Finn Dahmen wurde sofort abgefangen. Der Torwart des FC Augsburg wollte gerade beschwingt den Platz verlassen, da standen die Kontrolleure schon da. Dahmen war nach dem 1:1 am Samstag beim 1. FC Köln für die Dopingkontrolle ausgewählt worden, das lässt keinen Platz mehr für Freiraum. Dahmen, ein wichtiger Faktor für den Augsburger Punktgewinn, durfte nicht mal mehr vor die TV-Kameras.
Der 25-Jährige wurde sofort in einen kleinen Raum der Kölner Arena geführt. Dort saß er also, während seine Kollegen in der Kabine verschwanden. Nach einem anstrengenden Bundesliga-Spiel kann es dauern, bis die Blase bereit ist, den nötigen Inhalt für die Probe abzugeben. Dahmen brauchte Geduld und hätte beinahe die Abfahrt des Busses verpasst. Irgendwann aber lief es doch und der Torwart konnte gemeinsam mit seinen Kollegen auf die Heimreise. Um kurz vor 20 Uhr fuhren die Augsburger mit dem Zug zurück nach Augsburg.
Dahmen hatte bislang keine überzeugende Saison gespielt. Zwar war ihm kein schwerer Fehler unterlaufen, er hatte bis Samstag aber auch keine spielentscheidenden Paraden gezeigt. Das änderte sich. In Köln waren sich alle Augsburger einig, dass ihr Torwart einen großen Anteil am Punktgewinn hatte. "Das war sein bestes Spiel heute", sagte Jess Thorup, der im Tor die Reihenfolge seines Vorgängers Enrico Maaßen übernommen hatte. Natürlich habe er sich selbst ein Bild von seinen beiden Torhütern nach seiner Amtsübernahme gemacht, auf dieser speziellen Position aber auch auf das Urteil von Torwarttrainer Marco Kostmann vertraut. Und der hatte ihm versichert, dass er Dahmen klar vor Tomas Koubek sehe.
FCA-Keeper Dahmen sammelt viel Selbstvertrauen
Die Gründe dafür zeigte Dahmen am Samstag. Er spielte ruhig und abgeklärt, außer zwei kleinen Unsicherheiten bei Flanken strahlte er Souveränität aus. "Er war nie unsicher, vor allem die Art und Weise hat mir gefallen. Er hat einen maßgeblichen Anteil an dem Punkt", sagte Sportdirektor Marinko Jurendic, der um die Wichtigkeit einer solchen Leistung für einen Torhüter weiß. Vor allem, da er zuvor bereits in der Kritik gestanden war. "Vor allem für sein Selbstvertrauen war das ganz wichtig", sagte dann auch Thorup, der eine stetige Steigerung bei Dahmen beobachtet habe. Der Däne hatte in seinen mittlerweile drei Wochen viel am Zusammenspiel zwischen Dahmen und seinen Vorderleuten gearbeitet. In der Hoffnung, schnellstmöglich eine Partie ohne Gegentor zu schaffen.
Gelungen ist das auch in Köln nicht. Weil die Gastgeber bereits in der 16. Minute durch Linton Maina trafen. Immerhin aber blieb es bei diesem einen Gegentor, was zuvorderst mit Dahmen zu tun hatte. In Hälfte eins fing er einige Fernschüsse sicher ab, nach der Pause zeigte er sein Können bei Eins-gegen-Eins-Situation. Vor allem in Minute 48 gegen Mark Uth. Auch in der Folge ließ sich der Augsburger Torhüter nicht aus der Ruhe bringen. Seine Teamkollegen wussten, welchen Anteil ihr Torwart an diesem Punktgewinn hatte. Von "einem Superspiel" sprach Philipp Tietz, der die gesamte Verteidigung als entscheidenden Faktor für das 1:1 bewertete.
Dass der FCA unter Jess Thorup ohne Niederlage blieb, lag auch ein weiteres Mal an ihm. Schon in Heidenheim und gegen Wolfsburg hatte Tietz getroffen, das setzte er in Köln fort. Eine präzise Flanke von Fredrik Jensen drückte er zum Ausgleich über die Linie (25.). "Ich bin aber nicht der Einzige, bei dem es gerade läuft, das ist die gesamte Mannschaft", sagte Tietz. Der 26-Jährige war im Sommer aus Darmstadt gekommen, es ist seine erste Saison in der Bundesliga. Nach Anlaufschwierigkeiten findet er sich immer besser zurecht.
FCA-Stürmer Tietz freut sich über Nagelsmanns Interesse
Vor einer Woche saß Bundestrainer Julian Nagelsmann beim Augsburger Sieg gegen Wolfsburg auf der Tribüne. Wohl auch wegen Tietz, gute Stürmer sind im DFB-Team rar gesät. Sofort begannen Spekulationen, die der Augsburger Stürmer auch wahrgenommen hat. Natürlich habe er gelesen, dass Nagelsmann da war. Und auch darüber, dass es womöglich wegen ihm war. Stolz mache ihn das, die Berichte darüber möchte er sich an die Wand hängen. Er betonte aber auch: "Ich muss auf dem Boden bleiben, ich bin aus der zweiten Liga gekommen." Da wäre der direkte Durchmarsch in die Nationalmannschaft schon sehr ungewöhnlich. Zumal es keinerlei Kontakt zu Nagelsmann gebe.
Tietz aber ist einer der Gewinner unter Jess Thorup. Mit jedem Tor sammelt der 26-Jährige weiteres Selbstvertrauen. "Man sieht, dass viel richtig läuft. Der Trainer hat daran einen großen Anteil", sagte Tietz. Dass die Augsburger einen Punkt mit nach Hause nahmen, habe auch wieder viel mit der Mentalität zu tun. Und mit Finn Dahmen. Der hatte alle Aufgaben am Samstag gelöst. Irgendwann auch die mit der Dopingkontrolle.
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