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Augsburg
FCA-Chef Markus Krapf: "Keinen Bock darauf, bis zum letzten Spieltag zu zittern"
Der schwache Saisonausklang mit dem Last-Minute-Klassenerhalt hat dem Vorstandsvorsitzenden gar nicht gefallen. Das hat Folgen. Auch für Stefan Reuter.
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Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) | FCA-Vorstandsvorsitzender Markus Krapf will eine positive Entwicklung sehen.
Robert Götz
 |  aktualisiert: 11.03.2024 11:28 Uhr

An dem Tag, an dem sich Markus Krapf entschied, der Bitte des Aufsichtsrats des FC Augsburg nachzukommen, Vorstandsvorsitzender des Vereins zu werden, wurden die Augsburger Profis das erste Mal seit dem Bundesliga-Aufstieg nach einem Heimspiel gnadenlos ausgepfiffen. 0:2 hatte der FCA am 6. September gegen Hertha BSC verloren, die Installation des jungen Trainers Enrico Maaßen schien nach der vierten Niederlage in den ersten fünf Spielen gescheitert. Wenig später wurde die Ernennung Krapfs zum FCA-Präsidenten öffentlich.

Klassenerhalt: FCA-Chef Markus Krapf sucht Gespräch mit Stefan Reuter

Neun Monate später hat sich der FCA zwar für seine 13. Bundesliga-Saison in Folge qualifiziert, doch sein Fazit fällt ernüchternd aus. "Mir ist sehr wohl bewusst, dass wir so nicht weitermachen brauchen, dass wir uns immer wieder mit Hängen und Würgen in der Bundesliga halten. Diese Saison war auch die erste, in der wir am Ende faktisch selbst nichts zu unserem Klassenerhalt beigetragen haben. Es ist so, dass in den letzten Jahren keine sportliche Entwicklung zu sehen war. Da müssen wir deutlich besser werden." 

Und darum hat Krapf als oberster Entscheide im Bundesliga-Konstrukt FCA seine beiden Geschäftsführer Michael Ströll (kaufmännisch) und Stefan Reuter (Sport) um eine ausführliche Analyse gebeten. Zusammen mit seinem Vorstandskollegen Raphael Brandmiller. "Wir haben für die unterschiedlichen Verantwortungsbereiche mit jedem einzeln das Gespräch gesucht. Wir waren uns bei bestimmten Themen nicht in den Armen gelegen, sondern es war schon auch kontrovers, weil wir sonst nicht vom Fleck kommen. Vor allem hat keiner Bock drauf, dass man bis zum letzten Spieltag zittern muss und auf diese Art und Weise wie in dieser Saison die Liga hält", sagt Krapf. 

Für das Geschehen auf dem Platz trägt am Ende Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter seit über zehn Jahren die Hauptverantwortung. Wie Krapf die Arbeit des Weltmeisters von 1990 nach seinen ersten neun Monaten als Präsident beurteilt, hat er ihm in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt. Das war kontrovers, Krapf gilt als kritischer Begleiter von Reuter, Inhalte behält er für sich: "Ich finde es total wichtig, dass man offen miteinander spricht und nicht hintenrum. Es wäre schlimm, wenn wir bei allen Dingen auf einem Nenner wären, dann gäbe es ja keine Reibung. Die ist aber wichtig, um sich weiterzuentwickeln, und das müssen wir."

Marinko Jurendic und Heinz Moser kommen vom FC Zürich zum FCA

Darum bekommt Reuter jetzt Unterstützung. Eine Ebene unter dem Geschäftsführer wurde der Posten des Sportdirektors geschaffen und dafür vom FC Zürich der 45-jährige Marinko Jurendic geholt. Der Schweizer mit kroatischen Wurzeln führte 2022 mit Andre Breitenreiter (zuletzt Hoffenheim) als Trainer Zürich mit einer jungen Mannschaft mit vielen eigenen Nachwuchsspielern zur Meisterschaft. Ein gelungenes Bewerbungsschreiben für den FCA. Jurendic, der fünf Sprachen spricht, gilt als akribischer Arbeiter und Entscheider, der seine Emotionen im Griff hat. Er wird ab 1. August das Profiteam und die Nachwuchsakademie verantworten und auch statt Reuter auf der Bank Platz nehmen. Nicht nur die Bundesliga-Schiedsrichter werden da aufatmen. Über die zukünftigen Aufgabengebiete von Reuter wollte sich Krapf nicht näher äußern. Sie seien aber abgesteckt. 

