Am Ende kniete Tomas Koubek dann doch erst einmal ganz klein und alleine in seinem Tor. Musste der 1,97 Meter große Hüne erst einmal verdauen, dass er zwar der beste Mann des FC Augsburg war, aber trotz sieben teils großartiger Paraden seiner Mannschaft beim 0:3 (0:0) gegen Borussia Dortmund nicht helfen konnte.
Schon nach 20 Minuten hatten die über 6.000 Borussen-Fans in der ausverkauften WWK-Arena den Torschrei auf den Lippen, als Koubek gegen Sebastien Haller spektakulär mit einer Hand rettete. Später verzweifelte Julian Brandt zweimal. Auch nach der Roten Karte gegen Felix Uduokhai schien Koubek unüberwindbar.
Nur Maximilian Bauer brachte FCA-Torwart Tomas Koubek gegen Dortmund in die Bredouille
Erst ein dicker Fehler des eingewechselten Maximilian Bauerhalf den Borussen gegen das Bollwerk Koubek. Bauer versuchte im Strafraum eine Hereingabe zu stoppen, anstatt den Ball direkt aus der Gefahrenzone zu befördern. Sebastien Haller nützte die Situation und schoss flach ins lange Eck zum 1:0 (58.) ein. Es war der Türöffner für die Borussia. Die beiden späten Treffer von Julian Brandt (84.+90.+3) gegen nur zehn Augsburger, die nicht mehr konnten, spielten keine große Rolle mehr.
Es ehrt Koubek, dass er nach dem Spiel kein kritisches Wort über Bauer verlor, dass er den Unglücksraben sogar noch in Schutz nahm. „Maxi wollte nach vielen langen Bällen, einfach den Ball halten und einen Mitspieler suchen.“
So ist der Tscheche einfach. In seinem kolossalen Körper steckt ein feinfühliger Geist, der sich viele Gedanken über seine Mitspieler, aber auch über sich selbst macht.
Und dazu hat er seit seinem Wechsel im August 2019 vom französischen Erstligisten FC Stade Rennes zum FCA genug Gelegenheit. 7,5 Millionen Euro Ablöse war die sportliche Leitung um Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter bereit damals zu zahlen, um Koubek nach Augsburg zu lotsen. Andreas Luthe war Reuter und Co nicht mehr gut genug. Doch Koubek, der in der Sommerpause wenig trainiert hatte und trotzdem sofort ins Tor gestellt wurde, patzte ein ums andere Mal. Er schien mit der Rolle als Nummer eins überfordert. Luthe kehrte ins Tor zurück, wechselte dann aber zu Union Berlin.
Von dort kam dann Rafal Gikiewicz nach Augsburg. Der Albtraum für Koubek ging weiter. Denn der extrovertierte Pole drängte den introvertierten Koubek nicht nur mit überzeugen Leistungen auf dem Platz an den Rand, sondern zeigte auch außerhalb des Spielfeldes mit markigen Worten, wer der Platzhirsch beim FCA war.
Die Zukunft von Torhüter Koubek beim FC Augsburg ist ungewiss
Koubek schluckte alles, verhielt sich ruhig und trainierte. Und in dieser Saison konnte er endlich beweisen, dass er nicht zu Unrecht zwölf Länderspiele für Tschechien absolviert hatte. Im Herbst vertrat er Gikiewicz schon einmal für vier Spiele anständig und seitdem Gikiewicz jetzt wegen eine Schulterverletzung ausfällt, zeigt Koubek stabile Leistungen.
Beim 1:0 gegen Union Berlin, seinem ersten Bundesliga-Sieg seit Dezember 2019, wurde er von der Ulrich-Biesinger-Tribüne aufgrund seiner überragenden Leistung gefeiert. Und auch gegen Dortmund wurde er mit viel Beifall verabschiedet. Seine Zukunft ist trotzdem ungewiss. Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2024, doch was dann passiert, weiß er nicht. Auf die Frage, ob das Spiel gegen Dortmund sein letztes Heimspiel für den FCA gewesen sei, antwortete er: „Ich hoffe, dass ich am Samstag in Gladbach spiele und werde da meine letzte Aufgabe für den FCA machen. Dann gehe ich in den Urlaub. Was dann kommt, interessiert mich jetzt nicht.“ Er lässt seine Zukunft offen.
Gikiewicz wird auf jeden Fall nicht mehr da sein. Doch der FCA, so heißt es, ist mit Finn Dahmen vom FSV Mainz 05 schon einig. Der 25-Jährige soll im Sommer kommen und das sicher nicht als Ersatztorhüter. Sollte Koubek bleiben, droht ihm wieder die Bank. Ein Wechsel im Sommer scheint wahrscheinlich. Koubek will sich damit jetzt nicht befassen. „Ich will jetzt nicht daran denken, wohin meine Schritte gehen werden. Jetzt will ich am Samstag noch einmal mein Bestes für den FCA geben.“
An Gladbach hat er keine guten Erinnerungen. Bei seinem einzigen Gastspiel am Niederrhein im Tor unterlief ihn ein Slapsticktor. Doch das war der alte Koubek aus der Vergangenheit. Jetzt spielt der neue Koubek, der den FCA den direkten Klassenerhalt sichern will. Damit er dann erst einmal in den Urlaub fahren kann.