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Augsburg
Ermedin Demirovic ist mehr als ein Kunstschütze beim FCA
Als Ermedin Demirovic im Sommer vom SC Freiburg zum FC Augsburg wechselte, waren nicht alle begeistert. Doch der Bosnier ist längst ein Führungsspieler geworden.
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Foto: Ulrich Wagner | Ermedin Demirovic und Mergim Berisha jubeln nach dem Tor Demirovics gegen Hoffenheim, das aber nicht gewertet wurde.
Robert Götz
 |  aktualisiert: 11.03.2024 12:11 Uhr

Fast drei Monate musste Ermedin Demirovic auf diesen Moment warten. Es lief die 58. Minute in der Deutsche-Bank-Arena in Frankfurt, als der Stürmer des FC Augsburg endlich wieder einmal das tat, wofür er im Sommer vom SC Freiburg zum FCA gewechselt war: Er erzielte ein Tor. Und was für eines. Ruben Vargas schickte eine scharfe Flanke auf den Bosnier, der aus der Drehung den Ball volley nahm und unhaltbar für Eintracht-Torhüter Kevin Trapp ins Eck lenkte. Es war das 1:1, der Endstand. Seinen bis dato letzten Treffer in der Bundesliga hatte Demirovic bei der 1:3-Niederlage in Mainz am 11. Februar erzielt. "Mit der Sperre dazwischen hat es sich angefühlt, als hätte es eine halbe Ewigkeit gedauert. Das Tor war deswegen für mich persönlich sehr wichtig, aber auch für die Mannschaft, weil wir dadurch den Punkt holen", freute sich der gebürtige Hamburger gleich zweimal. 

Ein Tor für das Selbstbewusstsein des FCA

Es war vielleicht mit das wichtigste Tor für seinen neuen Verein in dieser Saison. Denn mit dem Punktgewinn konnte der FCA zwar nicht verhindern, dass sich der Abstand zu der direkten Abstiegszone verringerte, aber er stützte das angesichts der Negativ-Serie fragil gewordene Selbstbewusstsein. Und das brauchten die Augsburger Profis in der Endphase. Union Berlin (H), VfL Bochum (A), Borussia Dortmund (H) und Borussia Mönchengladbach (A) heißen die letzten vier Gegner. 

Die Abstiegsangst steht vor der Kabinentür des FC Augsburg

Seit sieben Spielen wartet der FCA nun auf einen Sieg. 31 Zähler hat man bisher eingesammelt. Drei Punkte beträgt inzwischen nur noch der Vorsprung auf den VfL Bochum (28) und somit den Relegationsplatz, vier auf den ersten Abstiegsplatz mit Schalke (27). Die Abstiegsangst hat sich zwar noch nicht in die Köpfe geschlichen, aber sie wartet vor der Kabinentür. Doch Demirovic will davon nichts hören. "Wir werden jeden zweiten Tag darauf angesprochen, aber das ist ja euer Job. Ich persönlich weiß um die Tabellensituation, aber ich versuche, nicht zu sehr darauf zu schauen", sagt er und fügt an: "Ich bleibe dabei, wir sind eine Mannschaft, die sehr viel Qualität mitbringt. Es liegt nur an uns, ob wir da unten reinrutschen oder nicht. Im nächsten Spiel können wir es wieder zeigen. Wir spielen zu Hause gegen Union Berlin, ausverkauftes Haus. Mit unseren Fans im Rücken versuchen wir, die drei Punkte zu Hause zu lassen, und dann können wir beruhigt nach vorn schauen."

