Vor rund zwei Wochen traf sich Michael Ströll bei einem Vereinsabend in der Rosenaugaststätte mit Mitgliedern des FC Augsburg und des Ulrich-Biesinger-Tribüne e. V. In diesem Verein haben sich nicht nur, aber vor allem Anhänger aus der aktiven Fanszene des Bundesligisten organisiert. Dem kaufmännischen Geschäftsführer des FC Augsburg war dieser Meinungsaustausch sehr wichtig, stand doch auch der geplante Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) auf der Themenliste. Und da steht am Mittwoch (24. Mai) ein für den deutschen Fußball wegweisender Termin an. Auf einer außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung sollen die Vertreter der 36 Profiklubs aus der 1. und 2. Liga, darunter auch der FCA, in einem Hotel am Frankfurter Flughafen darüber abstimmen, ob konkrete Verhandlungen mit einem strategischen Partner aufgenommen werden.
Der FCA wird sich erst kurz vor der Versammlung entscheiden
Drei von ursprünglich sechs Private-Equity-Unternehmen, CVC, Advent und Blackstone, sollen noch zur Auswahl stehen. Eines davon soll in einer noch zu gründenden Tochtergesellschaft der DFL für eine Laufzeit von 20 Jahren mit 12,5 Prozent an den Medieneinnahmen beteiligt werden und dafür zwei Milliarden Euro zahlen.
Wie zu hören war, gab es in der Rosenaugaststätte eine intensive, aber durchaus sachliche Diskussion zwischen Ströll und den Fußballfans. Ströll präsentierte die bisher bekannten Fakten, vermied es aber, klar Stellung zu beziehen, wie der FCA sich am Mittwoch entscheiden wird. Auch gegenüber unserer Redaktion hielt sich der 38-Jährige bedeckt. : „Nicht zuletzt aufgrund noch eingegangener Anträge sind wir mit unseren Gremien derzeit im Austausch. Deshalb wird die Meinungsbildung erst kurz vor der Versammlung abgeschlossen sein.“
St. Pauli will eine Verschiebung
Denn Zweitligist FC St. Pauli, dessen Präsident Oke Göttlich im DFL-Präsidium sitzt, hat den Antrag gestellt, dass die Abstimmung verschoben wird auf die ordentliche Mitgliederversammlung im August. Ein Antrag, dem der FCA wohlwollend gegenüberstehen soll.
Der Standpunkt der Augsburger Fans von der Ulrich-Biesinger-Tribüne ist klar. Sie wollen keinen Investor in der DFL. Und da sind sich fast alle Fanszenen im Profifußball einig.
Auch unter den DFL-Mitgliedern regt sich immer mehr Widerstand, obwohl es – sollte der Einstieg wirklich Realität werden – eine Finanzspritze geben würde, die der deutsche Fußball noch nie gesehen hat. Einige Klubs stören sich daran, dass die beiden Geschäftsführer, Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt und Oliver Leki vom SC Freiburg, diesen epochalen Deal im Schnelldurchlauf durchpeitschen wollen. Zumal die beiden Funktionäre nur interimsmäßig zurzeit die DFL leiten. Die Umsetzung würden dann ihre Nachfolger vornehmen müssen.
Zudem scheinen noch viele Fragen von der Geschäftsführung der DFL nicht oder nicht ausreichend beantwortet zu sein. Auch Michael Ströll soll auf den Informationsveranstaltungen immer wieder bohrend nachgefragt haben.
Wie stark ist der Einfluss des Investors?
Wie stark ist der Einfluss des Investors zum Beispiel auf die Anstoßzeiten? Interne Papiere, die der Sportschau vorliegen sollen, belegen, dass dem Investor sogar ein Vetorecht bei bestimmten Sachlagen eingeräumt werden soll.
Auch die geplante Verteilung des Geldes des Investors ist umstritten. Die will die DFL in Digitalisierung investieren, um sich vor allem im Ausland besser vermarkten zu können. Das würde allen Bundesliga-Klubs helfen. Mehr als die Hälfte der angestrebten Summe soll allerdings direkt an die Vereine ausgezahlt werden, teilweise zweckgebunden, etwa für eine bessere Infrastruktur, teilweise aber auch zur freien Verfügung. Das ist natürlich für finanziell klamme Klubs wie Schalke oder Hertha BSC eine große Verlockung. Die Liga scheint gespalten.
Kritisch gesehen wird gerade von den kleineren Klubs auch die Tatsache, dass das Geld nach dem bisherigen Verteilungsschlüssel der Fernsehgelder verteilt werden soll. Also würde die Schere zwischen Top-Klubs und dem Rest der Liga noch weiter auseinandergehen. Klubs aus der 3. Liga würden überhaupt nicht berücksichtigt. Genauso Vereine, die erst nach der fünfjährigen Auszahlung aufsteigen würden. Auch sie würden leer ausgehen.
FC Augsburg will den Amateursport, Nachwuchs und Frauenmannschaften einbeziehen
Der FCA würde auch gerne darüber reden, dass ein Teil des Invests auch in Projekte abseits des Profifußballs fließt. Er sei ein großer Freund davon, „dass Teile dieser Gelder für andere Bereiche verwendet werden sollen wie die Unterstützung des Amateursports, Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche, den Frauenfußball, die Förderung des Nachwuchses oder auch die 3. Liga, die man beim deutschen Profifußball nicht vergessen sollte. Es würde uns gut zu Gesicht stehen, den gesamten deutschen Fußball einzubeziehen und auch soziale sowie gesellschaftliche Aspekte damit bedienen zu können“, hatte Ströll Anfang Mai gegenüber unserer Redaktion erklärt.
Sollte es zu einer Abstimmung kommen, wird eine Zweidrittelmehrheit (24 Stimmen) benötigt, um den Investorenprozess fortzusetzen. Der 1. FC Köln hat bereits erklärt, mit Nein zu stimmen. Gute Chancen scheint der Pauli-Antrag zu haben, die Abstimmung zu verschieben.