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FC Augsburg
Der FCA trifft auf Bremen – dort verblassen Erinnerungen an glorreiche Zeiten
Bremen hat vor dem Spiel beim FCA den Klassenerhalt nicht sicher. Aus dem einstigen Spitzenklub ist inzwischen ein Mittelklasseklub mit Tendenz nach unten geworden.
Werder Bremen - VfB Stuttgart.jpeg       -  Möchte in Augsburg den Klassenerhalt perfekt machen: Werder Bremens Trainer Ole Werner.
Foto: Carmen Jaspersen, dpa | Möchte in Augsburg den Klassenerhalt perfekt machen: Werder Bremens Trainer Ole Werner.
Johannes Graf
 |  aktualisiert: 09.05.2024 02:48 Uhr

Um die Saison von Werder Bremen zu beschreiben, genügen ein paar Ergebnisse und der Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga. Jüngst hat die Mannschaft von Trainer Ole Werner den Tabellendritten VfB Stuttgart (2:1) bezwungen, zuvor schon den angehenden Vizemeister FC Bayern München in dessen eigener Arena (1:0). Weil sich in der Historie dieser Bremer Saison zugleich Pleiten gegen Heidenheim oder Darmstadt finden, haben die Bremer aber den Klassenerhalt rechnerisch bisher nicht geschafft. Dass Werder in den verbliebenen vier Spielen tatsächlich noch auf den Relegationsplatz gegen den Abstieg rutscht, wäre dann aber doch verwunderlich. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung auf den VfL Bochum (27). 

Werner, 35, gibt sich selbstredend vorsichtig. Möchte nicht Gefahr laufen, dass sich seine Spieler zu sicher sind. Vor dem Spiel beim FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) spricht er davon, dass man sich eine "gute Ausgangsposition" erarbeitet habe, gibt aber zugleich den Mahner. "Ich gehe davon aus, dass wir noch Punkte brauchen", betont er. Sollten Mainz und Bochum ihre Spiele verlieren und Bremen gewinnen, wäre der Klassenerhalt endgültig erreicht. Er kenne die Tabelle, kenne die Szenarien. In seiner typisch unterkühlten, norddeutschen Art sagt Werner: "Das Wichtigste ist, dass wir Punkte holen. Sonst ist alles andere nur Hätte, Wenn und Aber."

Bremens Geschäftsführer Baumann: "Für mich geht es darum, das Hamsterrad zu verlassen"

Neben Werner auf dem Podium sitzt an diesem Donnerstag Clemens Fritz. Noch ist der 43-Jährige Leiter Profifußball, ab Sommer wird er zum Geschäftsführer Fußball befördert. Frank Baumann wird nach beinahe einem Jahrzehnt seinen Posten räumen. Begründet hatte der 48-jährige Franke diesen Schritt im Gespräch mit unserer Redaktion so: "Wenn ich im Fußball tätig bin, möchte ich das mit Herzblut, Leidenschaft und zeitlichem Aufwand betreiben. Für mich geht es jetzt aber darum, das Hamsterrad zu verlassen, Zeit für die Familie zu haben und Dinge in Ruhe zu reflektieren." Der Wechsel in Bremen wird unaufgeregt vonstattengehen. Konstanz auf bedeutenden Positionen prägt seit jeher die Vereinspolitik. Unter Fritz wird sich in der Außendarstellung des Bundesligisten wenig verändern. Auch er wird versuchen, an die glorreiche Vergangenheit anzuknüpfen. 

Vor zwei Jahrzehnten war die grün-weiße Welt noch eine andere. 2004 führte Trainer Thomas Schaaf die Bremer zum Double-Gewinn. In der Abwehr verteidigten die Herren Ismael und Krstajic, im Mittelfeld wirkte Feingeist Micoud, und im Angriff vollendeten Klasnic und der pummelige Ailton. Sportchef Klaus Allofs hatte eine formidable Mannschaft zusammengestellt, Werder zelebrierte erfolgreichen Fußball und zählte zu den Spitzenklubs der Liga. Auf dieser Basis etablierten sich die Bremer über Jahre hinweg in den Champions-League-Rängen. 

Nach der Saison 2010 stürzt Werder Bremen ins Mittelmaß ab

Nach Platz drei in der Saison 2009/10 erfolgte der Absturz ins Mittelmaß, aus dem sich Bremen seitdem nicht mehr befreit hat. Einnahmen aus den internationalen Wettbewerben fehlten, die Kosten für den Kader blieben wegen laufender Verträge hoch. Aufgrund des Selbstverständnisses der Vergangenheit wähnte sich der Klub in anderen Sphären, doch Werder hatte den Anschluss verpasst. Dauerhaft ins obere Tabellendrittel zurückzukehren, war schwierig, weil die nationale und internationale TV-Geldverteilung von oben nach unten ungerecht bleibt. 

Otto Rehhagel und Schaaf standen für konstanten Erfolg, Ähnliches wie die beiden brachte aber niemand mehr zustande. Entsprechend häufig wechselte der Klub den Trainer. Aufgrund früherer Erfolge stuften sich Bosse, Umfeld, Fans und auch Trainer oft höher ein, als es die Realität hergab. Werder hatte einen Namen, aber keine dazu passenden Ergebnisse. Im Mai 2021 der vorläufige Tiefpunkt: Abstieg in die 2. Liga. Sportlich sei das ein "großer Einschnitt" gewesen, erklärte Baumann, finanziell seien die Folgen der Coronapandemie mit 45 Millionen Euro fehlender Einnahmen noch gravierender gewesen. 

Werders Fritz: "Augsburger haben unangenehme Spielweise"

Bremen glückte zwar der sofortige Wiederaufstieg, der Anspruch muss jetzt aber ein anderer sein. Nicht Bayern oder Dortmund dienen als Gradmesser, sondern Augsburg, wo Werder letztmals im September 2018 gewonnen hat. Nach dem jüngsten Sieg gegen Stuttgart sei man selbstbewusst, betont Clemens Fritz. Zugleich weiß er um die Schwere der Aufgabe. "Die Augsburger haben eine unangenehme Spielweise, sehr intensiv, sehr aggressiv. Die Zweikampfschärfe, die Energie, die sie auf den Platz bringen, musst du auch liefern, um bestehen zu können." 

Nach dem Sieg gegen Stuttgart eine Niederlage gegen Augsburg - zur Saison von Werder Bremen würde das passen. 

 
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