Dass seine beiden Tore mehr als nur ein Doppelpack (1./19.) in der Bundesliga waren, spürte Robin Hack von Borussia Mönchengladbach am vergangenen Wochenende schon kurz nach dem Schlusspfiff. 3:1 hatte sein Team gegen den VfB Stuttgart gewonnen, für ihn begann aber noch eine längere Nachspielzeit in der Mixed-Zone. "Schon direkt nach dem Spiel war ich bei gefühlt jedem Journalisten und habe viele Interviews geben dürfen. Auch während der Woche kamen noch ein paar Anfragen. So ist es halt in der Bundesliga, wenn man ein Tor erzielt und dann sogar noch doppelt trifft“, sagt der 25-jährige Fußballprofi im Interview.
Na ja, sein Tor zum 1:0 hat durchaus die Berechtigung für einen Sonderstatus. Hack traf schon nach 21 Sekunden. "Es war ein bisschen unreal nach 20 Sekunden. Wir waren ja erst auf den Platz gelaufen und dann hat es gescheppert", erzählt Hack. "Aber es fühlt sich extrem gut an, nach so langer Zeit wieder in der Bundesliga zu treffen."
Hack musste über sechs Jahre auf sein zweites Bundesligator warten
Sechs Jahre, drei Monate und 13 Tage hat der gebürtige Pforzheimer warten müssen. Dabei war er damals ein Schnellstarter, schien die Bundesliga im ICE-Tempo zu erobern. Am 1. Oktober 2017 hatte Hack, damals gerade 19 Jahre alt, für die TSG Hoffenheim getroffen. Nur 14 Minuten brauchte das Eigengewächs aus dem TSG-NLZ bei seinem Bundesliga-Debüt, um Hoffenheim beim SC Freiburg mit 1:0 in Führung zu bringen. Dass die TSG am Ende 2:3 verlor, ist weniger beachtenswert als die beiden Protagonisten, die Hacks Debüt maßgeblich beeinflussten. Sein Trainer damals: Julian Nagelsmann. Sein Torvorbereiter damals: Sandro Wagner. Die beiden sind heute Bundestrainer und Bundesassistenztrainer.
Auch Hack prophezeiten damals nicht wenige den Sprung in die Nationalmannschaft. Doch es kam alles ganz anders. „Ich war ein sehr junger und ehrgeiziger Spieler. Vielleicht in manchen Dingen auch ein wenig naiv. Wir hatten eine sehr, sehr gute Mannschaft. Ich hatte Spieler vor mir wie Sandro Wagner, Serge Gnabry, Kerem Demirbay, Andrej Kramaric. Das waren große Namen und super Spieler. Aber ich wollte immer spielen und irgendwann kam der Punkt, wo ich gesagt habe, ich will zu einem Verein wechseln, wo ich spielen kann“, reflektiert Hack selbstkritisch. Anstatt sich in Geduld zu üben, wechselte er nach drei Kurzeinsätzen in zwei Jahren 2019 zum Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Zwei Jahre blieb er dort, erlebte fünf Trainer.
Mir Arminia Bielefeld geht es aus der Bundesliga zurück in die 3. Liga
Im August 2021 kehrte Hack dann in die Bundesliga zurück. Er hatte beim Aufsteiger Arminia Bielefeld unterschrieben. Was wie der Beginn einer wunderbaren Erfolgsgeschichte schien, endete in einem sportlichen Desaster. Mit der Arminia musste Hack nach nur einem Jahr nicht nur die Bundesliga verlassen. Auch seine zehn Tore in 33 Spielen reichten nicht. Bielefeld wurde dann auch noch gleich in die 3. Liga durchgereicht. "Wir haben in der Bundesliga viele Punkte liegen lassen. Wir hätten nicht unbedingt absteigen müssen. Dann gab es einen Riesen-Umbruch im Verein mit viel Hin- und Her und einem Trainerwechsel. Da ist so viel passiert und gegen Ende wurde der Druck zu groß“, sagt Hack.
