerweise würde ich sagen, never change the winning team. Auf der anderen Seite habe ich 30 Spieler im Kader, die alles geben. Ich muss versuchen, alles offenzulassen, damit jeder an seine Chance glaubt.“ Wieder im Kader steht Ruben Vargas nach seiner Leistenverletzung. Es fehlt nur der Ex-Wolfsburger Kevin Mbabu, der nach einer überstandenen Adduktoren-Blessur noch etwas Zeit braucht.

Jess Throrup hat vor Wolfsburg-Torjäger Jonas Wind Respekt

Seine Personalauswahl will Thorup nicht zu sehr am Gegner Wolfsburg orientieren. Vor einem Spieler hat er aber gehörig Respekt: Torjäger Jonas Wind. Seinen 24-jährigen dänischen Landsmann, der an acht von bisher elf Wolfsburger Toren beteiligt war, hat er beim FC Kopenhagen trainiert. „Jonas ist ein Top-Spieler. Er kann nicht nur Tore machen, sondern ist auch für den Aufbau wichtig. Er spielt am liebsten einen falschen Neuner. Da müssen wir aufmerksam sein, ein gutes Auge auf ihn haben.“ Damit soll es aber auch genug sein. „Mich kümmert es mehr, das Beste aus meiner Mannschaft herauszuholen.“ Und das will er am Samstag im eigenen Stadion präsentieren.

Thorup wirkt wie der charmante Verführer, der mit Stil und mit einem unwiderstehlichen Lächeln einen umgarnt. „Ich werde die Fans begrüßen und ich hoffe, sie werden uns helfen, denn wir brauchen die Hilfe.“ Sie werden hinter dem Team stehen, sie haben wieder Flugzeuge im Bauch und hoffen, dass sie endlich einmal nicht enttäuscht zu werden.

 
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