Ermedin Demirovic kam, Michael Gregoritsch ging zum SC Freiburg

Demirovic ist schon in wenigen Monaten ein Stahlträger im Mannschaftsgebilde des FCA geworden. Dabei war der Tausch mit dem SC Freiburg, Michael Gregoritsch ging für ihn in den Breisgau, von vielen Fans durchaus kritisch beäugt worden. Doch Demirovic hat sich die Anerkennung verdient. Auch weil er hier in Augsburg das Vertrauen verspürt, das er in Freiburg nie so richtig gewinnen konnte. Der 25-Jährige traut sich auch unangenehme Dinge anzusprechen. Wie das Gegentor. "Das Tor heute ist wieder entstanden, weil wir das Kopfballduell vorher verlieren. Renato (Veiga) geht als Linksverteidiger in das Kopfballduell, dadurch wird die Seite frei. Gewinnt er das Duell, passiert gar nichts. Er verliert es, dadurch kassieren wir so ein unglückliches Gegentor. Das zieht sich so durch die Saison", sagt Demirovic. 

Demirovic spricht auch unangenehme Dinge an

Oder wie die schlechte erste Hälfte gegen die Eintracht. "In der ersten Halbzeit haben uns die Frankfurter mit unseren Stärken geschlagen, das ist die Zweikampfhärte, das ist der zweite Ball, die Laufbereitschaft, die Schnelligkeit im Kopf", analysierte er hart. "Das haben wir in der Halbzeit angesprochen, das hat der Trainer angesprochen. Unser Ziel war es, in der Halbzeit ein anderes Gesicht zu zeigen. Mit breiter Brust und nicht verunsichert. Es war wichtig, dass wir das Tor machen, wir hatten auch genug Abschlusssituationen für ein zweites Tor." 

Demirovic ist in der zweiten Halbzeit vorangegangen. Beim hohen Anlaufen, mit seinem Tor, aber auch in der Schlussphase beim Verteidigen des 1:1, was eindrucksvoll gelang. "Wenn man sieht, wie wir die letzten 20 Minuten verteidigen, macht das Mut. Da hatten wir nie Angst, dass etwas passiert", stellt er das Positive heraus. So wie es ein Führungsspieler macht. 

Die Rote Karte hat den FCA hart getroffen

Doch der 25-Jährige macht auch noch Fehler. Wie am 18. März beim Heimspiel gegen Schalke 04, als er nach einem unabsichtlich und unnötigen Foul die Rote Karte sieht. Drei Spiele muss er pausieren. Das für den FCA so wichtige Sturmduo, das er mit Mergim Berisha bildet, ist gesprengt. Für 17 der bisher 39 Tore des FCA sind Demirovic (8) und Berisha (9) verantwortlich. Doch nicht nur die Tore sind wichtig, es ist das fast blinde Zusammenspiel, das Festmachen von Bällen, um die Abwehr zu entlasten, und das koordinierte hohe Anlaufen. 

Demirovic hofft auf einen Kurzeinsatz von Mergim Berisha gegen Union Berlin

Demirovic ist also wieder da. Doch jetzt fehlt Berisha. Seit dem Wolfsburg-Spiel fällt der gebürtige Berchtesgadener mit einer Sprunggelenksverletzung aus. Der 24-Jährige soll einer sein, der sehr genau in seinen Körper hineinhört, auf Schmerzzeichen achtet. Berisha fehlt Demirovic. Er hofft, dass sein Sturmpartner bald wieder auf dem Platz steht. "Er trainiert, will auch immer dabei sein. Er versucht es immer wieder, er unterstützt uns, er ist immer beim Training und versucht, auf die Zähne zu beißen. Im Moment geht es einfach noch nicht. Ich hoffe, dass er gegen Union zumindest auf der Bank sitzt und dann vielleicht reinkommt, das entscheidende Tor macht, oder halt die Führung mit über die Ziellinie bringt."

Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter ist nicht ganz so optimistisch: "Er ist überhaupt noch nicht auf dem Trainingsplatz gestanden. Es ist ganz schwer zu sagen, ob es reicht, um im Kader zu stehen. Er fehlt jetzt schon ein paar Wochen. Ich hoffe es, weil er einer ist, der unglaublich gefährlich ist, der immer für Tore gut ist und Bälle gut vorbereitet, und weil der Gegner Respekt hat." Vor allem vor dem Duo Demirovic/Berisha.

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