Hack unterschreibt bei seinem Wunschklub Borussia Mönchengladbach
Sein Berater, der Ex-Bayern-Profi Christian Nerlinger, machte sich auf die Suche nach einem neuen Verein. Und wurde fündig. Nicht beim FC Augsburg, dorthin hat Nerlinger gute Kontakte, spielen doch mit Felix Uduokhai, Finn Dahmen und Niklas Dorsch gleich drei seiner Klienten in Augsburg. Nein, Hack wechselte zu seinem Wunschklub Borussia Mönchengladbach, unterschrieb bis 2027. Hack sagt: „Ein Wechsel zum FCA war nie ein Thema. Als ich erfuhr, dass Gladbach Interesse hatte, war mir klar, das will ich machen. Und wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, kann viel passieren, da ändert sich nichts. Gladbach gehört für mich zu den Top-Fünf-Klubs in Deutschland und ich war schon als Kind von der Borussia begeistert.““
Sein erstes Bundesliga-Spiel im Borussen-Dress bestritt er zum Saisonauftakt Mitte August beim 4:4 gegen den FC Augsburg. Er wurde in der 75. Minute eingewechselt. "Das 4:4 war ein sehr wildes Spiel, es war phasenweise ein offener Schlagabtausch. Da war wenig Taktik dabei, jeder wollte das erste Saisonspiel gewinnen.“
Am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) stehen sich beide Teams im Borussia-Park zum Rückrundenauftakt wieder gegenüber. Seitdem ist viel passiert. Der FCA hat sich unter dem neuen Trainer Jess Thorup im Mittelfeld etabliert und mit 18 Zählern nur zwei Punkte Rückstand auf die Gladbacher. Die Borussen spielten unter ihren neuen Trainer Gerardo Seoane eine durchwachsene Vorrunde. Wichtige Spieler wie Jonas Hofmann (Leverkusen), Ramy Bensebaini (Dortmund) oder Marcus Thuram (Inter Mailand) hatten den Verein im Sommer verlassen, der neue Trainer musste das Personalpuzzle erst wieder neu zusammenzusetzen. Das dauerte, auch bis Robin Hack seinen Platz gefunden hat. "Es war nicht schlimm für mich. Ich habe mich über jeden Einsatz gefreut und habe immer mein Bestes gegeben, damit der Trainer irgendwann sagt: den muss ich spielen lassen. Dafür wurde ich belohnt."
Robin Hack, Luca Netz und Rocco Reitz wecken Erinnerungen an die Fohlen-Elf
Hack gehört neben Luca Netz oder Rocco Reitz zu den jungen Gladbacher Spielern, die die Borussen-Fans an guten Tagen von einer Wiedergeburt der Fohlen-Elf der 70er-Jahre träumen lassen. Spieler wie Günter Netzer, Jupp Heynckes oder Berti Vogts hatten der Borussia damals ein goldenes Jahrzehnt mit fünf Meistertiteln beschert.
Der linke Außenbahnspieler Hack bleibt bescheiden: „Wir sind ein Team aus vielen jungen Spielern, aber auch dem einen oder anderen Erfahrenen. Wir haben Lust, etwas zu bewirken, und es macht mir persönlich echt Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten. Wo das am Ende hinführt, ist schwer zu sagen.“
Jetzt will er mit der Borussia gegen den FCA erst einmal mit einem Sieg in die Rückrunde starten. "Wir haben über die Hinrunde schon eine positive Entwicklung genommen und haben aus unseren Fehlern gelernt. Es ist mir egal, ob mit einem 1:0, einem 2:0 oder einem 4:3 - wir wollen als Sieger vom Platz gehen."
Sein ehemaliger Mentor, Julian Nagelsmann, hat sich nach seinem Blitztor nicht bei Hack gemeldet. Habe er auch nicht müssen, meint der ehemalige U-Nationalspieler. „Klar ist es mein Traum, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Aber nach einem guten Spiel darüber zu reden, ist schon weit hergeholt. Ich gebe einfach weiter Gas.“ Wie beim Blitzstart gegen den VfB.