Hallo Herr Baier, Sie arbeiten seit Kurzem als Scout in der Lizenzspieler-Abteilung des FC Bayern. Waren Sie beim Transfer von Harry Kane involviert?
Daniel Baier : Sie werden verstehen, dass ich mich zu internen Abläufen bei Transfers des FC Bayern nicht äußern werde.
Aber vielleicht können Sie kurz Ihr Arbeitsfeld beim FC Bayern beschreiben.
Baier : Ich kümmere mich im Lizenz-Scouting hauptsächlich um die Top-Talente. Aber jetzt in der Transferphase bin ich auch in Projekte involviert, die noch abgearbeitet werden müssen. Ich versuche immer Anfang der Woche vor Ort an der Säbener Straße zu sein. Wenn es dann erforderlich ist, reise ich auch zu Spielen. Ich mache meine Berichte und meine Eindrücke bespreche ich später zusammen mit unserer Scouting-Abteilung um Chef Markus Pilawa und unserem technischen Direktor Marco Neppe
Was macht den Reiz Ihrer Aufgabe aus?
Baier : Es interessiert mich, die andere Seite kennenzulernen und da meine ersten Schritte zu machen. Ich bin dankbar, dass ich nach meinen Stationen beim FCA und beim VfL Wolfsburg jetzt beim FC Bayern das dritte Jahr bei einem Bundesligisten Erfahrungen sammeln kann. Es ist spannend, den Prozess kennenzulernen, wie man Spieler bewertet, findet, Transfers vorbereitet, wie man einen Kader plant. Das gehört alles dazu. Mein Ziel ist es, am Ende nicht nur Spieler zu scouten oder Spiele zu analysieren, sondern das große Ganze im Blick zu haben.
Warum verlief der Einstieg in Ihre neue Berufsphase beim FCA so unbefriedigend?
Baier : Das sehe ich nicht so. Ich hatte ein Jahr Vertrag beim FCA. Den habe ich erfüllt. Meine Aufgabe war jetzt nicht unbedingt das Scouting. Ich hatte das Glück, dass ich damals die Strukturen der Vereine von Mit-Investor David Blitzer kennenlernen konnte. Ich durfte zwei Wochen bei Salt Lake City und Crystal Palace hospitieren. Das waren unglaubliche Erfahrungen mit tollen Menschen. Es war für mich persönlich eine gute Zeit und nach dem Vertragsablauf gab es für mich eben einen neuen Weg.
Am Sonntag treffen Sie mit Ihrem neuen Klub auf Ihren alten Verein. Wem drücken Sie die Daumen?
Baier : Ich arbeite jetzt für den FC Bayern. Da will ich natürlich, dass der FC Bayern jedes Spiel gewinnt. Aber jeder weiß, dass ich in Augsburg lebe und der FCA mein Herzensverein ist.
Hat der FCA eine Chance?
Baier : Man hat immer eine Chance. Wir hatten mit dem FCA meist zu Hause gegen Bayern immer gut mitgespielt. Die Bayern sind gewarnt, aber ich denke, dass der FC Bayern sich das erste Heimspiel nicht nehmen lässt und gewinnt.
Wie sehen Sie den Top-Neuzugang Harry Kane?
Baier : Das ist ein außergewöhnlicher Spieler, der in den letzten Jahren immer gezeigt hat, dass er konstant Tore schießt. Das ist das oberste Regal in Europa, was die Offensive betrifft.
Der FCA geht einen neuen Weg mit jungen Spielern. Ist er der richtige?
Baier : Es ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen.
Sie werden am 9. September auf das Spielfeld in der WWK-Arena zurückkehren. Zu Ihrem Abschiedsspiel. Ihr letztes von 274 Bundesliga-Spielen für den FCA haben Sie am 17. Juni 2020 gegen die TSG Hoffenheim hier in der WWK-Arena bestritten. Der FCA verlor 1:3. Warum hat es über drei Jahre bis zu Ihrem Abschiedsspiel gedauert?
