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FC Augsburg
Das etwas andere magische Dreieck beim FC Augsburg
Beim hart erkämpften 1:0-Heimsieg gegen den unbequemen Aufsteiger 1. FC Heidenheim stehen diesmal beim FC Augsburg die Defensiv-Spezialisten im Mittelpunkt.
FC Augsburg - 1. FC Heidenheim       -  Marinko Jurendic, Sportdirektor des FC Augsburg, will tritt nur sanft auf die Euphoriebremse: 'Es sind noch 27 Punkte im Pott, wir dürfen uns nicht ausruhen.'
Foto: Harry Langer, dpa | Marinko Jurendic, Sportdirektor des FC Augsburg, will tritt nur sanft auf die Euphoriebremse: "Es sind noch 27 Punkte im Pott, wir dürfen uns nicht ausruhen."
Robert Götz
 |  aktualisiert: 20.03.2024 02:53 Uhr

Als Jeffrey Gouweleeuw gerade beim letzten Stopp seiner Interview-Tour in der Mixed-Zone der WWK-Arena noch einmal erklärte, wie der 1:0-Sieg des FC Augsburg gegen den 1. FC Heidenheim zustande kam, klopfte ihm Frank Schmidt auf die Schulter. Der Trainer des 1. FC Heidenheim sagt nur „Gratulation“ und verschwand in der Tür zum PK-Raum. Normalerweise sind die Spieler-Befragungen längst beendet, wenn die Trainer zur Pressekonferenz gebeten werden. 

FCA-Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw auf den Spuren von FC Bayern-Legende Gerd Müller

Aber Gouweleeuw hatte am Samstag einfach viel zu erzählen. Der Innenverteidiger hatte den FCA mit seinem Tor in der 22. Minute den Weg zum dritten Sieg in Folge geebnet. Nach einer Ecke von Arne Maier hatte er sich in bester Torjäger-Manier mit einer kurzen Körperdrehung wie weiland Gerd Müller seines acht Jahre jüngeren Bewachers Marvin Pieringer entledigt und per Drop-Kick das Tor des Tages erzielt. Auch sehr zur Freude von Standard-Trainer Lars Knudsen, der seit knapp zwei Monaten beim FCA angestellt ist. „Die Ecke war so einstudiert. Wir haben in der Woche die Standards viel trainiert. Aber eigentlich war es nicht der Plan, dass ich das Tor schieße. Normalerweise mache ich den Block, damit Kristijan (Jakic) oder Phillip (Tietz) hinter mir frei sind“, verriet Gouweleeuw eine Ecken-Variante. 

Aber als die Gelegenheit nun mal da war, schlug Gouweleeuw zu. „Es ist jetzt nicht meine Aufgabe, aber es ist trotzdem schön, dass man ab und zu ein Tor schießt“, erzählte er in seiner gewohnt trockenen Art. 

Jeffrey Gouweleeuw musste fast zwei Jahre warten

Es war sein sechstes Tor in seinem 216. Bundesligaspiel. Zuletzt hatte er am 6. April 2022 beim 2:1-Heimsieg gegen den FSV Mainz 05 die 1:0-Führung (11.) per Elfmeter erzielt. Damals hieß der FCA-Trainer noch Markus Weinzierl. Fast zwei Jahre hatte er also warten müssen. „Ein bisschen zu lange“, witzelte Gouweleeuw. 

Für seine Saisonpremiere hatte er sich aber auch einen besonderen Tag ausgesucht. Seine Eltern waren extra aus den Niederlanden angereist. „Mein Vater hat vor dem Spiel gesagt, es wird mal wieder Zeit für ein Tor.“ Und da Gouweleeuw ein folgsamer Sohn ist, lieferte er prompt.

Das magische Dreieck wurde beim VfB Stuttgart erfunden

Es war der erste 1:0-Sieg in dieser Saison, das zweite zu Null in Folge. Der Treffer zeigte auch, dass sich beim FC Augsburg so langsam ein zweites, für Augsburger Verhältnisse, magisches Dreieck ausbildet. Das Copyright auf diese Bezeichnung hat eigentlich der VfB Stuttgart. Mitte der 90er-Jahre sorgte da das Sturm-Trio Fredi Bobic, Giovanne Elber und Krassimir Balakov für Furore in der Bundesliga. 