Jurendic bringt aus Zürich als neuen Leiter "Entwicklung" Heinz Moser mit nach Augsburg. Der 55-jährige Schweizer soll die Verzahnung zwischen dem Nachwuchsleistungszentrum und dem Profibereich intensivieren. In der jüngsten Vergangenheit konnte kaum mehr ein Nachwuchsspieler aus der Paul-Renz-Akademie im eigenen Profiteam Fuß fassen.

FCA-Chef will Erfolge in der Nachwuchsarbeit sehen

Das soll sich ändern. Dem gebürtigen Augsburger Krapf liegt das am Herzen: "Das Ziel ist es natürlich, dass wir in den nächsten Jahren aus unserer eigenen Nachwuchsarbeit schöpfen können. Wir geben mittlerweile um die sieben Millionen Euro jedes Jahr für unseren Nachwuchs aus, das ist in der Bundesliga ein mehr als ordentliches Niveau, und da muss einfach mehr dabei rauskommen." 

Der 51-Jährige macht Reuter Druck, will den FCA zukünftig nicht nur sportlich in der Bundesliga in ruhigeren Gewässern sehen, sondern auch als profilierten Ausbildungsverein. Der mit Spielern wie Mergim Berisha oder Ricardo Pepi auch richtig Geld verdienen kann. Um auch weiter nicht allzu sehr von der Investorengruppe im Profibereich abhängig zu sein. Das war bisher kein Problem. Denn zuerst waren mit Walther Seinsch und dann mit Klaus Hofmann Investor und FCA-Präsident eine Person.

Darum war es auch kein Thema, dass der Vereinschef ehrenamtlich tätig war. Doch Krapf arbeitet als Journalist, betreibt seit Jahren die Augsburger Fußballkneipe "11er". Der FCA ist zwar seine große Liebe, für die er von 2002 bis 2006 selbst als Geschäftsführer tätig war, doch er trägt nun Verantwortung für ein Unternehmen, das fast 100 Millionen Euro umsetzt. Darum wird er in absehbarer Zeit, wie bei anderen Klubs üblich, für seinen Aufwand entschädigt. 

Gespräche mit den Investoren bezüglich der 50+1-Regelung

Zudem ist der FCA derzeit ein Fulltime-Job. Denn Krapf versucht als unabhängiger Präsident den Verein weiter von der Investorengruppe abzunabeln, 50+1 auch richtig zu leben. Auch durch eine Satzungsänderung bei der GmbH&Co.KGaA, in der der Leistungsbereich ausgegliedert ist. Krapf: "Das ist ein sensibles Thema. Wir sind in Gesprächen mit den Investoren und der DFL, diese Satzung so anzupassen, dass die 50+1- Regelung wieder personenunabhängig gelebt werden kann. Das ist ein Teil unserer Arbeit im Vorstand, der zeitaufwendig und auch nicht immer einfach ist. Aber wir arbeiten daran, dass das im besten Sinne für die über 23.000 Mitglieder des FCA geschieht." 

Denen fühlt sich Krapf besonders verpflichtet. Vor allem nach dem 6. September. Denn nach dem gellenden Pfeifkonzert hatte sich die Mannschaft den Fans gestellt, mit ihnen kommuniziert und wurde am Ende mit Beifall in die Kabine verabschiedet. Spätestens da war Krapf klar, dass er der neue FCA-Präsident wird.

 
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