Baier: Ich finde nicht, dass es lange gedauert hat. Wir haben Anfang des Jahres mit den Planungen begonnen. Ich finde es jetzt einen guten Zeitpunkt.
Ihre Abschiede als Spieler und auch aus der Scouting-Abteilung hätte man anders machen können, hat FCA-Präsident Markus Krapf eingeräumt. Sind alle Misstöne ausgeräumt?
Baier : Da haben wir alle schon genug dazu gesagt. Das ist in Ordnung. Da steht nichts mehr dazwischen. Man kann Fehler machen, man kann darüber reden und dann geht es weiter. So war es bei uns. Mein Abschiedsspiel findet auch statt, weil es jetzt passt und nichts mehr zwischen uns steht.
Es trifft ein Team der Aufstiegsmannschaft von 2011 auf eine Auswahl der Mannschaft, die erstmals in der Geschichte des FCA in der Europa-League in der Saison 2015/16 teilnahm. Wer hat denn schon zugesagt?
Baier : So ist die Idee. Bei der Besetzung kann sich immer noch etwas ändern. Aber Alexander Manninger, Marwin Hitz, Paul Verhaegh, Tobias Werner, Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Raul Bobadilla, Sascha Mölders und Halil Altintop haben schon zugesagt. Weiter Spieler wird der FCA dann auch auf seinen Kanälen veröffentlichen. Es werden viele alte Weggefährten, die für den FCA Großartiges geleistet haben, auf dem Platz stehen.
Wer coacht die beiden Teams?
Baier : Jos Luhukay betreut die Aufstiegsmannschaft. Markus Weinzierl hat leider aufgrund eines privaten Termines abgesagt. Ich denke, da wird Zdenko Miletic einspringen. Das machen wir ganz entspannt.
Werden Sie in beiden Mannschaften spielen?
Baier : Ja. Eine Halbzeit bei jedem Team.
Was bedeutet dieser Samstagnachmittag für Sie?
Baier : Das weiß ich noch nicht. Ich habe aber durch die Reaktionen im Vorfeld schon gemerkt, dass es sicher emotional werden wird. Ich bin sehr gespannt, wie das Abschiedsspiel, es wird das erste in der Arena sein, angenommen wird. Ich freue mich darauf, weil ich in der Corona-Zeit aufgehört habe, als keine Zuschauer zugelassen waren. Und weil ich so viele alte Weggefährten wiedersehen werde. Egal, ob es Andreas Rettig ist oder Mitarbeiter vom FCA. Ich versuche den Tag einfach zu genießen
Viele FCA-Fans sehnen sich nach diesen Zeiten und vor allem Spielertypen zurück. War früher alles besser?
Baier : Ob früher alles besser war, weiß ich nicht. Es war anders, weil wir alles zum ersten Mal erlebt haben. Keiner hat von uns etwas erwartet. Jetzt in der 13. Saison Bundesliga steigt natürlich die Erwartungshaltung. Der Marktwert der Mannschaft ist höher, die Gehälter auch. Da langt es halt nicht, immer nur zu sagen, wir schaffen gerade so den Klassenerhalt. Aber wir hatten früher auch schlechte Spiele. Es ist falsch, das Jetzt mit früher zu vergleichen. Die Zeiten sind vorbei und das ist auch gut so. Man sollte jetzt den Spielern das Vertrauen schenken, die da sind, und die nötige Unterstützung geben. Die jungen Spieler brauchen eine gewisse Zeit, um sich an das alles zu gewöhnen. Das ist meine Meinung.
Wird man Sie vielleicht irgendwann wieder beim FCA in verantwortlicher Position wiedersehen?
Baier : Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Ich habe jetzt gerade beim FC Bayern angefangen. Ich fühle mich da wohl. Aber man soll im Leben niemals nie sagen. Jeder weiß, dass ich eine besondere Verbundenheit zu dieser Stadt und diesem Verein habe und dass ich dem Fußball treu bleiben will und da meine nächste Karriere starten will. Aber ich habe keinen Masterplan, in dem ich festgelegt habe, wo ich wann sein will. Das wird man sehen.