Beim FCA schicken sich gerade seit der Amtsübernahme von Trainer Jess Thorup Ermedin Demirovic, Phillip Tietz und Ruben Vargas an, einen ähnlichen Kultstatus zu erlangen. Doch am Samstag bissen sich die drei an der Heidenheimer Abwehrmauer die Zähne aus. 

Und so verschob sich an diesem Nachmittag der Fokus auf ein anderes Trio, das FCA-Trainer Jess Thorup nach der Weihnachtspause im Defensivbereich installiert hat, bestehend aus den Innenverteidigern Gouweleeuw und Felix Uduokhai und den Abräumer vor der Abwehr, Kristijan Jakic.

Dass dieses Dreigestirn so überhaupt beim FCA existiert, ist vor allem ein Verdienst von Sportdirektor Marinko Jurendic. Denn Jeffrey Gouweleeuw war von Trainer Enrico Maaßen und dem damaligen Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter zu Beginn der Saison als nicht mehr notwendig eingestuft worden. Der Niederländer sollte den FCA verlassen, doch nach dem Dienstantritt von Jurendic, Anfang August, wendete sich das Blatt. Im Januar verlängerte man sogar den Vertrag bis 2025 mit beidseitiger Option auf ein weiteres Jahr. 

Auch Felix Uduokhai stand im Sommer vor einem Wechsel. Anders als Uduokhai wollte aber er den Verein verlassen. Doch Jurendic überzeugte den 26-Jährigen Mitte August, auch mangels ansprechender Angebote, seinen Vertrag bis 2025 zu verlängern. 

Kristijan Jakic kam im Januar von Eintracht Frankfurt

Und den Kroaten Jakic holte Jurendic im Januar auf Leihbasis von Eintracht Frankfurt. Was sich als besonders clever herausstellen könnte, mit einer Kaufoption. Denn Jakic, 26, entwickelt sich immer mehr zu einer tragenden Säule des FCA-Spiels zusammen mit Gouweleeuw und Uduokhai. „Jeder spricht über unsere drei da vorne, aber die drei hinten haben es heute sehr gut gemacht. “, lobte Thorup. Das etwas andere „magische Dreieck“, dass nicht für Torspektakel, sondern für Stabilität verantwortlich ist. Das könnte auf dem Weg weiter nach oben in der Bundesliga ein Faustpfand werden. 

Denn nach dem dritten Sieg in Folge kann der FCA mit 32 Punkten das Thema Abstieg zu den Akten legen. Der Abstand auf Platz 16, den Relegationsplatz, beträgt 14 Punkte. Die Fans skandierten am Samstag schon mal „Europapokal“. Sie träumen schon von Europa-League-Duellen wie in der Saison 15/16 mit Bilbao, Belgrad, Liverpool und in der Vorrunde Alkmaar. 

Jeffrey Gouweleeuw spielte mit AZ Alkmaar beim FCA

Damals führte im Herbst 2015 ein 24-jähriger Kapitän Jeff Gouweleeuw den AZ Alkmaar in der WWK-Arena aufs Feld. In der Winterpause wechselte er dann zum FCA. Acht Jahre ist das nun her. Zuletzt hieß die harte Realität beim FCA in den letzten Jahren aber Abstiegskampf. „Wir wissen, wo wir herkommen“, mahnt Gouweleeuw deshalb. „Unser Ziel sind erst einmal 40 Punkte“. Doch intern würde man den Wunsch der Fans nach einer Rückkehr auf die internationale Bühne gerne erfüllen. „Natürlich wäre das für alle sehr schön“, sagte Gouweleeuw am Samstag in der Mixed-Zone. Internationale Erfahrung hat nicht nur er, sondern auch seine Kollegen Raphael Framberger, Mads Pedersen (Nordsjaelland), Arne Maier (Hertha BSC), Niklas Dorsch (Gent), Kevin Mbabu, Elvis Rexhbecaj (bd. Wolfsburg), Pep Biel (Kopenhagen), Tomas Koubek (Rennes, Prag) oder auch Sven Michel (Union Berlin). Kristijan Jakic hat mit Eintracht Frankfurt im Mai 2022 die Europa League sogar gewonnen. 

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